Ruanda

Genozid-Konferenz hat über Ursachen und Prävention beraten

Kirche steht wegen Amnestie-Wunsch in der Kritik

Heft 4/2019 | 25 Jahre nach dem Völkermord in Ruanda hat in Kigali, der Hauptstadt des Landes, eine internationale Konferenz zum Thema Genozid-Prävention stattgefunden. Vertreter aus Politik,  Gesellschaft, Wissenschaft sowie von Opfervereinen haben dabei über die Ursachen und die Aufarbeitung von Völkermorden beraten. Eine der Diskussionsrunden beleuchtete die »Rolle von Staat, Kirche und Medien in der Verbreitung von Genozid-Ideologie «. Anhand konkreter Beispiele wurde verdeutlicht, wie eine Einteilung nach Volksgruppen Gesellschaften rund um den Globus »polarisiere«. Unter den Rednern waren unter anderen der ehemalige nigerianische Präsident Olusegun Obasanjo, der Präsident der ruandischen Versöhnungskommission, Bischof John
Rucyahana, sowie der UN-Sonderberater für die Verhütung von Völkermord, Adama Dieng. Die Massaker extremistischer Hutu an Tutsi und gemäßigten Hutu, denen vom 7. April bis Mitte Juli 1994 nach Schätzungen 800.000 Ruander zum Opfer fielen, zählen zu den dunkelsten Kapiteln in der Geschichte der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert. Tausende Tutsi hatten sich damals im Vertrauen auf Schutz in katholische Kirchen geflüchtet. Doch etliche Priester lieferten sie ihren Verfolgern aus, wurden zu Komplizen der Mörder und manche töteten sogar selbst. Es dauerte 22 Jahre, bis sich die katholische Kirche 2016 zu einem Schuldbekenntnis entschloss, das ein geteiltes Echo fand. Kritiker bemängelten das fehlende Eingeständnis eines institutionellen  Versagens. Auch Papst Franziskus hielt das Schuldbekenntnis offenbar für unzureichend: Anlässlich einer Audienz für Ruandas Präsident Kagame im Vatikan bat er im März 2017 um Vergebung für die »Sünden und Fehler der Kirche und ihrer Mitglieder«. Umso deutlicher haben Politiker, Opfervereine und Akademiker vor diesem Hintergrund die ruandischen Bischöfe kritisiert, die am 7. April  2019 eine Amnestie für alte und kranke Täter forderten. Die Ruandische Bischofskonferenz entschuldigte sich daraufhin für den Zeitpunkt des Appells – den Jahrestag des Völkermord-Beginns.  Der ruandische Justizminister, Johnston Busingye, sagte, die Kirche solle zuerst ihre eigene Geschichte und ihre Verbindung zum Genozid-Regime aufarbeiten, statt für eine  »Generalbegnadigung« zu plädieren.

Foto Friedrich Stark
Fotos ermordeter Opfer des Genoziods von 1994 im Genocide Memorial in Kigali, Ruanda