von Hannah Suttner
Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnete am 18. März 2020 die Krise um Corona und die weitreichenden Auswirkungen, denen sich unsere Gesellschaft ausgesetzt sah und noch immer sieht, als Deutschlands größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg«. Kontaktverbote, Home-Office, Home-Schooling, Hamsterkäufe und existentielle Sorgen – jeder ist betroffen, direkt oder indirekt. Eine Ausnahmesituation, deren Ausmaß und ungewisse Entwicklung bei vielen Menschen Angst und Unsicherheit auslösen. Der Ruf nach Halt und Orientierung und das Bedürfnis, geborgen und behütet zu sein, das Streben nach Hoffnung und der Wunsch, den Himmel über sich klarer sehen zu können, sind nur einige der Emotionen und Gedanken der Menschen in dieser Zeit.
Hannah Suttner
ist Literatur- und Medienwissenschaftlerin. Seit Januar 2020 ist sie als Kommunikationsberaterin bei der MDG mbh für die Beratungsfelder Social Media und interne Kommunikation tätig. Zuvor arbeitete sie für verschiedene Onlineshops und PR-Agenturen im Mode- und Lifestyle-Segment.
Bundeskanzlerin Angela Merkel bezeichnet am 18. März 2020 die Krise um Corona und die weitreichenden Auswirkungen, denen sich unsere Gesellschaft ausgesetzt sah und noch immer sieht als „Deutschlands größte Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg“. Kontaktverbote, Home-Office, Home-Schooling, Hamsterkäufe und existentielle Sorgen - jeder ist betroffen, direkt oder indirekt. Eine Ausnahmesituation, deren Bedrohung und ungewisse Entwicklung bei vielen Menschen Angst und Unsicherheit auslösen. Der Ruf nach Halt und Orientierung und das Bedürfnis geborgen und behütet zu sein, das Streben nach Hoffnung und der Wunsch, den Himmel über sich klarer sehen zu können, sind nur einige der Emotionen und Gedanken der Menschen in dieser Zeit.
Die Verunsicherung ist groß. Gerade solche Krisenzeiten, wie schon Jahrhunderte zuvor Pest, Pocken, Cholera - in unserem Jahrhundert Vogel- oder Schweinegrippe, aber auch SARS – erzeugen eine Hinwendung zu existentiellen Werten, die helfen, das Leben zu gestalten und ihm eine Richtung zu verleihen. So wenden sich die Menschen den Kirchen deutlicher zu, um Halt zu finden. Der christliche Glaube trägt eine Kraft in sich, die allen, die danach suchen, Trost spenden kann. Für die katholische Kirche ist die Verkündigung der Frohen Botschaft ein Geschenk, das auch über digitale Gottesdienst- und Seelsorgeangebote ermöglicht werden kann. Eine physische Verbindung ist dabei nicht ersetzbar, dennoch eröffnen digitale Möglichkeiten Bindung und Vermittlung von Gemeinschaft - vor allem im Geiste.
Die digitale Transformation hat Türen und Tore der Kirche erweitert. Insbesondere auditive Angebote eignen sich für die Vermittlung und das Erleben christlicher Werte. Das Mithören vertieft sich im Besonderen im Podcast-Format. Mithören wird hier zu Zuhören und Mitdenken, die eigene Reflektion wird dabei gezielt angeregt. Ein Podcast ist ein Audio-Blog. Der Begriff „Podcast“ entstand aus der Kombination der Wörter broadcast („Rundfunk“) und „iPod“, dem Apple-Musikplayer. Smartphones haben den Siegeszug der Podcasts eingeleitet, denn die internetfähigen Mobiltelefone vereinfachen das Herunterladen von Audio-Inhalten und deren Abspielen - immer und überall - enorm.
Laut einer Studie hören rund ein Viertel der Deutschen regelmäßig Podcasts. Bewegende Interviews, spannende Hörspiele oder lockeres Gespräch am Küchentisch – das Angebot an Themen ist riesig. Das Besondere an Podcasts ist, dass der Schwerpunkt im Inhalt liegt. Auch für die Kirche sind Podcasts deshalb eine Chance, in den Dialog zu treten und Menschen auf neuem Weg zu erreichen. „Die Nonne und der Journalist“, „Schall und Weihrauch“ oder auch der „Frischetheke-Podcast“ machen es vor.
Während der Corona-Krise traten fast jeden Tag neue Podcast-Angebote in die Welt. Für die Kirche bietet das eine erweiterte Möglichkeit, ihre Stimme in den gesellschaftlichen Dialog einzubringen. Mit einem täglichen Podcast-Format von etwa 15 Minuten ist es möglich, als gesellschaftlich relevante Stimme aufzutreten, Ängste zu nehmen, konkrete Alltagshilfe und Seelsorge zu leisten und auf digitalem Weg die Frohe Botschaft zu verkünden.
Sehr spontan und innerhalb von nur einer Woche ist so zu Beginn der Corona-bedingten Ausgangsbeschränkungen das überdiözesane Podcast-Projekt Himmelklar – Fürchtet Euch nicht! entstanden, um der hohen Nachfrage an Beistand, Information und Hilfe nachzukommen. Dafür haben sich verschiedene Medien der katholischen Kirche in Deutschland zusammengeschlossen, um die Menschen vereint noch stärker unterstützen zu können. Koordiniert wird das Projekt von der MDG mbH, der Unternehmensberatung der Deutschen Bischofskonferenz, inhaltlich durchgeführt wird es von katholisch.de und DOMRADIO.DE und unterstützt vom Katholischen Medienhaus in Bonn und der APG mbH.
Die Idee hinter dem Projekt: ein Podcast, der Menschen in der aktuellen Corona-Krise begleiten und Hoffnung spenden soll. Der Titel Himmelklar – Fürchtet euch nicht! bietet dabei die perfekte Zusammenfassung seiner Botschaft. Das Zitat aus dem Lukasevangelium zeigt auch Außenstehenden, worum es uns geht. Keine Panik, dafür Zuversicht, die wir auch aus unserem Glauben schöpfen.
Host des Himmelklar-Podcasts ist der Journalist und Autor Renardo Schlegelmilch, der mit verschiedenen Menschen in teils sehr persönlichen Gesprächen über ihren Alltag und neue Herausforderungen angesichts der Ausnahmesituation spricht. Den Podcast produziert er zuhause an seinem Küchentisch, mit Mikro, Laptop und Schallwand. Die Interviews werden über den Internet-Messaging Dienst Skype geführt und darüber aufgezeichnet, nach Lockerungen der Kontaktsperre konnten einige Gespräche auch wieder persönlich geführt werden. Denn: „Es ist schon schöner, mit Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen,“ sagt Schlegelmilch.
Mit täglich neuen Impulsen, Nachrichten und persönlichen Geschichten ging am 6. April 2020 die erste Podcast-Folge auf allen gängigen Audio-Portalen online. Jede Folge beginnt mit einem kurzen Überblick über die aktuelle Corona-Nachrichtenlage, dann folgt das Interview. Die Situation um Corona soll dabei möglichst breit gefächert und aus verschiedenen gesellschaftlichen Blickwinkeln abgebildet werden. Die Hörer bekommen Einblicke in den Alltag einer Krankenschwester auf der Corona-Station, und deutsche Spitzenpolitiker wie die Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann und Armin Laschet, Philipp Amthor oder Katarina Barley berichten, inwieweit der Virus Regierungsgeschäfte beeinflusst. Katholische Bischöfe, darunter Rainer Maria Kardinal Woelki, Erzbischof Heiner Koch und Medienbischof Gebhardt Fürst erzählen von Online-Gottesdiensten, Obdachlosigkeit während Corona und ihrem Auftrag in dieser Zeit. Von Korrespondenten aus New York, Jerusalem, Seoul und Rom erfahren die Hörer hautnah über die Situation in anderen Ländern, Probleme vor Ort und wie anderswo mit dem Virus umgegangen wird. Ebenso zu Wort kommen Prominente wie TV-Köchin Sarah Wiener, Politikberater und Autor Erik Flügge oder der Schauspieler Florian Wünsche, denn der Podcast soll auch über kirchliche Grenzen hinaus die Menschen erreichen. Verbundenheit spüren, das Erzeugen eines Gemeinschaftsgefühls in der Krise und digitaler Nähe trotz Kontaktsperren und Isolation – Himmelklar – Fürchtet Euch nicht! soll die Menschen einen und ihnen zeigen, dass sie in dieser schwierigen Zeit nicht allein sind und verstanden werden.
Renardo Schlegelmilch dazu: „Es ist interessant, die Entscheidungsträger aus Kirche und Gesellschaft mal in einem anderen Kontext zu hören. Zu merken, dass sie Menschen wie du und ich sind, die so einer Situation teilweise genauso ratlos gegenüberstehen wie wir.“
„Was gibt Ihnen Hoffnung?“, fragt er seine Gesprächspartner am Ende des Gesprächs. „Dass das Leben wiedererwacht“ (Bischof Bertram Meier, Folge 29), „Dass die Menschen hinter ihren Masken wieder anfangen zu lächeln“ (Andreas Nolte, Folge 28) und „Eine nie gekannte Hilfsbereitschaft“ (Bischof Ludwig Schick, Folge 13) sind Antworten seiner Gäste, die zeigen, dass wir alle im selben Boot sitzen. Zum Abschluss stellt Schlegelmilch jeweils ein Projekt der digitalen Seelsorge vor: Als Anlaufstelle für Hilfe und Beistand während der Pandemie.
War die Laufzeit von Himmelklar mit täglich neu erscheinenden Folgen zunächst nur während der strikten Ausgangssperre für den Monat April geplant, wurde er ob der hohen Hörerzahlen und des positiven Medienechos im Mai mit mehreren Folgen pro Woche fortgesetzt, ab Juni in wöchentlichem Turnus. Die Veröffentlichungs-Frequenz neuer Folgen passt sich an Verschärfungen oder Lockerungen des gesellschaftlichen Lebens an. So wie die Krise sich mit der Zeit verändert, so verändert sich parallel dazu auch der Podcast. Wie genau die Zukunft von Himmelklar – Fürchtet Euch nicht! aussehen wird, ist deshalb offen. Sicher ist, dass der Kirche mit dem überdiözesanen Projekt ein wichtiger Schritt auf neuem Terrain gelungen ist. Ein Podcast als reichende Hand in schwierigen Zeiten.
Alle Folgen von Himmelklar – Fürchtet Euch nicht! sind jederzeit abrufbar auf himmelklar.de, Spotify, Deezer, Audio Now und iTunes. Den Podcast finden Sie zusätzlich auf Facebook, Instagram und Twitter als @himmelklar_pod