Kolumbien

 

Die UN fordert stärkeren Einsatz für den Frieden

Das Verhalten der Kirche ist oft enttäuschend

Der Friedensprozess in Kolumbien braucht einen Neuanfang. Seit Unterzeichnung des Friedensvertrages 2016 sind mehr als 200 ehemalige Rebellen ermordet worden. Die Hintergründe werden nicht aufgeklärt, die Täter nicht ermittelt. Vielerorts hat die Gewalt zugenommen, da neue bewaffnete Gruppen und Drogenkartelle das entstandene Machtvakuum füllen. Vor diesem Hintergrund fordern die Vereinten Nationen von der Regierung in Bogotá einen stärkeren Einsatz für den Frieden. Die UN setzt in Kolumbien auf eine Fünf-Punkte-Strategie: Garantie für das Überleben der Ex-Kämpfer und Sozialaktivisten, Wiedereingliederung der Ex- Guerilleros, stärkere Präsenz des Staates in den von der Gewalt besonders betroffenen Regionen, größeres Engagement der Regierung bei der Umsetzung des Friedensabkommens, juristische Aufarbeitung des Konfliktes. Ulrike Purrer, Fachkraft der Schweizer Organisation Comundo, die ein Jugendzentrum in dem Landkreis mit der höchsten Mordrate Kolumbiens leitet, sieht jedoch auch die Kirche in der Pflicht. Einerseits gebe es zwar beeindruckende pastorale Friedensarbeit in einigen Bistümern. Andererseits stehe der kolumbianische Klerus nach wie vor allzu gern an der Seite der ökonomischen und politischen Elite, auch auf der Seite des Militärs. »Im Vorfeld des Friedensplebiszits, bei dem die Wählerschaft eingeladen war, das zwischen Regierung und FARC-Guerilla ausgehandelte Friedensabkommen anzunehmen oder abzulehnen, hat sich die Bischofskonferenz für eine ›neutrale‹ Position entschieden«, kritisiert sie. »Die Mehrheit der Bischöfe war gegen dieses Abkommen. Aus meiner Sicht überhaupt nicht nachvollziehbar und skandalös.« Kürzlich hat sich die ehemalige Rebellenorganisation FARC einen neuen Namen gegeben. Sie heißt ab sofort »Partido Comunes« (Partei der Gemeinschaftlichkeit). Ein Grund für die Umbenennung sind die bisher schwachen Ergebnisse bei den Wahlen. Die »Armee des Volkes«, wie sie sich selbst bezeichnete, kassierte bei den bisherigen Urnengängen nach der Unterzeichnung des Friedensvertrages herbe Niederlagen. Die gewalttätige Vergangenheit der Guerilla haben viele Kolumbianer nicht vergessen. Hinzu kommt, dass ein abtrünniger Teil der FARC weiter auf Gewalt und Drogenschmuggel als Mittel im Kampf für eine sozialistische Revolution setzt.

FOTO: PRIVAT
Jugendliche vom Centro Afro, einem Jugendzentrum der Comboni-Missionare im kolumbianischen Tumaco, demonstrieren für Frieden. Dies ist äußerst mutig in einem Landkreis, wo bewaffnete Gruppen und Drogenkartelle den Ton angeben.