von James Ngahy
übersetzt von Robert Bryce
In Malawi schießen charismatische Kirchen wie Pilze aus dem Boden. Das »Wohlstandsevangelium«, das sie predigen, ist problematisch, weil es vor allem die Armen in der Gesellschaft manipuliert, in Abhängigkeit hält und materiell ausbeutet. Viele Menschen in prekären Situationen fühlen sich erst einmal gehört und angenommen, sie fallen aber auf die Heilsversprechen der Pfingstkirchen herein. Aufklärung ist dringend notwendig, damit sich die Lebensumstände der Menschen tatsächlich verbessern können.
Heutzutage entwickelt sich »Religion« vielerorts zum Hemmnis für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung. Das ist besorgniserregend und deprimierend. Es läuft der Frohbotschaft zuwider, die mit den Missionaren zu uns kam. Christliche Kirchen, die sich mit dem Pentekostalismus und dem »Wohlstandsevangelium « identifizieren, schießen wie Pilze aus dem Boden. Die Gründung einer sogenannten »Kirche« scheint einfacher zu sein als die Etablierung einer Bildungseinrichtung, die den Menschen größere Entfaltungsmöglichkeiten bieten würde. Für die Pfarrer dieser Kirchen ist der einfachste Weg zu Reichtum und Wohlstand, Gottes Namen zu missbrauchen, um eine Kirche zu gründen. Die Gläubigen werden manipuliert und ausgebeutet. Die Realität ist dieselbe, sei es in Nigeria, Ghana, Kamerun, Sambia, Südafrika, der Demokratischen Republik Kongo (DRC), in Uganda, Kenia, Tansania oder Malawi. Leider bestätigt das Konzept dieser Kirchen die Kritik von Karl Marx, der in der Religion ein Mittel zur Ruhigstellung der Massen sah: »Die Religion… ist das Opium des Volkes.« Das heißt, Religion dient als Beruhigungsmittel und ist Ausdruck der materiellen Realitäten und ökonomischen Ungerechtigkeiten. Religion bewirkt, dass sich die Menschen vermeintlich besser fühlen, obwohl sie de facto ausgebeutet werden.
James Ngahy
ist tansanischer Priester (Gesellschaft der Missionare Afrikas). Er studierte Philosophie und Theologie in Großbritannien, Belgien und den USA. Darüber hinaus studierte er Friedensforschung und internationale Beziehungen in Kenia. Seine Promotion absolvierte er in den USA im Fach internationale Beziehungen und Diplomatie. Er arbeitete für die Kommission für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden der Erzdiözese Ibadan, Nigeria. Gegenwärtig ist er Exekutivdirektor des Centre for Social Concern (Zentrum für soziale Anliegen) in Lilongwe, Malawi.
In Malawi ging mit der umfassenden Landflucht eine religiöse Diversifizierung einher. Viele, die ihre dörflichen Wurzeln verloren haben, schließen sich einer Kirche an, die an ihrem neuen Wohnort um Anhänger wirbt. Haben die Menschen den Halt verloren, den ihnen die Dorfgemeinschaft gegeben hatte, und suchen sie aus dem Wunsch nach Zugehörigkeit heraus nach einer Kirche oder Moschee? Treibt die große Armut die Menschen dazu, eine schnelle und mitunter weltfremde Lösung für ihre prekäre Lage zu finden ...