Forum Weltkirche - Zeitschrift für Kirche und Gesellschaft mit weltweitem Blick

100 Jahre Comboni-Missionare in Deutschland

 

Im Jahr 1921 wurde die Niederlassung in Ellwangen gegründet

von Reinhold Baumann und Ulrike Lindner

Sofern es die Corona-Lage bis dahin zulässt, wollen die Comboni-Missionare in Ellwangen vom 11. bis 13. Juni die Gründung ihrer ersten Niederlassung in Deutschland vor 100 Jahren feiern. Weltweit arbeiten derzeit mehr als 1.500 Comboni-Missionare gegen Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit.

Am 2. Februar 1921 wurde die erste Hausgemeinschaft in Deutschland bei Ellwangen in einer ehemaligen Mühle gegründet. Damals nannten sich die Comboni-Missionare noch »Söhne des Heiligsten Herzens Jesu«. Gegründet wurde der Orden schon 1867 von Daniel Comboni mit dem Ziel der Missionsarbeit in Afrika. »Als Comboni im Jahr 1881 im Sudan starb, hatte er nur eine Gruppe von 18 Missionaren um sich. Heute arbeiten mehr als 1.500 Comboni-Missionare weltweit daran, seinen Traum von Gerechtigkeit und vom Kampf gegen Ausbeutung und soziale Ungerechtigkeit zu verwirklichen«, sagt Pater Hubert Grabmann, Provinzial der Deutschsprachigen Provinz der Comboni-Missionare.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs stammte etwas die Hälfte der Missionare aus Deutschland und dem damaligen Österreich-Ungarn. Aufgrund der Kulturkampfgesetze gab es in Deutschland keine Ordensniederlassungen, so dass sich Interessenten aus dem Deutschen Reich bis dahin an Niederlassungen in Österreich wandten. Für sie hatten die Missionare Combonis seit 1895 ein Haus in Brixen in Südtirol. Die Missionare arbeiteten vor allem im Sudan und heutigen Südsudan.

Der Erste Weltkrieg führte zur Teilung der Gemeinschaft in eine deutsch- und eine italienischsprachige Kongregation. Die Deutschsprachigen, etwa 60 Priester, Brüder und Studenten, mussten einen neuen Standort finden. Pater Isidor Stang wurde für sie bei Ellwangen fündig. »Dank seines Eifers und seines gesunden Humors gelang es Pater Stang, das Haus im Josefstal zu beleben und junge Burschen als angehende Priesterund Brudermissionare zu werben«, berichtet Pater Baumann. Mit Hilfe von Spendern konnte 1925 in Ellwangen das Schülerseminar »Josefinum« eröffnet werden, das in seinen besten Zeiten über 130 Schüler beherbergte.

Nach der Wiedervereinigung des deutschen und italienischen Zweigs entstand im Jahr 1979 die deutschsprachige Provinz der »Kongregation der Comboni-Missionare vom Herzen Jesu« MCCJ. Sie umfasste acht Niederlassungen, sechs in Deutschland, eine in Österreich und eine in Südtirol. Heute arbeiten mehr als 1.500 Missionare in über 40 Ländern der Welt weiter für die Ziele ihres Gründers. Die Internationalisierung der europäischen Gemeinschaften ist in der gegenwärtigen Zeit ein vorrangiges Ziel. Die Comboni-Missionare wollen Brücke zur Weltkirche sein.

Mittlerweile leben in den Häusern der Deutschsprachigen Provinz noch 40 Mitbrüder. Das Provinzialat befindet sich in Nürnberg, während im Ellwanger Haus die Missionsprokura, das Provinzarchiv, die Zentrale des Gebets- und Förderkreises WdE (Werk des Erlösers), die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Station für alte und pflegebedürftige Mitbrüder untergebracht sind. Vor Ort gehören Mitarbeit in der Seelsorge, Jugend- und Erwachsenenbildung und die Bildungsarbeit für die Eine Welt dazu. »Wir hoffen, dass wir dieses bedeutende Jubiläum am Herz-Jesu-Fest (11.–13. Juni) mit Freunden, Ehemaligen, Ellwangern und allen Interessierten feiern können«, resümieren Pater Hubert Grabmann und Pater Reinhold Baumann. Aktuelle Infos unter: comboni.de.

 

FOTO: RAIMUND DÖRFLINGER
So sieht das Haus der Comboni-Missionare in Ellwangen heute aus. Es enthält unter anderem die Missionsprokura und die Station für betagte und pflegebedürftige Mitbrüder.