Moderne Sklaverei

Osteuropäische Pflegekräfte in Deutschland

 

»Gewinn für alle« oder ausbeuterische Praxis?!

von Lea Quaing

Immer mehr Pflegebedürftige werden in Deutschland von ost- und mitteleuropäischen Pflegekräften, sogenannten »Live-Ins« gepflegt. Nicht nur von Vermittlungsagenturen wird diese Praxis als »Triple-Win-Situation« beworben, von der gleichermaßen Pflegebedürftige, ihre Angehörigen und die Live-Ins selbst profitieren sollen. Aus ethischer Sicht drängt sich allerdings die Frage auf, ob hier wirklich alle Beteiligten Gewinner sind oder ob die Arbeit der Live-Ins zur Ausbeutung unter dem eigenen Dach wird.

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FOTO: IMAGO IMAGES
Eine Pflegekraft, die im Haushalt der Pflegeperson lebt, steht dieser oft rund um die Uhr zur Verfügung. Das ist aus arbeitsrechtlicher Sicht problematisch, da Ruhezeiten kaum eingehalten werden können.

Autorin

Lea Quaing

ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Christliche Sozialwissenschaften und Koordinatorin des Netzwerkbüros »Theologie & Beruf«, beides an der Universität Münster. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Themenbereichen Pflege in Privathaushalten; Gesundheitspolitik; der menschliche Körper im Sozialen und Auswirkungen von gesellschaftlichen Normvorstellungen.

Anmerkungen

1 Vgl. Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik 2019. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung. Deutschlandergebnisse, 2020, S. 18.

2 Vgl. Volker Hielscher / Sabine Kirchen-Peters / Lukas Noch, Pflege in den eigenen vier Wänden. Zeitaufwand und Kosten. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen geben Auskunft (Study 363). Düsseldorf 2017, S. 29; Helma Lutz, Die Hinterbühne der Care-Arbeit. Transnationale Perspektiven auf Care-Migration im geteilten Europa (Arbeitsgesellschaft im Wandel). Weinheim 2018, S. 29.

3 Vgl. Lea Quaing / Marianne Heimbach-Steins / Eva Hänselmann, »Anerkennungsdefizite bei der Pflegearbeit im Privathaushalt. Ergebnisse der Interviewstudie«, in: Bernhard Emunds et al. (Hrsg.), Pflegearbeit im Privathaushalt. Sozialethische Analysen (GER Bd. 18). Paderborn (erscheint in Kürze), S. 121–241, S. 182.

4 Vgl. Barbara Bucher, Rechtliche Ausgestaltung der 24-h-Betreuung durch ausländische Pflegekräfte in deutschen Privathaushalten. Eine kritische Analyse (Nomos Universitätsschriften – Recht, Band 947). Baden-Baden 2018.

5 Bernhard Emunds, Damit es Oma gut geht. Pflege-Ausbeutung in den eigenen vier Wänden. Frankfurt/Main 2016, S. 62f. 

6 Die Weisungsbefugnis liegt in diesem Fall bei der ausländischen Vermittlungsagentur. In der Praxis der Live-In-Arrangements spielt diese Normnatürlich keine Rolle, dennoch wird damit gegen geltendes Recht gehandelt (vgl. Emunds 2016, S. 57).

7 Vgl. Emunds 2016, S. 55–57.

8 Arne Petermann et al., Rechtliche Modelle für Betreuung in häuslicher Gemeinschaft (sog. »24–Stunden-Betreuung«). Herausgegeben vom Verband für häusliche Betreuung und Pflege e. V. (VHBP), 2018, S. 1.

9 Vgl. Emunds 2016, S. 138f.

10 UN-CESCR, Concluding observations on the sixth periodic report of Germany (E/C.12/DEU/CO/6), https://digitallibrary.un.org/record/1653881     (letzter Zugriff: 09.04.2021), 2018, Ziffer 42 f.

11 Stiftung Warentest, »Trautes Heim, da will ich sein«, in: Stiftung Warentest (5), 2017, S. 86– 95, S. 95.