Forum Weltkirche - Zeitschrift für Kirche und Gesellschaft mit weltweitem Blick

Brasilien

Bolsonaro will Indioreservat ausbeuten

Militär und Bergbaulobby auf der Seite des Präsidenten

Heft 3/2019 l Brasiliens neu gewählter Präsident Jair Messias Bolsonaro will das Indigenenreservat Serra do Sol für die wirtschaftliche Ausbeutung freigeben. Das 2009 eingerichtete Schutzgebiet sei »das reichste Gebiet der Welt« und müsse »radikal ausgebeutet« werden. Im Gebiet der Raposa soll es Gold und Diamanten in großen Mengen geben, ebenso Erze und Mineralien. Auch die weltweit größten Vorkommen des seltenen Schwermetalls Niob sollen hier lagern. Bolsonaro hatte sich bereits im Wahlkampf gegen die Einrichtung von Indigenenreservaten und für die Ausbeutung des Amazonasgebietes ausgesprochen. Brasiliens Oberstes Gericht hatte den Indigenen 2009 das 1,7 Millionen Hektar große Reservat zugesprochen. Bereits seit den 1970er Jahren hatten die Indigenen für ihr Land vor Gericht gekämpft. Mehr als zwei Dutzend indigener Anführer waren von weißen Siedlern getötet worden. Starker Widerstand gegen die Einrichtung des Gebiets kam seinerzeit auch von Brasiliens Militärs. Sie fürchteten um die Souveränität über einen wichtigen Grenzstreifen. Bolsonaros Regierung gehören zahlreiche Militärs an. Zudem haben Vertreter der Agrar- und Bergbaulobby einen starken Einfluss in seiner Regierung, was zu Lasten des Schutzes von Umwelt und Minderheiten führen könnte. Den Indios soll nach Angaben Bolsonaros als Ausgleich eine Gewinnbeteiligung an den Erlösen zufallen. Außerdem müsse man sie in die Gesellschaft integrieren, sagte er. Dagegen hielt der Indigenenmissionsrat der katholischen Kirche: »Es ist eine rückständige Auffassung zu glauben, dass Indigene, die auf dem ihnen zugeteilten Land leben, nicht in die Gesellschaft integriert seien«. Die in der Schutzzone lebenden Völker der Macuxi, Wapichana, Taurepang, Patamona und Ingarico hätten ein in der Verfassung von 1988 verbürgtes Recht auf ihr Land.

 

Foto: KNA-Bild
Demonstration für den Präsidentschaftskandidaten Jair Messias Bolsonaro auf der Avenida Paulista in São Paulo am 9. September 2018. Bolsonaro ist als überdimensionaler Luftballon dargestellt.