Brasilien/Nicaragua

Morde an Indigenen nehmen stark zu

Behörden ziehen keine Konsequenzen aus den Taten

Im vergangenen Jahr sind in Brasilien 182 Indigene ermordet worden, ein Anstieg um 61 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das berichtet der katholische Indigenenrat Cimi in seinem Jahresbericht. Cimi macht die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro für die Zunahme der Gewalt verantwortlich. Bolsonaro habe bereits in der Wahlkampagne 2018 erklärt, die von der Verfassung garantierte Landvergabe an die Indigenen zu stoppen. Von den 1299 Indigenengebieten Brasiliens warteten 832 immer noch auf ihre vollständige Legalisierung. Derzeit berät der Kongress über Projekte zur Reduzierung der indigenen Landrechte. Goldsucher, Holzhändler, illegale Fischer und Farmer würden für unerlaubtes Eindringen und Besitznahme von Land, illegale Förderung von Rohstoffen oder unerlaubtes Jagen nicht bestraft. Die Zahl dieser Fälle steigt seit dem Amtsantritt Bolsonaros im Januar 2019 stetig an. Auch aus Nicaragua gibt es besorgniserregende Nachrichten. Dort hat ein Massaker an Indigenen für Entsetzen gesorgt. Auf dem Kiwakumbaih, einer heiligen Stätte, die zugleich traditionelles Jagd- und Fischereigebiet der indigenen Bevölkerung ist, sind Indigene enthauptet und ihre sterblichen Überreste geschändet worden. Mindestens 13 Mayangna und Miskito sind bei dem Überfall durch nichtindigene Siedler gestorben. Das jüngste Opfer war ein sechsjähriges Kind. Dass es in Nicaragua wiederholt zu solchen Morden kommen konnte, führt Regina Sonk, Referentin bei der Gesellschaft für bedrohte Völker, auf ein weitgehendes Desinteresse der Behörden und Sicherheitskräfte an den Indigenen zurück. Ein Phänomen, das sich in weiten Teilen Südamerikas zeige.

Ausgabe 1/2022

Foto: KNA-Bild
Indigene warten vielerorts noch immer auf die versprochene Legalisierung ihres Landes. In Watoriki, Nordbrasilien, leben Yanomami in speziellen Rundbauten.