Vatikan

 

Amazonassynode endet mit neuen Initiativen für die Kirche

Franziskus verurteilt Überlegenheitsdenken

Mit einem Votum für verheiratete Priester in entlegenen Regionen ist die Amazonassynode, die sich mit sozialökologischen Herausforderungen der Region sowie neuen Wegen in der Seelsorge befasste, zu Ende gegangen. Eine Zweidrittelmehrheit der Synodenväter stimmte dafür, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass verheiratete katholische Diakone zu Priestern geweiht werden können. Eine allgemeine Aufhebung des Zölibats ist damit nicht verbunden. Weiter spricht sich das Schlussdokument für weibliche Gemeindeleiterinnen aus. Die Frage einer Zulassung von Frauen zum Diakonat soll weiter erörtert werden. Papst Franziskus selbst bewertete die Sondersynode als Neuaufbruch für die katholische Kirche. Der Schrei der Armen und der Erde sei von Amazonien herübergelangt. »Nach diesen drei Wochen können wir nicht so tun, als hätten wir ihn nicht gehört«, sagte er. Die Kirche müsse ihre »behaglichen Gestade« verlassen und aufs offene Meer hinaus. Bei einer feierlichen Messe zum Abschluss der Synode im Petersdom sprach Franziskus von einem »vernarbten Antlitz Amazoniens«. Nachdrücklich verurteilte der Papst ein Überlegenheitsdenken auch unter Katholiken. Aus dem Gedanken heraus, besser zu sein, würden die Traditionen anderer verachtet, ihre Geschichte ignoriert, Territorien besetzt und Güter in Beschlag genommen, weil man deren Eigentümer für rückständig und unbedeutend halte. Gerade die Indigenen hätten auf der Synode bezeugt, »dass es möglich ist, die Realität auf andere Art zu betrachten und sie mit offenen Händen als Geschenk anzunehmen, die Schöpfung nicht auszubeuten, sondern als ein zu hütendes Haus zu bewohnen«. Die Synodenberatungen waren begleitet von einer Polemik ultrakonservativer Katholiken gegen indigene Riten und Symbole. Für Widerspruch sorgte bei ihnen bereits ein »Gebet für die Schöpfung « in den Vatikanischen Gärten zum Synodenauftakt.

In dem 120 Artikel umfassenden Schlussdokument bekennen die Synodalen Rückhalt für die amazonischen Völker und deren Lebensweise. Es gelte, sich den Indigenen »auf Augenhöhe zu nähern, ihre Geschichte, ihre Kulturen, ihren Stil des ›guten Lebens‹ zu respektieren «. Eine Evangelisierung im Kolonialstil wird ausdrücklich verworfen. Aus ökologischer Perspektive warb die Synode für einen ganzheitlichen Ansatz. Die Kirche müsse sich mit der Ausbeutung »des gemeinsamen Hauses und seiner Bewohner« auseinandersetzen. Auch die Verteidigung der Menschenrechte wurde als verpflichtend bezeichnet. Im Schlussdokument sprechen sich die Teilnehmer der Synode für eine Beobachtungsstelle für Ökologie und Sozialfragen aus, die auch mit nichtkirchlichen Akteuren zusammenarbeiten soll. Franziskus kündigte die Errichtung einer eigenen Sektion für Amazonien innerhalb der Entwicklungs- und Menschenrechtsbehörde des Vatikans an. Insgesamt haben etwa 280 Bischöfe, Ordensleute, Experten und Gäste an der Synode teilgenommen, die unter dem Motto »Amazonien – neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie« stand. Das Ergebnis der Amazonassynode stößt bei Vertretern aus Deutschland auf ein positives Echo. »Die Synode hat gezeigt: Das Klimathema ist nicht nur etwas für sozial engagierte Gruppen, es ist in der Mitte der Kirche angekommen«, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Er äußerte die Hoffnung, dass die Synode auch dem auf Ebene der deutschen Kirche geplanten Reformdialog Rückenwind verleihe. Das Thema einer Priesterweihe von verheirateten Männern und auch das Frauendiakonat seien häufiger angesprochen worden, als er das erwartet habe. »Das zeigt, dass die Themen, die wir in Deutschland diskutieren, auch weltkirchliche Themen sind«, sagte Marx. Pfarrer Dirk Bingener, Präsident von missio Aachen, richtete den Blick nach Afrika. »Die respektvolle missionarische Verwurzelung des Glaubens, die Stärkung der Rolle von Frauen und der Einsatz an der Seite der indigenen Bevölkerung sind die Punkte, die uns auch in anderen Kontinenten der Weltkirche beschäftigen.«

FOTO: REUTERS / Vatican Media
Papst Franziskus hat Vertreter der Indigenen zur Amazonassynode nach Rom eingeladen und sie aufgefordert »offen zu sprechen«. Viele sahen in ihm einen Verbündeten für ihre Anliegen, etwa für den Schutz Amazoniens und für eine integrale Ökologie.