Forum Weltkirche - Zeitschrift für Kirche und Gesellschaft mit weltweitem Blick

Nigeria

Gemeinsam Frieden schaffen

Interreligiöse Fraueninitiative erhält Aachener Friedenspreis

Die interreligiöse Fraueninitiative Women’s Interfaith Council aus Nigeria, auch »Mütter für den Frieden« genannt, erhält den Aachener Friedenspreis 2021. Im nigerianischen Bundesstaat Kaduna setzen sich die mehr als 12.000 Christinnen und Musliminnen, die sich in der Initiative zusammengeschlossen haben, für ein friedliches Zusammenleben in ihren Dörfern und Stadtvierteln ein. Kaduna gehört zu den Krisenregionen des Landes. Oft geht es bei den Konflikten um Land, Weiderechte oder den Zugang zu Wasser. Der Streit zwischen Bauern und Viehhirten ist in den letzten Jahren eskaliert. Gehören die Streitparteien unterschiedlichen Religionen an, nehmen die Konflikte schnell eine religiöse Färbung an. Im Norden des Bundesstaates leben überwiegend Muslime, im Süden Christen. Seit mehr als 40 Jahren kommt es immer wieder zu ethnisch- religiösen Konflikten. So führte die Einführung der Scharia für Gebiete mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung im Jahr 2000 zu einer Serie langanhaltender Auseinandersetzungen. Aktuell ist der Bundesstaat stark von Entführungen krimineller Banden betroffen. missio Aachen unterstützt den Women’s Interfaith Council. »Wir freuen uns sehr, dass unsere Projektpartnerinnen und ihre Arbeit mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet werden«, erklärte missio-Präsident Pfarrer Dirk Bingener. »Viele der Frauen haben durch die gewaltsamen Konflikte enge Familienangehörige verloren. Sie hätten Grund gehabt aufzugeben, aber sie haben sich anders entschieden. Die Frauen sind Vorbilder für uns, und ihre Arbeit ist ein wichtiger Baustein für eine friedliche Zukunft Nigerias.« Gezielt wenden sich die Christinnen und Musliminnen der Friedensinitiative auch gegen den Missbrauch der Religion für politische Zwecke. Und sie fordern mehr Mitsprache für Frauen, denn diese sind in der patriarchalen Gesellschaft Nigerias an Entscheidungen meist nicht beteiligt, aber oft die Leidtragenden. Der Women’s Interfaith Council besteht aus 23 christlichen und muslimischen Frauenverbänden. Es ist eine von Laiinnen getragene Initiative. Nach Anschlägen suchen christliche und muslimische Frauen gemeinsam Betroffene auf und kümmern sich um die Opfer. Neben diesen Einsätzen organisiert die Initiative jedes Jahr ein umfangreiches Programm mit zahlreichen Workshops für Frauen, Jugendliche und Religionsführer, um Gewalt zu verhindern. Themen sind Friedensbildung, Konfliktanalyse und -transformation sowie interreligiöse Verständigung.

Ausgabe 1/2022

FOTO: HARTMUT SCHWARZBACH/MISSIO
Monica Musa (2.v.r.) hat ihren Sohn bei einem Terrorangriff verloren. Sie setzt sich gemeinsam mit anderen christlichen und muslimischen Frauen für Frieden im nigerianischen Bundesstaat Kaduna ein.