Pastorale Vernetzung

Pastorale Netzwerke in Asien und Afrika

Zusammenarbeit fördert pastorale Innovation

von Klaus Vellguth

2012 gründete missio Aachen das Netzwerk Pastoral Asien, seit 2013 folgte dann die Gründung von Netzwerk Pastoral Afrika. Der wachsende Teilnehmerkreis trifft sich einmal jährlich in einem der Pastoralinstitute. Bei den Treffen diskutieren die Vertreterinnen und Vertreter jeweils ein Schwerpunktthema, das für ihre Arbeit in den verschiedenen Ländern von Bedeutung ist. Sie stellen Programme und Projekte aus ihren Instituten vor und tauschen sich über pastorale Entwicklungen und Herausforderungen aus.

Was sind die grundlegenden Kriterien für eine Erneuerung und Wiederbelebung des Beitrags der kirchlichen Studienzentren zu einer Kirche mit missionarischem Auftrag, fragt Papst Franziskus im Vorwort der Apostolischen Konstitution Veritatis Gaudium. Und er beantwortet diese Frage, indem er vier wesentliche Kriterien nennt.

Prof. Dr. mult. Klaus Vellguth

Autor

Klaus Vellguth

ist Leiter der Abteilung Theologische Grundlagen sowie Leiter der Stabstelle Marketing beim Internationalen Katholischen Missionswerk missio Aachen e.V. Darüber hinaus ist er Professor für Missionswissenschaft und Direktor des Instituts für Missionswissenschaft (IMW) an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar.

Das vierte davon ist »die dringende Notwendigkeit einer ›Vernetzung‹ zwischen den Institutionen weltweit, die kirchliche Studien pflegen und fördern, um geeignete Kanäle der Zusammenarbeit auch mit akademischen Institutionen in den verschiedenen Ländern und mit solchen, die von unterschiedlichen kulturellen und religiösen Traditionen inspiriert sind, zu schaffen«. Mit diesem Kriterium greift Papst Franziskus ein Desiderat auf, das die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils bereits vor 55 Jahren formuliert hatten, als sie im Missionsdekret Ad gentes dazu aufriefen, »dass wissenschaftliche Institute, die Missiologie und andere den Missionen dienliche Fachgebiete und Wissenschaften, wie Ethnologie und Sprachkunde, Religionsgeschichte und Religionswissenschaft, Soziologie, Pastoralwissenschaft und Ähnliches, betreiben, zum Wohl der Missionen untereinander brüderlich und großzügig zusammenarbeiten« sollen. Diese Kooperation beziehungsweise Vernetzung, die vor einem halben Jahrhundert in der Konzilsaula angemahnt worden war, blieb bislang jedoch meist ein Desiderat des Missionsdekrets und wurde nur in wenigen Ausnahmefällen und in der Regel eher bilateral zwischen einzelnen Instituten realisiert. Um die Herausforderung einer stärkeren Vernetzung und Kooperation der Pastoralinstitute aufzugreifen, hat missio Aachen in den letzten Jahren sowohl in Asien als auch in Afrika Netzwerke ins Leben gerufen, um Orte internationaler pastoraler und theologischer Reflexion in einen Inkubator für pastorale Innovation zu verwandeln. In diesen noch jungen Netzwerken kommen die Leiterinnen und Leiter führender pastoraler Einrichtungen auf dem asiatischen und afrikanischen Kontinent zusammen, um über ihre Erfahrungen zu berichten, sich gegenseitig zu unterstützen und zu inspirieren.

 

Intention

Das Netzwerk Pastoral Asien wurde 2012 gegründet. Seitdem kommen in diesem Netzwerk die Direktorinnen und Direktoren der bedeutendsten asiatischen Pastoralinstitute zu jährlichen Netzwerktreffen zusammen, um sich gemeinsam den pastoralen Herausforderungen der Kirche in Asien zu stellen und sich über die Arbeit ihrer Institute auszutauschen. Zuletzt nahmen die Leiterinnen und Leiter von 17 Pastoralinstituten aus ganz Asien (mit Vertretern aus Bangladesch, Indien, Indonesien, Malaysia, Myanmar, den Philippinen und Sri Lanka) am Treffen von Netzwerk Pastoral Asien teil. Im Verlauf ihres Treffens hielten die Mitglieder des pastoralen Netzwerks zu ihrem Selbstverständnis fest: »Das Netzwerk Pastoral Asien will das Salz der Erde sein, das den Dienst der Pastoralinstitute in Asien bei der Verwandlung der Kirche und dem Aufbau einer gerechten Gesellschaft bereichert. Das Netzwerk Pastoral Asien ist ein asiatisches Forum der Zusammenarbeit, des Austauschs, der Exposition und der Bereicherung der Pastoralinstitute innerhalb der Weltkirche, um den pastoralen Einsatz für unsere Zeit relevant zu machen. Das Netzwerk Pastoral Asien fördert die prophetische Rolle der Pastoralinstitute, indem es sie in einem gemeinsamen asiatischen Kontext zusammenbringt, pastorale Ansätze analysiert, die Zusammenarbeit stärkt und Ressourcen gemeinsam nutzt. So soll der Dienst der Pastoralinstitute am ganzen Volk Gottes gestärkt werden.«

 

Frühere Initiativen

Das im Jahr 2012 gegründete asiatische pastorale Netzwerk knüpft an einer früheren Initiative an. So fand bereits im Jahr 1986 ein erstes Treffen der Conference of Asian Pacific Pastoral Institutes (CAPPI) ebenfalls am East Asian Pastoral Institute in Manila statt. CAPPI verstand sich als ein Zusammenschluss von Vertretern der Pastoralinstitute aus dem asiatisch-pazifischen Raum, die nach Möglichkeiten suchten, sich untereinander zu verbinden und gegenseitig zu unterstützen. Die Konferenz definierte CAPPI als Vereinigung, die den vertretenen Pastoralinstituten die Möglichkeit einer Vernetzung und gegenseitige Unterstützung in Asien und im Pazifik bietet. Insgesamt fanden in den Jahren 1986 bis 1991 drei CAPPI-Treffen statt. In der Abschlusserklärung der zweiten Zusammenkunft betonten die Direktoren, dass CAPPI sich seiner besonderen Rolle bewusst sei, die ihm insbesondere mit Blick auf die Veränderung der Rolle von Laien in der Pastoral zukomme. Sie betonten zugleich den Bedarf an der Entwicklung einer Praktischen Theologie, die für Asien und den ganzen pazifischen Raum Relevanz besitzt.

In dieser Formulierung klingt an, dass sich die asiatischen Pastoralinstitute in besonderer Weise dem Zweiten Vatikanischen Konzil verpflichtet fühlen. Dies dürfte nicht zuletzt auch auf die Entstehungsgeschichte der Institute zurückzuführen sein. Denn tatsächlich fällt historisch betrachtet die Gründung zahlreicher asiatischer Pastoralinstitute in die 50er- beziehungsweise 60er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts und damit in die Aufbruchszeit des Konzils. Von den Impulsen des Zweiten Vatikanums beeinflusst, entwickelten sich viele dieser Institute zu prägenden Ausbildungszentren, die Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen nicht nur für Priester, sondern zunehmend auch für Laien und Ordensleute anbieten. Die Institute schließen bis heute im Ausbildungsbereich der Kirche eine Lücke zwischen einer akademisch ausgerichteten universitären Ausbildung einerseits und andererseits der Ausbildung, die an den Priesterseminaren angeboten wird. Im Geist des Konzils entwickelten sich viele dieser Institute zu prägenden Ausbildungszentren in Asien. Doch nachdem die CAPPI-Initiative im Jahr 1991 ausklang, fehlte den Pastoralinstituten in Asien ein Ort für den Austausch und für die Entwicklung gemeinsamer Perspektiven.

 

Entstehungskontext

Um einen gegenseitigen Informationsaustausch unter den Direktorinnen und Direktoren der bedeutendsten Pastoralinstitute in Asien zu initiieren, lud missio im Jahr 2012 zusammen mit dem East Asian Pastoral Institute die Direktoren verschiedener Pastoralinstitute zu einem ersten Treffen des Netzwerk Pastoral Asien nach Manila ein. Ziel der Zusammenkunft war es, miteinander herauszuarbeiten, was das gemeinsame Verständnis von Pastoral im asiatischen Kontext prägt. Nach angeregten Diskussionen wurde seinerzeit als Verständnis von Pastoral im asiatischen Kontext festgehalten: »Wie Jesus und die Emmausjünger sind wir in unseren Pastoralzentren mit den Menschen in Asien unterwegs. Unser gemeinsamer Weg wird bestimmt durch das Evangelium und durch eine Haltung, in der sich die mitfühlende Liebe Jesu, des Guten Hirten, ausdrückt. Die größte Herausforderung für unseren asiatischen pastoralen Ansatz besteht darin, Wege zu finden, den verschiedenen religiösen Traditionen und Kulturen Asiens angemessen zu begegnen und von ihnen bereichert zu werden. In Demut sind wir uns unserer eigenen Schwäche bewusst und verstehen uns selbst als dienende Menschen in leitender Funktion an unseren Instituten, die gemeinsam nach Gott suchen. Dieses Bewusstsein bestimmt, wie wir uns für eine ganzheitliche und integrale Verwandlung von Mensch und Gesellschaft engagieren. Als authentische Jünger Christi suchen wir den Dialog mit verschiedenen Religionen, Kulturen und den zahlreichen in Armut lebenden Menschen. Wir verstehen ›Pastoral‹ als unsere mitfühlende Sorge, die es dem Glauben ermöglicht, sich mit dem Leben zu verbinden. Die pastorale Aufgabe der Kirche ist es, Zeugnis für das Evangelium Jesu Christi abzulegen. Unser Zeugnis muss immer auf sanfte Weise praktiziert werden, damit wir in Harmonie mit den verschiedenen Religionen und Kulturen Asiens leben, die unseren Weg bereichern.«

Die zweite Konferenz von Netzwerk Pastoral Asien, die ein Jahr später am National Biblical Catechetical and Liturgical Center (NBCLC) in Bangalore (Indien) stattfand, widmete sich insbesondere dem Anspruch einer inkulturierten pastoralen Ausbildung. Hilfreich war bei den Reflexionen der Besuch des Indian Social Institute, des Art Ashram von Jyoti Sahi und des Vishtar Institute, das seinen Fokus auf die Gruppe der Dalit und andere marginalisierte Bevölkerungsgruppen Indiens richtet. In ihrer Abschlusserklärung hielten die Teilnehmer der zweiten Konferenz des pastoralen Netzwerks in Asien fest, dass der Kontext der Pastoral Asiens multireligiös und multikulturell geprägt sei und dass verschiedene ökonomische, politische und soziale Verhältnisse unterschiedliche Anforderungen an eine inkulturierte Ausbildung in der Pastoral stellen. Wichtig sei es, ein selbstreferentielles, kirchenbezogenes Denken in der Pastoral zu überwinden und sich für eine prophetische Kirche zu engagieren, deren Ziel es ist, die Welt zu verändern. Dazu bedürfe es weniger einer Konzentration auf kirchliche Routinen als vielmehr einer Sensibilität für zeitgemäße und mutige Antworten auf die Zeichen der Zeit. Die Laienausbildung, die an den Pastoralinstituten angeboten wird, dürfe sich nicht darauf beschränken, ein Laienengagement zu fördern, das bestehende pastorale Zustände absichert. Stattdessen müssten Laien als diejenigen gestärkt werden, die ein prophetisches Zeugnis in der Welt ablegen. Mit Blick auf die pastorale Ausbildung in Asien betonten die Teilnehmer die Relevanz einer kontextualisierten Ausbildung als Chance, eine direkte Verbindung zwischen der Realität der Menschen in Asien und der Theologie herzustellen. Verwiesen wurde darauf, dass Gott sich in den komplexen soziokulturellen Kontexten Asiens offenbart und dass die Pastoral der Kirche keine Differenzierung zwischen Glauben und Leben vornehmen dürfe. Gerade der lebendige Austausch zwischen Glauben und Leben führe zu einer gegenseitigen Bereicherung der Christen. Die Teilnehmer des zweiten Netzwerktreffens verwiesen auf die Herausforderung einer christologischen Praxis, die nach außen orientiert ist, um die Verlorenen und Ausgegrenzten zu suchen und sich in einem prophetischen Einsatz für die Transformation der Gesellschaft zu engagieren. Dies bedeute, sich für die Beachtung der Menschenrechte sowie für die Bewahrung der Menschenwürde einzusetzen und Methodologien zu entwickeln, mit denen in einem konkreten pastoralen Kontext eine Brücke zwischen Glauben und Leben geschlagen werden kann.

Es folgten weitere Netzwerktreffen am Saigon Pastoral Institute in Ho ChiMinh City (Vietnam 2014), am National Catechetical Educational and Biblical Centre in Colombo (Sri Lanka 2015), am Institut der Steyler Missionare in Guwahati (Nordost-Indien 2016), am Saint Pauls College in Labuanbajo (Indonesien 2017), am St. Luke’s College in Myitkyina (Myanmar 2018) und am Pastoralinstitut in Johor Bharu (Malaysia 2019). Im vergangenen Jahr 2020 kamen die Netzwerk-Mitglieder coronabedingt im Rahmen einer Online-Tagung zusammen.

Mit Blick auf die Bedeutung des asiatischen pastoralen Netzwerkes betonen die Vertreter der Pastoralinstitute immer wieder, dass ihnen der Austausch untereinander wichtig ist und inzwischen zu einer wesentlichen Inspirationsquelle für die Arbeit und Weiterentwicklung ihrer Pastoralinstitute geworden sei. Insbesondere sei es hilfreich, dass die Institute sich über ihre Curricula sowie Materialien informieren, so dass sie von den Erfahrungen der anderen Institute profitieren und diese in die eigene Arbeit integrieren können. Das Netzwerk öffne den Blick über die eigenen nationalen Grenzen hinweg und sei eine Ideenschmiede für innovative Prozesse an den Instituten geworden. Das nächste Treffen des asiatischen Netzwerk Pastoral soll, sofern es die weltweite Corona-Pandemie zulässt, im November 2021 in Bangladesch stattfinden.

 

Netzwerk Pastoral Afrika

Die Vernetzung ist aber nicht nur für die Institute auf dem asiatischen Kontinent fruchtbar. Auch in Afrika wurde – analog zum asiatischen Netzwerk – ein pastorales Netzwerk gegründet. Erstmals kamen die Direktorinnen und Direktoren bedeutender afrikanischer Pastoralinstitute im Jahr 2013 am Lumko Institut in Johannesburg (Südafrika) zusammen. Sie diskutierten zunächst, was das Verständnis von Pastoralarbeit in Afrika prägt. Als Definition eines Verständnisses von Pastoral auf dem afrikanischen Kontinent hielten die Teilnehmer bei ihrem ersten Treffen fest: »Der Begriff ›Pastoral‹ ist vielschichtig. Er impliziert, dass wir in unserem täglichen Engagement in allen Lebensbereichen Christus ähnlich sind. Er schließt Aktivitäten ein, um die Vision vom Reich Gottes, das von Jesus Christus verkündet wurde, für den afrikanischen Kontext sinnvoll und relevant in seinen Kulturen zu verwurzeln. Dieses Verständnis fördert die Menschenwürde und ein Leben in Fülle, wie es uns von Christus verheißen wurde: ›Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben‹ (Joh 10,10). Die Pastoral gründet auf der Freundschaft mit Jesus: einer Freundschaft, die mit anderen und durch andere geteilt und gelebt werden muss. Die Pastoral unterstützt im afrikanischen Kontext das Wachstum von Selbstwertgefühl, Spiritualität und Glauben sowohl von Einzelpersonen als auch von Gemeinschaften, die ganzheitliche Einbeziehung aller Aspekte des Lebens, die Achtung der kulturellen Vielfalt, die Beteiligung am ökumenischen und interreligiösen Dialog, die Option für die Armen und Ausgegrenzten, das Engagement für Frauen in Kirche und Gesellschaft, das Vertrauen auf die Dynamik und Vitalität der Jugend, das Engagement für das Gemeinwohl, den humanitären Einsatz, die Förderung von Heilung und Versöhnung auf allen Ebenen, die Erforschung von Ursachen der Ungleichheit, den Einsatz für Gerechtigkeit und das Engagement für Bildung. Die Pastoral geht über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus, indem sie mit allen Menschen zusammenarbeitet. Der pastorale Zirkel ist dabei eine wichtige Methodologie. « In dieser Ausarbeitung eines spezifisch afrikanischen Verständnisses von Pastoral wurde (gerade im Vergleich mit dem ein Jahr zuvor vom asiatischen Netzwerk formulierten Verständnis von Pastoral) deutlich, dass theologische Perspektiven vom jeweiligen Kontext abhängen. Während das asiatische Pastoralverständnis von der Minderheitensituation der Christen auf dem asiatischen Kontinent und dem darauf antwortenden Triple Dialogue (»dreifacher Dialog«) geprägt ist, ist die Pastoral in Afrika durch die auf dem afrikanischen Kontinent drängenden sozialen Fragen in besonderer Weise herausgefordert. Es folgten weitere Treffen des afrikanischen Netzwerks am KuNgoni Center of Culture and Arts in Mua (Malawi 2014), am AMECEA Pastoral Institute in Eldoret (Kenia 2015), am Lumen Christi Institute in Arusha (Tansania 2017), am Cross Cultural Center in Tamale (Ghana 2018), am Capuchin Franciscan Research Center in Addis Abbeba (Äthiopien 2019) und zuletzt am Faith and Encounter Centre in Lusaka (Sambia 2020).

 

missio fördert Netzwerke

Mit dem Aufbau und der Förderung der beiden pastoralen Netzwerke in Afrika und Asien orientiert sich missio an einem partnerschaftlichen Ansatz, bei dem sich Weltkirche in einer Trias als Lern-, Gebets- und Solidargemeinschaft realisiert. Neben den beiden pastoralen Netzwerken hat missio inzwischen auch im Nahen Osten ein Netzwerk Religionsfreiheit und in Afrika ein Netzwerk Religion und Gewalt initiiert. Dabei hat sich gezeigt: In den Netzwerken kommt es zu einem stabilen Wissenstransfer, ohne dass dieser von einzelnen Personen abhängt. Es wird Expertise zugänglich gemacht und zugleich eine Regelmäßigkeit des Austauschs der Netzwerk-Mitglieder erreicht. Die weltkirchlichen Netzwerke, die missio aufbaut und pflegt, schaffen in diesem Sinne Räume für den pastoralen und theologischen Austausch, damit Lösungsansätze für drängende Probleme von Kirche und Gesellschaft in den Ländern Afrikas, Asiens und Ozeaniens sowie innovative Zukunftsperspektiven entwickelt werden. Mit seinem Netzwerkansatz stärkt missio zum einen die Netzwerkteilnehmerinnen und -teilnehmer in ihrer konkreten Arbeit vor Ort, zum anderen bieten die Netzwerke wichtige Quellen der Inspiration und Information gerade auch für eine Kirche in Deutschland, die sich derzeit mit der Herausforderung einer grundlegenden Erneuerung konfrontiert sieht.

missio versteht seine Netzwerke aber nicht nur als Orte weltkirchlichen Lernens, sondern als Räume, in denen sich die gesamte weltkirchliche Trias einer Kirche als »ineinander verflüssigende« Gebetsgemeinschaft, Solidargemeinschaft und Lerngemeinschaft realisiert. Dabei ist es für missio wichtig, die Beziehungen zu den Partner/- innen in dieser Trias reflektiert zu gestalten und Abhängigkeiten selbstkritisch zu erkennen. So liegt den weltkirchlichen Netzwerken ein Verständnis von Solidargemeinschaft zugrunde, das die assistenzialistische Perspektive im Verhältnis zwischen den Projektpartner/ -innen einerseits und missio andererseits verlässt und ein gemeinsames Wertefundament in den Vordergrund stellt. Innerhalb dieser Wertegemeinschaft tragen die Netzwerke dazu bei, dass alle Beteiligten im Diskurs auf Augenhöhe kommunizieren, so dass sowohl die Anliegen als auch die kulturellen Schätze und Perspektiven jeder und jedes Einzelnen in den gemeinsamen Diskurs einfließen. Dadurch, dass die Kompetenzen der Partnerinnen und Partner geschärft und ihre jeweilige Expertise in den Mittelpunkt gestellt werden, entsteht in den Netzwerken eine weltkirchliche Lerngemeinschaft. missio versteht sich dabei als Teil dieser Netzwerke und sieht sich – unter Berücksichtigung eines postkolonialen Handlungsansatzes – in der Rolle sowohl des Initiators als auch des Zuhörenden und Lernenden. Zugleich realisiert sich in den Netzwerken die Weltkirche als einzigartig vielfältige Gebetsgemeinschaft, in der sich die Teilnehmer/- innen im globalen Süden ebenso wie in Deutschland sowohl in eigenen als auch in fremden Worten, Tänzen, Riten, Gesten und nicht zuletzt im Schweigen dem öffnen, den sie als Gott bekennen.

FOTO: MISSIO AACHEN
Das Netzwerk Pastoral Asien wurde 2012 in Manila, auf den Philippinen gegründet. Es folgten weitere Treffen, unter anderem in Indien, Vietnam, Indonesien, Myanmar und Malaysia. Über die Jahre ist das Netzwerk kontinuierlich gewachsen.
FOTO: MISSIO AACHEN
Teil der jährlichen Netzwerktreffen ist neben dem Konferenzpart auch ein Feldforschungstrip in die Umgebung der Stadt, in der das Treffen ausgerichtet wird. Auf diese Weise kommt es zu einer wertvollen Symbiose von Theorie und Praxis. Das vor Ort Erlebte wird im Rahmen der Konferenz gemeinsam reflektiert und analysiert.