Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Wir leben im globalen Zeitalter der Migration. Das zeigen die aktuellen Zahlen des UNHCR: 68,5 Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. So viele wie nie zuvor. Dabei ist oft zu wenig bewusst, dass Flucht und Migration ein weltweites Phänomen sind. Denn in den politischen Debatten in Deutschland mit der entsprechenden medialen Aufmerksamkeit überwiegt ein einseitiges Bild, oder besser gesagt »Drohszenario«: Afrikanische Migrantinnen und Migranten stürmen die »Festung Europa«. Das vorliegende Heft widmet sich demgegenüber bewusst den Migrationskontexten, die sonst wenig im Mittelpunkt des Interesses stehen: Gemma Tulud Cruz analysiert die asiatischen Migrationsbewegungen und schafft ein Bewusstsein für die Not der Arbeitsmigrantinnen und -migranten sowie die pastoralen Antworten der asiatischen Ortskirche. Jorge E. Castillo Guerra richtet den Blick auf das Ausmaß der Migration in Lateinamerika und der Karibik. Um die 28,5 Millionen Menschen leben dort außerhalb ihrer Herkunftsländer – eine Lebensrealität, die auch in der Theologie sichtbar werden muss. Peter C. Phan widmet sich schließlich dem Gesamtphänomen von Flucht und Migration aus theologisch-ethischer Sicht. Seine Ethik der Migration setzt bei der Erinnerung an und erhebt sie zur Pflicht – auch für Migrantinnen und Migranten. Nicht vergessen, woher man kommt! Dieser Imperativ, den Phan zur ethischen Maxime erhebt, betrifft uns im Letzten alle, ganz persönlich. Welche Erinnerungen werden bei Ihnen wach? Wie sehen Sie den Zusammenhang von Migration und Erinnerung und wo sollte Ihrer Meinung nach eine Ethik der Migration ansetzen?
Ich wünsche Ihnen eine facettenreiche und nachdenklich stimmende Lektüre!
Miriam Leidinger
Von Peter C. Phan
Zum Zusammenhang von Migration und Erinnerung aus theologischer Perspektive I Noch nie waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute. Das zeigen die aktuellen Zahlen des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge 2018. Von den 68,5 Millionen Menschen auf der Flucht sind 25,4 Millionen Flüchtlinge, 40 Millionen Binnenvertriebene und 3,1 Millionen Asylsuchende. Das »Zeitalter der Migration« stellt die globale Gesellschaft vor zahlreiche Herausforderungen und verlangt nach neuen ethischen Antworten. Eine theologische Ethik der Migration sieht die Migranten in der Pflicht des Erinnerns und will sich an nichts Geringerem als dem Deus Migrator selbst messen lassen.
Von George E. Castillo Guerra
Migrationsbewegungen in Lateinamerika und der Karibik I Dem Thema Migration kommt auch in Lateinamerika immer größere Aufmerksamkeit zu. Kein Wunder: 28,5 Millionen Menschen aus Lateinamerika und der Karibik leben als Migranten außerhalb ihrer Herkunftsländer. Sie sind vor Armut und Gewalt geflohen und befinden sich in äußerst verletzlichen Situationen. Ihre Lebensrealität gilt es nicht nur pastoral, sondern auch theologisch aufzugreifen.