Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
»Getauft und gesandt« – das ist das Motto des Außerordentlichen Monats der Weltmission. Mit seiner Initiative lenkt Papst Franziskus die Aufmerksamkeit auf einen Aspekt, der beim Thema Mission aufgrund der Kolonialgeschichte mit Recht oftmals vernachlässigt wurde: die missio ad gentes, die Sendung aller Christinnen und Christen zu den Völkern. Das Thema ist nicht einfach. Erfahrungen von Zwangsbekehrung und Unterdrückung in der Missionsgeschichte werfen bis heute ihre Schatten. Der Versuch, den eigenen Glauben als die bessere Alternative im Vergleich zu anderen Auffassungen zu präsentieren, ist verpönt. Wie also heute antworten auf die Aufforderung Jesu: »Geht hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen! « (Mk 16,15)?Was kann es bedeuten, als Christinnen und Christen »missionarisch in derWelt« zu sein? Der Außerordentliche Monat der Weltmission ist eine Einladung, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen.
Das vorliegende Heft will zu dieser Auseinandersetzung beitragen. So zeichnet Christian Tauchner zunächst die Genese und Bedeutung des Außerordentlichen Monats der Weltmission aus missionswissenschaftlicher Sicht nach und Thomas Manjaly erörtert die biblische Fundierung des Mottos »Getauft und gesandt« im Zusammenhang mit dem Vers aus dem zweiten Korintherbrief »Wir sind Gesandte an Christi statt«. Mission heute hat aber auch konkrete Auswirkungen auf die Praxis: Norbert Neuhaus widmet sich dem umstrittenen Thema Konversion und berichtet von der Taufe von iranischen und afghanischen Katechumenen in Deutschland und Andreas Fritsch stellt den Kirchenentwicklungsprozess im BistumMünster vor, bei dem die Charismen der Einzelnen im Mittelpunkt stehen. Jon Sobrino, schließlich, weitet den Blick und bringt eine lateinamerikanische Perspektive mit ein, indem er zwei Märtyrer der Gegenwart aus El Salvador vorstellt: Erzbischof Oscar Romero und Pater Pedro Arrupe. Die verschiedenen Beiträge stellen sowohl Chancen als auch Risiken von Mission in der Gegenwart dar und machen deutlich, wie wichtig es ist, darüber im Gespräch zu bleiben – auch innerkirchlich.
Viel Freude beim Lesen!
Ihre
Miriam Leidinger
von Andreas Fritsch
Kirche aus der Kraft der Taufe sein | So wie in vielen anderen deutschen Diözesen auch, hat sich das Bistum Münster die Stärkung von Prozessen lokaler Kirchenentwicklung basierend auf der Taufberufung aller auf die Fahnen geschrieben. In diesem Beitrag werden Praxiserfahrungen zu sogenannten Charismenkursen wie auch erste Überlegungen zu neuen Leitungsmodellen im Bistum Münster dargestellt. Am Ende bleibt bei allem die Erfahrung: Man muss einfach nur mal anfangen – dann kommen Bilder, Haltungen und Rollenzuschreibungen in Bewegung. Nicht das Schlechteste in diesen kirchlichen Umbruchzeiten.
von Norbert Neuhaus
Erfahrungen mit iranischen und afghanischen Katechumenen | Es ist ein Geschenk, aber auch eine große Herausforderung, wenn Geflüchtete aus muslimischen Ländern den Ruf verspüren, Christ zu werden und sich in Deutschland taufen zu lassen. Oftmals werden sie dann aus der muslimischen Gemeinschaft ausgeschlossen und erhalten Drohungen. Gleichzeitig zeigen sich viele Gemeinden, auch wenn ihr Engagement für die Flüchtlinge groß ist, häufig überfordert mit den Katechumenen und ihren Fragen zum christlichen Glauben. Der gemeinnützige Verein »Freunde des Messias e.V. – Treffpunkt Betanien « möchte am Christentum interessierten Menschen aus muslimisch geprägten Ländern eine geistliche Heimat geben und begleitet sie auf ihrem Weg zur Taufe.