Äthiopien

 

Experten warnen vor einem Zerfall des Landes

Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed will Separation verhindern

Am 4. November 2020 begann die Zentralregierung Äthiopiens eine Militäroffensive gegen die Führung der Nordprovinz Tigray, um eine Separation zu verhindern. Am 28. November erklärte sie die Offensive offiziell für beendet, doch die Kämpfe gehen weiter. Seit Premier Abiy Ahmed 2018 an die Macht kam, fühlen sich viele Menschen in Tigray von der Zentralregierung nicht mehr vertreten und wollen mehr Autonomie. Um zu verhindern, dass andere Ethnien und Regionen des Vielvölkerstaats dem Beispiel Tigrays folgen, ließ Ahmed seine Truppen in der Provinz einmarschieren. Nach Aussage von Matthias Späth, Landesdirektor der Welthungerhilfe in Addis Abeba, hat Ahmed, auf dem nach seiner Wahl viele Hoffnungen lagen, zwar viel für den Zusammenhalt und die Demokratie im Land getan. Verschiedene Parteien und Gruppierungen haben sich aber inzwischen von der nationalen Versöhnungsagenda verabschiedet. Der Konflikt im Norden des Landes verschärfte sich, alle Kommunikationswege sind nun blockiert, so dass es nahezu unmöglich ist, an Informationen zu kommen. Organisationen, die mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen Hilfsgütern zu den notleidenden Menschen wollen, erhalten keinen Zugang. Die UNO schätzt, dass eine Million Menschen auf der Flucht sind. missio Aachen fordert Schutz für humanitäre Helfer und eritreische Flüchtlinge in der Grenzregion Tigray. Die Geflüchteten und die Helfer des internationalen Jesuiten- Flüchtlingsdienstes (JRS) sind zwischen die Fronten militärischer Kämpfe geraten. »Die Nahrungsmittel gehen aus, weil unsere Partnerinnen und Partner von Versorgungswegen abgeschnitten sind. Sie brauchen geschützte Straßen- und Flugrouten «, sagte missio-Präsident Dirk Bingener. Experten warnen davor, dass ein Zerfall des Landes die ganze Region am Horn von Afrika destabilisieren könnte. Äthiopien sei noch immer eine bedeutende Regionalmacht.

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Bergdorf. Die Hütten sind mit Stroh bedeckt.