Buchrezension

 

Georg Evers, Unterwegs zwischen Ländern, Kulturen und Religionen. Erinnerungen

von Marco Moerschbacher

Der Autor lässt sein Leben Revue passieren und damit ziehen im Hintergrund Jahrzehnte epochaler Veränderungen in Kirche und Gesellschaft in Deutschland, aber auch weltweit, vorbei. Wie Georg Evers sein Leben und damit die Zeit von den 1930er-Jahren bis in die Gegenwart beschreibt und dabei analysiert – das offenbart ihn als Theologen von ganzem Herzen. Das wird auch deutlich in seinen Schilderungen über Aufbrüche und Schicksalsschläge in seinem Familienleben.

Dr. Marco Moerschbacher

Autor

Marco Moerschbacher

ist Afrikareferent beim Missionswissenschaftlichen Institut Missio e.V. (MWI) und in der Abteilung Theologische Grundlagen bei missio in Aachen, u. a. mit der Schwerpunktsetzung »Frieden zwischen den Religionen«. Darüber hinaus ist er Gastprofessor für Missionswissenschaften an der Katholischen Universität von Löwen (KUL) in Belgien.

Geboren 1936 in Emmerich am Niederrhein und damit geprägt von der Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre entschließt sich Georg Evers, nach dem Abitur in den Jesuitenorden einzutreten. Allein die Beschreibung seiner Ordensausbildung macht deutlich, wie sehr sich die Zeiten von den 1950er-Jahren bis heute geändert haben. Nach Noviziat und Philosophiestudium – auf Latein – in Pullach wird der junge Scholastiker zum Theologiestudium nach Japan geschickt – eine interkulturelle Erfahrung, die ihn in vielfacher Hinsicht nachhaltig prägt. Direkt nach seiner Priesterweihe im Jesuitenorden absolviert er Anfang der 1970er-Jahre in Münster ein Promotionsstudium bei Karl Rahner SJ. Er arbeitet über das Missionsverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils vor dem Hintergrund einer Neubewertung nichtchristlicher Religionen – eine weitere prägende Zeit für ihn.

Er entschließt sich, den Jesuitenorden zu verlassen, heiratet und tritt eine Stelle als Bildungsreferent am Hedwig- Dransfeld-Haus in Bendorf an – mit einem thematischen Schwerpunkt auf dem interreligiösen, besonders dem jüdisch- christlichen Dialog.

Ende der 1970er-Jahre wechselt Georg Evers als theologischer Referent ans Missionswissenschaftliche Institut Missio (MWI) in Aachen, wo er bis zum Ende seiner beruflichen Laufbahn im Jahr 2001 vorwiegend als Asienreferent tätig ist. Im zweiten Teil des Buches zeichnet er vor dem Hintergrund seiner zahlreichen Reisen zunächst nach Afrika und dann über Jahrzehnte nach Asien die theologischen und kirchlichen Entwicklungen dieser Kontexte nach – eine interkulturelle Theologie- und Kirchengeschichte, die die Aufbrüche, aber auch Brüche und Rückschläge der Kirche in der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils und – da die Kirche immer Teil der sie umgebenden Gesellschaft ist – natürlich auch gesellschaftliche Umbrüche in Ländern wie China oder Indien plastisch vor Augen führt. Es handelt sich um kirchliche und soziale Transformationsprozesse, die noch lange nicht abgeschlossen sind. Schwerpunkte sind dabei die Fragen des interreligiösen Dialogs sowie des Selbstverständnisses der Ortskirchen und ihrer Rolle in der jeweiligen Gesellschaft.

Auch die Jahre nach seiner Pensionierung führen Georg Evers auf verschiedene Recherchereisen in asiatische Länder wie Osttimor, Vietnam, Kambodscha. Seine Eindrücke von diesen Ländern und Ortskirchen machen die Vielfalt und die zentrale Bedeutung des Kontextes für jede theologische Arbeit deutlich.

In zahlreichen Veröffentlichungen – allein die Bibliothek von missio und MWI in Aachen verzeichnet mehr als 400 Titel unter seiner Autorenschaft – hat Georg Evers die Entwicklungen in asiatischen Ländern über Jahrzehnte beschrieben und analysiert, was er hier im Zeitraffer Revue passieren lässt. Dabei zeigt er seine zutiefst theologische Motivation, die man auch als ignatianische Spiritualität bezeichnen kann: die Zeichen der Zeit aufspüren und verstehen wollen, auf der Suche nach Gottes Wegen und nach Gottes Gegenwart heute.

Georg Evers
Unterwegs zwischen Ländern, Kulturen und Religionen. Erinnerungen,
St. Ottilien 2021

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Buch von Georg Evers, Unterwegs zwischen Ländern, Kulturen und Religionen