20 Millionen sollen in Hilfen für Betroffene fließen
Die katholischen Bischöfe in Kanada haben sich für das Leid entschuldigt, das durch die Beteiligung der Kirche am früheren Internatssystem für indigene Kinder verursacht wurde. Seit Ende Mai 2021 wurden in Kanada auf ehemaligen Internatsgrundstücken mehr als 1.000 Mal Gräber mit sterblichen Überresten von Kindern entdeckt. Im 19. Und 20. Jahrhundert waren mehr als 100.000 indigene Kinder oft zwangsweise in kanadischen Heimen untergebracht. Sie sollten dort an die »christliche Zivilisation « herangeführt werden. »Wir erkennen den schweren Missbrauch an, der von einigen Mitgliedern unserer katholischen Gemeinschaft begangen wurde: physisch, psychologisch, emotional, spirituell, kulturell und sexuell«, heißt es in einer Erklärung der kanadischen Bischöfe. Es ist die bislang umfassendste Äußerung der katholischen Kirche zu diesem Thema. Darin betonen die Bischöfe, dass viele katholische Religionsgemeinschaften und Diözesen an dem Internatssystem beteiligt gewesen seien, durch das es zur Unterdrückung der Sprachen, der Kultur und der Spiritualität der Indigenen gekommen sei. »Zusammen mit den katholischen Einrichtungen, die direkt am Betrieb der Schulen beteiligt waren und sich bereits entschuldigt haben, bringen wir unsere tiefe Reue zum Ausdruck und entschuldigen uns unmissverständlich«, schreiben die Bischöfe. Außerdem kündigen sie an, in den nächsten fünf Jahren umgerechnet etwa 20 Millionen Euro zur Förderung von Hilfsprojekten für indigene Missbrauchsbetroffene aus Internatsschulen aufzubringen. In allen Regionen des Landes sollen »Heilungs- und Versöhnungsinitiativen« finanziert werden. Damit soll ein Beitrag zur Bewältigung des »historischen und anhaltenden Traumas« geleistet werden, erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Raymond Poisson.
Ausgabe 1/2022