von Michael Wüstenberg
Ein wichtiges Thema der Amazonassynode wird die Frage nach der Feier der Eucharistie sein, Quelle und Gipfel des ganzen christlichen Lebens (LG 11). Doch diese Quelle tröpfelt kläglich in vielen Teilen der Welt, weil die Priester fehlen. Auch im wasserreichen Amazonien. Es ist an der Zeit, nicht nur auf die sogenannten viri probati, die »bewährten Männer«, zu schauen, sondern auf »bewährte Gemeinden « zurückzugreifen.
Michael Wüstenberg
Bischof em. der Diözese Aliwal, Südafrika (2008–2017), zuvor Generalvikar der Diözese Aliwal und Professor am Priesterseminar in Pretoria
Was fehlt uns ohne Eucharistie? Wer sie schätzt, wird die Frage schnell beantworten können: die reale Erfahrung inniger Einheit mit Gott, des Göttlichen in uns; die Erinnerung des Beschenktseins, das zu kreativer Dankbarkeit führt, die sich in Großzügigkeit übersetzt; die universale Gleichheit. Im Vorbereitungsdokument für die Amazonassynode heißt es: »Zugleich verbindet sich das Blut, mit dem so viele Frauen und Männer den Boden Amazoniens getränkt und das sie für das Wohl seiner Bewohner und des Territoriums vergossen haben, mit dem Blut Christi«.
Zum Jahreswechsel 2006/2007 war ich mit Bischof Fritz Lobinger in Brasilien unterwegs. Er hatte als Mitarbeiter am Pastoralinstitut »Lumko« (bedeutet in der Sprache der Xhosa »Weisheit«) der Bischofskonferenz des südlichen Afrika in Johannesburg, Südafrika, reiche Erfahrung mit Laiendiensten gesammelt. Während seiner gut 20 Jahre als Bischof von Aliwal in Südafrika erforschte er immer wieder die Ordination geeigneter Personen und untersuchte die Erfahrungen anderer Kirchen damit. Auf unserer Reise wollten wir uns mit Theologen und Bischöfen über die Möglichkeit der Berufung von Teams ordinierter Gottesdienstleiter austauschen.
Viele denken dabei an das Stichwort viri probati, das am besten durch »geeignete Personen« (personae probatae) ersetzt werden sollte. Das sind Personen, die sich aufgrund ihres Einsatzes, ihrer Kenntnisse und ihres Charakters bewährt haben und dann ordiniert werden, um in ihren Gemeinden die Eucharistie und auch Krankensalbung zu feiern. Angesichts der Amazonassynode stellt sich nun die Frage, ob die lateinamerikanischen Bischöfe den Weg zur Zulassung von solchen bewährten Personen zur Feier der Eucharistie auftun werden. Was ist angesichts einer weltweiten »eucharistischen Hungersnot« zu tun?
Bischof Lobinger war aufgrund vorheriger Erfahrungen 2007 eher skeptisch, so eine Frage auf einer Synode zu behandeln. Er setzt auf Pilotprojekte: Einzelne oder Gruppen von Diözesen sollten sich konkrete Lösungen von Rom genehmigen lassen. Der Vorteil dieser Vorgehensweise: Diejenigen mit wenig Problemdruck könnten sich Zeit lassen, während drängende Lösungen schnell auf den Weg gebracht werden könnten. Im festen Band des Glaubens an Christus geeint, in Concordia, könne man in Detailfragen durchaus sehr verschiedene Lösungen praktizieren – das hat bereits die frühe Kirche Nordafrikas gezeigt. Papst Franziskus spricht selbst immer wieder die Regionalisierung von Entscheidungen an. Zu verschieden sind die Kontexte inzwischen.
Das Thema der verheirateten Priester wurde von Papst Franziskus selbst wieder ins Spiel gebracht. Auf seiner Rückreise vom Weltjugendtag in Panama im Januar 2019 schloss er ein Wahlzölibat für sich persönlich aus und bezog sich dann auf Bischof Lobinger und seinen Vorschlag, verheiratete Männer in entlegenen Gegenden wie den Fidschi-Inseln zu weihen, wo die Eucharistie nur selten gefeiert werden kann. Der Spur des Papstes folgend lohnt es sich, diese Gedankengänge und Vorschläge Lobingers neu in Erinnerung zu rufen. Das Problem ist weit verbreitet, wie die Situation in Amazonien zeigt. Dabei sind es gerade die Armen, die von der Teilhabe am eucharistischen Mahl ausgeschlossen werden. Das eucharistische Brot symbolisiert eigentlich die universale Solidarität und erlebte Verbundenheit, Communio. Doch welche Bedeutung kommt ihr zu, wenn die Armen am Rande von ihr ausgeschlossen sind? Wer von denen, die das Brot (noch) regelmäßig in der Eucharistie empfangen, könnte notwendige Veränderungen verweigern wollen, die auch den Armen den Zugang zum eucharistischen Brot – und Blut – ermöglichen?
Im Jahr 2003 veröffentlichten Bischof Lobinger und der Pastoraltheologe Paul Zulehner das Buch »Leutepriester«, das wie der Artikel »Pauluspriester – Korinthpriester«, der 2002 in Christ in der Gegenwart erschienen ist, vielen immer wieder als Diskussionsgrundlage diente. Darin setzen sie sich nicht für die Erweiterung des bisher bekannten Priestermodells um verheiratete Priester ein, sondern für die Zulassung eines ganz anderen Typs von Priestertum, der komplementär mit den real existierenden Priestern, wie wir sie kennen, als Team zusammenarbeitet. Es geht nicht um sogenannte Hauptamtliche. Es geht um die konsequente Fortführung dessen, was sich in Gemeinden mit dem Aufbau gemeinsamer Dienste bereits bewährt hat.
Es geht also nicht zunächst und womöglich vorschnell um »bewährte Personen«, sondern vor allem um »bewährte Gemeinden«. Das kam auch bei den Workshops in Brasilien zur Sprache, die wir während unserer Reise besuchten. Partizipation geschieht in vielen Feldern des Gemeindelebens und die Gottesdienstleiter sind ein wichtiger Bestandteil davon. Partizipation geschieht in verantwortungsvoller Zusammenarbeit: Der Priester und die Hauptamtlichen sind wesentliche Ausbilder und Begleiter. Wichtig ist jedoch, dass die »Hauptamtlichen« an einem Strang ziehen, von einer gemeinsamen Vision erfüllt sind und die Bedeutung ihrer Identität erkennen und wertschätzen, dies wollen und können! Die Zusammenarbeit fördert ein komplementäres Miteinander aller im Dienst der Evangelisierung und gegenseitiges Vertrauen.
Das bringt Herausforderungen für ihre Ausbildung. Viel mehr als bisher werden Bistumspriester für spirituelle Begleitung gefragt sein – als »Sendboten der Einheit«, wie Lobinger betont. In Südafrika übernahm das Lumko-Pastoralinstitut in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle. Es entwickelte in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils Materialien und Kurse, um pastorale Mitarbeiter für sozialen Einsatz, die Ausbildung von Laiendiensten und den Gemeindeaufbau zu befähigen. Teilnehmer solcher Kurse waren in der Regel Leute, die bereits etwas Berufserfahrung gesammelt hatten. Solche Institute wären dringend nötig, wenn es um die Befähigung zur Begleitung bewährter Personen geht.
Lobinger hat gerne kalkuliert, was das in Zahlen bedeutet und ich möchte alle einladen, diese Rechnung für ihre Diözese selbst anzuwenden: Wo gibt es bewährte Gottesdienstorte in der Diözese? Vielleicht sind es nur ein Viertel der Gemeinden oder weniger. Für jeden ausgewählten Ort benötigt man mehrere Teams, die sich ablösen können, also etwa sechs bis neun Leute. Schnell wird man damit auf eine recht hohe Zahl an Personen für Pilotprojekte kommen. Ob man so viele Kandidaten in einer Gemeinde finden kann, war bei den Workshops in Brasilien manchen fraglich.
Die zu ordinierenden Gottesdienstleiter sollen als Team arbeiten, schon um die Abhängigkeit von Einzelpersonen zu vermeiden. Teams verhindern auch leichter Klerikalismus – Charaktere, die dominieren wollen, werden eher wegbleiben. Eine Gemeinde kann aus Verlustangst eher geneigt sein wegzusehen, wenn eine Einzelperson disziplinarische Probleme bekommt. Darüber hinaus arbeiten Gottesdienstleiter mit vielen anderen Rollenträgern wie Lektoren, Kantoren, Chor und Musikern zusammen. Also: Wenn es um die Ordination probater Personen geht, geht es paradoxerweise nicht um Kontexte, in denen der Priestermangel am größten ist, sondern um Kontexte mit den besten Aussichten für eine verheißungsvolle Zukunft.
Manchmal denke ich über die große Langsamkeit
nach, wenn es um Entwicklungen
in der Kirche geht. Lobinger legte
Gedanken zu probaten Personen schon 1983 vor.
Die praxiserprobte Bewährung im ehrenamtlichen Dienst ist ein entscheidendes Kriterium für die Beurteilung der Kandidaten. Die Eignung und Berufung wird also von der Gemeinde selbst ausgesprochen: Jemand, der sich bereits im Dienst bewährt hat, der dafür ausgebildet wurde, überzeugt. Vielleicht kann man es so sagen: Diese Berufenen nehmen nicht den Bibliotheksgeruch von Akademikern an (auch wenn sie von denen gefördert werden), sondern den Stallgeruch der »Herde«, wie Papst Franziskus das ausdrückte. Als in meiner Diözese Frauen und Männer als Gottesdienstleiter (leader) bei der jährlich wiederholten Beauftragung in der Diözese namentlich aufgerufen wurden, antworteten sie nicht wie üblich »Hier bin ich«, sondern mit »Ich rieche wie die Schafe«. Ein Ausdruck ihrer Herkunft: Die Beauftragten kamen aus den Kleinen Christlichen Gemeinschaften (KCG) der Gemeinde und waren also vor Ort und in ihrer Nachbarschaft verwurzelt; sie kannten die Menschen und ihre Freuden und Sorgen.
Der inzwischen jahrzehntelange Umgang mit Bibelteilen hat ein ganz neues Selbstbewusstsein unter Katholiken in Afrika und Asien hervorgerufen. Biblische Spiritualität, gemeinsam erworben, prägt die leader, die aus KCG hervorgehen. Das regelmäßige Bibelteilen hat zudem die Qualität der Predigten – auch der von Priestern – deutlich verbessert, weil gehört wird, wie die Leute Evangelium und Leben miteinander verbinden. Dazu passt ein persönliches Erlebnis: Ein Beerdigungsteam in der Diözese Aliwal berichtete von einer Beerdigung in Umlamli. Die Besucher waren positiv angetan von der Feier mit den vielen »Priestern«. Damit meinten sie die leader. Was so manchen ängstlichen Identitätenhüter erschrecken könnte, war von den mit Kirchensprache nicht so Vertrauten als Ausdruck der Freude über die Qualität des Dienstes gemeint.
Die ordinierten Teammitglieder kommen nicht von außen. Keiner wird »aufgedrückt«. Bewährte ordinierte Gemeindemitglieder sind ein erster Schritt auf dem Weg zu einer Praxis, in der, wer allen dient, auch von allen gewählt werden sollte. Im Grunde genommen ändert sich gar nicht so viel im Leben der »bewährten Gemeinden«, wenn bereits eine gut eingespielte Zusammenarbeit besteht, in der die Priester wesentlich die Aufgabe der Begleitung der leader, der Ausbildung und Fortbildung innehaben. Entscheidend ist, dass nun die Eucharistie gefeiert und auch die Krankensalbung erteilt werden kann.
Bewährte ordinierte Gottesdienstleiter aus »bewährten Gemeinden« werden nur im Blick auf ihre eigene Gemeinde geweiht. Sie sind ortsgebunden, der Gemeinde verpflichtet, die sie will und sie berufen hat. Das Subjekt der Berufung sind die Gemeinden, die die Leute am besten kennen, ihre Talente und ihren Charakter. Die Vollmacht dieser Ordinierten kann nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich befristet und dann erneuert werden. Sollten sich einige in der neuen Aufgabe nicht bewähren, kann man die Vollmacht entziehen – und gegebenenfalls später auch wieder aufleben lassen.
Wenn ordinierte Gottesdienstleiter umziehen, in Brasilien zum Beispiel von Manaus, wo sie eingeführt sind, nach Maringá, wo es diese Aufgabe nicht gibt, ruht ihre Vollmacht. Und auch wenn es in Maringá den Einsatz probater Ordinierter gäbe, würden sie nicht automatisch dort weitermachen, sondern müssten von ihrer Gemeinde dort als bewährt identifiziert und gewollt werden.
Die Voraussetzung, bestehende Gemeinden mit genügend bereits überzeugend Engagierten zu finden, ist in Amazonien, in vielen Kirchen Lateinamerikas mit ihren Basisgemeinschaften und Círculos Bíblicos, in Afrika mit den KCG, in Papua-Neuguinea und auf den Fidschi-Inseln eher wahrscheinlich. Dort haben sich die Communio-Theologie und eine partizipative Gemeindeentwicklung an vielen Orten konsequent und nachhaltig durchgesetzt. Dort gibt es bereits eine vertrauliche Zusammenarbeit von Gemeinschaften, aktiven Laien und Priestern.
Es gibt auch Beispiele in deutschen Diözesen oder in Teilen von Diözesen. Die Ideen sind ja seit langem verbreitet worden. Ansätze hat es gegeben wie mit Hauskreisen in der DDR und mit Familienkreisen; aber die erscheinen oft eher als Randphänomen und abhängig von entsprechend begeisterten Priestern. Modell für Gemeindebildung oder Teil eines gemeinsamen Vorgehens, wie ein Pastoralplan in Südafrika (1989), sind sie nicht geworden. Die erwähnten Erfahrungen von Umlamli sind in die Ausbildung von Beerdigungsleitern im Bistum Hildesheim eingeflossen. In einem Prozess gegenseitiger Befruchtung und Weiterentwicklung zielt deren Ausbildung nicht auf bloß technische Kenntnis des Ritus, sondern zunächst auf Glaubensvertiefung und Spiritualität. Es gibt also durchaus Bewährungsmerkmale von Gemeinden auch im deutschsprachigen Bereich. Der pastorale Schwerpunkt in Deutschland, so scheint es, lag jedoch lange eher auf der Erstkommunionvorbereitung als auf der Vorbereitung dauerhafter Communio – die sich dann auch der Erstkommunion annehmen könnte.
In der Schweiz bekam ich nach einem Workshop die folgende Rückmeldung: Ich hätte mein Hauptaugenmerk auf KCG und leader gerichtet, aber kaum auf viri probati. Hatte ich die Chance verpasst, etwas voranzutreiben? Meine Absicht war und bleibt jedoch, die Grundlagen für »bewährte Personen« – nämlich »bewährte Gemeinden« – darzustellen und welche Chancen verpasst werden, wenn man keine partizipative Gemeinde aufbaut. Gerade weil viele Bischöfe gegenüber der Einführung der Ordination von probaten Personen skeptisch sind, wäre es gut, Vertrauen durch bewährte Praxis zu schaffen und zu erhalten. Gute Erfahrungen mit »bewährten Gemeinden« könnten Bischöfe ermutigen, wagemutige Schritte zu tun.
Manchmal denke ich über die große Langsamkeit nach, wenn es um Entwicklungen in der Kirche geht. Lobinger legte Gedanken zu probaten Personen schon 1983 vor. Beharrlich hat er das Thema auch mit anderen immer wieder gründlich bedacht. Mit einem biblischen Bild gesprochen: In der jungen Kirche Jerusalems fühlten sich die griechischen Witwen vernachlässigt, sagt die Apostelgeschichte. Mit der jetzt gespürten Langsamkeit würden ihre Skelette wohl noch immer an den Tischen in Jerusalem auf ihre Dienste warten. Doch Kirche kann auch anders: Sie hat eine Tradition, beherzt und zeitnah Lösungen für Probleme zu finden, etwa mit der Übertragung des Vorsitzes der Feier der Eucharistie von Bischöfen auf Presbyter. Wo die Dringlichkeit dieser Frage der Eucharistie abgetan wird, könnte der Episkopat den außergewöhnlichen Schritt wagen, etwa in der Fastenzeit mit einem eucharistischen Fasten auf die eucharistische Hungersnot zu antworten und keine einzige Eucharistie feiern. Dann können die, die privilegiert sind, diese jeden Tag zu feiern, spüren, was denen fehlt, die sich nach dem Familienmahl der Kirche sehnen.
In der afrikanischen Kirche ist das Bild von der »Kirche als Familie Gottes« vertraut. In meiner Diözese Aliwal gibt es auch aus demografischen Gründen immer weniger Männer, so dass nicht genug probate Personen zur Verfügung stehen. Sollte man wagen, auch darüber nachzudenken, ob Frauen das Familienmahl »zubereiten« könnten? Die Debatte scheint auf dem Diskussionsstand von 1994 mit der verbal gewichtigen Position von Johannes Paul II. in Ordinatio Sacerdotalis abgeschlossen: Die Kirche habe keinerlei Vollmacht, Frauen zu Priestern zu weihen. Könnten aber bei seinem gleichzeitig ausgedrückten Respekt für Frauen gerade biblische Experten und Dogmatiker darüber nachsinnen und Vorarbeit leisten, ob die dem Petrus (Mt 16,19) und allen (Mt 18,18) gegebene Vollmacht zu lösen oder zu binden auch hier eine Lösung bringen kann? Könnten wir in Einmut darum bitten (Mt 18,19), auch wenn wir ziemlich verschiedener Meinung sein mögen, um der Brüder und Schwestern willen? Die Frage ist nicht neu. Sie verdient zügiges Angehen.
Am Ende kommt alles darauf an, ob man eine partizipative oder eine Dienstleistungskirche will. Am Amazonas findet man diesbezüglich bereits kreative Ansätze. Aufgabe der Kirche ist es, den Getauften den Raum für die Entfaltung ihrer Talente zur Verfügung zu stellen, heißt es in der brasilianischen Kampagne für den »Zehnten«, mit der seit vielen Jahren für finanzielle Unterstützung (eher ein statt zehn Prozent) und um Mitarbeit in der Kirche geworben wird. Vielleicht kann die Synode mit frischen Ideen die Ordination von Personen inspirieren, die sich in der Partizipation bewährt haben. Vielleicht kann sie einen Vorschlag für die ganze Region beschließen. Oder sie mag auch bewährte Situationen in ihrem Bereich sehen, für die einzelne Diözesen Pilotprojekte in Rom beantragen können. Eher zögerliche Bischöfe, die derzeit das Problem mangelnder Eucharistiefeiern nicht haben, denen »bewährte Gemeinden« fehlen oder die für sich Bedenken haben, könnten auf jeden Fall in mitfühlender Concordia, der Not ihrer Schwestern und Brüder wegen, mutige Schritte in deren Diözesen oder Regionen mittragen und stützen.
Der 1929 in Regensburg geborene Fritz Lobinger ging bereits ein Jahr nach seiner Priesterweihe 1955 als Fidei-Donum-Priester nach Südafrika. 1970 wurde er Mitarbeiter des damals im Homeland der Transkei gelegenen Lumko-Pastoralinstituts, das als »missiologisches Institut« und für Katechistenausbildung gegründet worden war und es sich zur Aufgabe machte, das Zweite Vatikanische Konzil in der südafrikanischen Kirche umzusetzen. 1986 erfolgte die Ernennung zum Bischof von Aliwal. Unermüdlich hat Lobinger zur Verbreitung eines neuen Gemeindeverständnisses und Modells kirchlichen Lebens beigetragen.
Kleine Christliche Gemeinschaften – der Name ist Programm. Kirche wird im Kleinen gelebt, bezogen auf das Wort Gottes und in einer Gemeinschaft von Gemeinschaften. Das bedeutet: – Christinnen und Christen teilen ihren Glauben dort, wo sie leben, und treffen sich zum Beispiel in der Nachbarschaft, in einem Dorf oder in einem Wohnviertel. – Christinnen und Christen lesen gemeinsam das Wort Gottes, die Bibel. Sie beziehen Gottes Wort auf ihr Leben. – Die weltweite Gemeinschaft der Kirche wird in den Kleinen Christlichen Gemeinschaften konkret. Die Menschen kümmern sich umeinander, setzen sich für soziale Belange in der Nachbarschaft ein und gestalten das Gemeindeleben aktiv mit. Das Lumko-Pastoralinstitut in Johannesburg, Südafrika, hat zur Entstehung und Entwicklung Kleiner Christlicher Gemeinschaften maßgeblich beigetragen. Dort wurden zum Beispiel die sieben Schritte des Bibelteilens und viele weitere Materialien zur Ausbildung und Befähigung von Laien als leader ihrer Gemeinschaft oder Gemeinde entwickelt. Mehr Informationen und Lesetipps zum Thema finden Sie hier: www.missio-hilft.de/informieren/wofuer-wir-unseinsetzen/ kleine-christliche-gemeinschaften/
Kohn, Kuno/Wüstenberg, Michael (Hrsg.), Ehrenamtliche Begräbnisleiter als Osterzeugen in den Gemeinden, Würzburg 2016.
Lobinger, Fritz, Wie Gemeinden Priester finden. Ein Weg aus dem Pfarrermangel, Wien 1998.
Lobinger, Fritz, Every Community its own Ordained Leaders. A picture book for discussing the shortage of priests, Quezon City 2008.
Zulehner, Paul M./Lobinger, Fritz/Neuner, Peter, Leutepriester in lebendigen Gemeinden. Ein Plädoyer für gemeindliche Presbyterien, Ostfildern 2003.