Mission und Digitalisierung

Gesandt, um zu kommunizieren

 

Ein Medien-Priester funkt in Asien – Interview

von Marita Anna Wagner

übersetzt von Jürgen Waurisch

Bereits in jungen Jahren konnte sich John Mishen für die Medien begeistern und hörte sich gemeinsam mit seinen Großeltern die täglichen Radiosendungen von Radio Veritas Asia an, bis er als Seminarist dann selbst vor dem Mikrofon des großen katholischen Radiosenders in Asien stand. Als Dozent für soziale und pastorale Kommunikation schult er heute junge Menschen, bringt ihnen die kommunikationswissenschaftlichen Methoden bei. Im Interview berichtet er von seinem Werdegang und zeigt auf, warum die zwischenmenschliche Kommunikation als Geschenk Gottes zu verstehen ist.

Autorin

Marita Anna Wagner

... arbeitet als Referentin für Weltkirche und Pastoral in der Abteilung Theologische Grundlagen. Außerdem ist sie die Chefredakteurin des missio-Fachmagazins Forum Weltkirche.

 

Marita Wagner: An welchen medialen Projekten haben Sie bisher schon mitgewirkt? Und mit wem arbeiten Sie aktuell zusammen?

John Mishen:

Ich komme ursprünglich aus China. 2002 wurde ich im Alter von 22 Jahren als Seminarist nach Manila geschickt. Hier auf den Philippinen habe ich Philosophie und Missionstheologie studiert. Zudem beschäftige ich mich mit sozialer Kommunikation und sozialen Medien. Schon in meiner Kindheit habe ich mich sehr für Medien interessiert. Meine Mitschüler aus der Grundschule erinnern sich noch heute daran, dass ich mir Hörspiele im Radio angehört und sie ihnen anschließend nacherzählt habe.

Vielleicht bin ich deshalb kurz nach meiner Ankunft in Manila zu Radio Veritas Asia gegangen. Die Schwester des Radiokoordinators stammt aus Taiwan und organisierte dort ein Treffen von Radiohörern, weil dies zur damaligen Zeit in China nicht möglich war. Sie organisierte ein Treffen mit all den Priestern, Schwestern und Seminaristen, die hier in Manila studierten. Ich nahm an der Veranstaltung teil, und in mir erwachte das Interesse für die Produktion von Radiosendungen. Besagte Schwester suchte damals nach fähigen Mitarbeitern, also bewarb ich mich. Es folgte eine Zeit des Lernens. Damals war Radio Veritas Asia der einzige katholische Radiosender, den man jeden Tag hören konnte. Auch meine Großeltern schalteten ihn jeden Morgen ein. Ich kannte das Programm gut und wollte mich selbst einbringen. Ich wollte mein Talent bei einem Radio-Nachrichtensender als Verantwortlicher für Kirchennachrichten weiterentwickeln. Geschichtlich gesehen bin ich damit der erste chinesische Produzent seit 1949. Damals arbeiteten dort die älteren Priester; jetzt ist die jüngere Generation an der Reihe.

Später arbeitete ich bei der Union of Catholic News in Asia (Vereinigung der Katholischen Nachrichtenagentur Asiens, UCAN) und war Mitarbeiter hier an der Universität in Manila, wo ich für UCAN ausschließlich über kirchliche Themen wie Spiritualität oder Seminaraktivitäten berichtete. Von 2005 bis 2010, also bis zu meiner Priesterweihe, arbeitete ich für UCAN. Parallel dazu war ich für den Verlag Claritian Publications tätig, der die Bibel in chinesischer Sprache herausbrachte. Man fragte mich als Herausgeber der chinesischen Ausgabe an und bat mich, täglich das Evangelium auf Chinesisch zu lesen. Inzwischen sind wir sehr erfolgreich und haben eine jährliche Auflage von 500.000 Exemplaren. Darüber hinaus übersetzte ich viele Bücher über Theologie, insbesondere Spiritualität. Im Jahr 2010 wurde ich in Manila zum Priester geweiht. Ich kehrte anschließend für zwei Jahre nach China zurück, wo ich ein Bibelstudienprogramm förderte. Dieses Studienkonzept stammt ursprünglich aus den USA, zusammen mit Freunden aus Singapur und Malaysia habe ich das Material ins Chinesische übersetzt. Wir hatten damit solchen Erfolg, dass wir nach zwei Jahren bereits 10.000 Mitglieder hatten. Diesen August feiern wir unser zehnjähriges Bestehen. Inzwischen haben wir in ganz China mehr als 45.000 Mitglieder. Ich bin der nationale geistliche Leiter dieses Bibelstudienprogramms.

Nach meinem Bachelor-Abschluss in Theologie schrieb ich mich für ein Master-Studium an der Universität von Sankt Thomas in Manila ein. Dort gibt es einen Studiengang zum Thema »Soziale und pastorale Kommunikation«. Mein Mentor war Franz Joseph Eilers. Er war der erste Sekretär des katholischen Medienrates und zudem einer der Gründer der Organisation. Im Jahr 2010 erwarb ich das Lizenziat und schloss den Master in sozialer und pastoraler Kommunikation ab. Franz Joseph Eilers vermittelte mir eine Stelle im Referat für soziale Kommunikation der Föderation der asiatischen Bischofskonferenzen (FABC). Von 2008 an nahm ich an allen Jahrestreffen der Bischöfe teil, bei denen es um soziale Kommunikation ging.

Auf Wunsch von Eilers trat ich 2012 die Stelle als Koordinator des Mandarin-Service bei Radio Veritas Asia in Manila an. Außerdem nahm ich eine Anstellung als Dozent an der Universität an. Nach sechs Jahren, in denen ich jeweils in Vollzeit als Programmkoordinator und Dozent gearbeitet hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich mich zu sehr verzettelt hatte und meine Promotion auf diese Weise nicht würde abschließen können. Aus diesem Grund verließ ich Anfang 2018 Radio Veritas.

Die FABC beschloss, das Sozial- und Pastoralinstitut Veritas Asia zu gründen, um Medienfachleuten aus ganz Asien eine Ausbildung in Kommunikationswissenschaften anzubieten. Mir wurde angeboten, der erste Leiter des Instituts zu werden. Der Bau des Gebäudes hat dieses Jahr bereits begonnen. Ich habe somit noch etwas Zeit, um meine Promotion abzuschließen. So sehen meine Pläne für die nahe Zukunft aus.

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John Mishen

ist ein Diözesanpriester aus der Diözese Zhaoxian, China. Er arbeitete von 2012 bis 2018 als Koordinator des Mandarin-Dienstes des Radiosenders Radio Veritas Asia. Als Dozent hält er an der Universität von Sankt Thomas in Manila Vorlesungen zum Thema »Soziale und pastorale Kommunikation«. Zugleich promoviert er dort aktuell. John Mishen ist der Gründer und nationale geistliche Leiter des Little Rock Scripture-Studienprogramms in China, dem mehr als 40.000 Mitglieder angehören.