Heft 4/2019 | Papst Franziskus hat die politischen Führer des Südsudans eindringlich zum Einsatz für den Frieden aufgerufen, indem er vor ihnen niederkniete und ihnen die Füße küsste. Die überraschende Geste war der emotionale Höhepunkt einer ungewöhnlichen diplomatischen, geistlichen und ökumenischen Initiative. Auf Vermittlung des anglikanischen Primas Justin Welby sind Südsudans Präsident Salva Kiir, ein Katholik, und sein verfeindeter Rivale, Rebellenführer Riek Machar, ein Presbyterianer, zu einer zweitägigen Begegnung im Vatikan zusammengekommen. Der Papst appellierte an die beiden: »Vergessen wir nicht, dass Gott uns politischen und religiösen Führern die Aufgabe anvertraut hat, sein Volk zu leiten. Er hat uns viel anvertraut, umso mehr wird er deswegen von uns verlangen! Ich bitte euch von Herzen: Bleibt im Frieden. « Franziskus kündigte eine ökumenische Friedensreise in den Südsudan an. Das Land steht vor einem Bürgerkrieg,
wenn das Friedensabkommen von Addis Abeba und die geplante Übergangsregierung scheitern. Der Comboni-Missionar P. Gregor Schmidt, der seit Jahren im Südsudan arbeitet, glaubt nicht daran, dass Kiir und Machar tatsächlich noch viel Macht im Land besitzen. »Sie haben wenig Einfluss darauf, was tatsächlich im Busch passiert. Es wäre das Beste, wenn beide ihre Schuld eingestünden und zurückträten «, sagte er in einem Interview mit katholisch.de. Kiir sei eine Marionette seiner Berater und des DinkaÄltestenrates. Machar sei lediglich Repräsentant seines Volkes der Nuer und vertrete nicht die Opposition als Ganze. Sehr skeptisch zeigt er sich im Blick auf die Friedensverhandlungen: »Ich halte sie für einen Trick, um die Gelder der UNO und der Hilfsorganisationen so lange wie möglich einzustreichen. Hunderte Millionen Dollar an Hilfsgeldern werden ins Land gespült, wovon über die Hälfte, oder sogar mehr als zwei Drittel, im System versanden.«