Myanmar

 

Militärputsch und Ausnahmezustand

Christen und Buddhisten fordern gemeinsam ein Ende der Gewalt

Nachdem die Armee in Myanmar am 1. Februar wenige Stunden vor der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments die demokratisch gewählte Regierung gestürzt hat, sitzen Präsident Win Myint, Regierungsrätin Aung San Suu Kyi und weitere hochrangige Politiker in Haft. Nach jeder Anhörung werden Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi neue Vergehen vorgeworfen: Wahlbetrug, Anstiftung zum Aufruhr und Verstöße gegen die Corona-Schutzmaßnahmen. Katholische Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien sind überall in Myanmar deutlich präsent bei den Protestveranstaltungen gegen den Putsch und für die Demokratie – obwohl das Christentum eine sehr kleine religiöse Minderheit im mehrheitlich buddhistischen Myanmar ist. Die katholischen Bischöfe riefen dringlich zu einem nationalen Dialog auf und fordern, das »Blutvergießen unter Geschwistern« zu beenden. Man sei sich mit den buddhistischen Mönchen einig, dass Myanmar von der Landkarte verschwinden könnte, wenn es nicht gelingt, die Probleme des Landes gewaltfrei und gemeinsam anzugehen, heißt es in einem gemeinsamen Hirtenbrief. Kardinal Charles Bo setzt sich in einem Appell für eine Demilitarisierung des Landes ein. »Die Geschichte, Diplomaten und Friedensstifter lehren uns, dass ein politischer Konflikt niemals militärisch gelöst werden kann«, schreibt er. Er fordert gleichzeitig ein Ende der ethnischen Diskriminierung und die Fortsetzung der Reformen im Bereich Justiz, Erziehung, Sozialstaat und Gesundheitssystem. Die internationale Gemeinschaft warnte der Kardinal vor »voreiligen Schlussfolgerungen« sowie »Sanktionen, die letztlich unserem Volk nichts nützen«. missio Aachen appellierte an die Bundesregierung und die Europäische Union, »sich mit allen diplomatischen Mitteln für die Befreiung von Aung San Suu Kyi, Präsident Win Myint und anderen inhaftierten Regierungsmitgliedern und Menschenrechtlern einzusetzen«.

Foto: dpa/picture alliance
Buddhistische Mönche haben sich in Mandalay dem friedlichen Protest gegen den Militärputsch angeschlossen. Überall im Land gehen sie gemeinsam mit Vertretern des Christentums auf die Straße.