Franz Magnis-Suseno SJ

Franz Magnis-Suseno wurde 1936 in die Reichsgrafenfamilie von Magnis in Eckersdorf in Schlesien geboren und durch die Kriegsereignisse nach Süddeutschland vertrieben. Nach dem Abitur im Jesuitengymnasium St. Blasien im Schwarzwald trat er 1955 in den Jesuitenorden ein. In Pullach bei München absolvierte er das übliche dreijährige Philosophiestudium, damals noch auf Latein, und wurde 1961 auf seinen Wunsch nach Indonesien in das Missionsgebiet der süddeutschen Jesuitenprovinz geschickt, wo er zunächst Javanisch, dann die Landessprache Bahasa Indonesia lernte und sein Theologiestudium in Yogyakarta machte. Seine Spezialausbildung im Fach Philosophie erhielt er wieder in Deutschland, wo er 1973 in München mit einer Arbeit über das Denken des jungen Karl Marx zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. Nach Indonesien zurückgekehrt, begann er seine Lehrtätigkeit an der von Jesuiten, Franziskanern und der Erzdiözese Jakarta errichteten philosophischen Hochschule Driyarkara in Jakarta, deren Rektor er lange Jahre war und an der er bis heute immer noch als Philosophieprofessor tätig ist. Die philosophische Hochschule, die nach dem javanischen Jesuiten Driyarkara benannt wurde, hat heute etwa 400 Studenten, die aus Seminaristen, Ordensangehörigen, zu einem Drittel aus Laien, von denen 15 Prozent Muslime sind, sich rekrutieren. Regelmäßig hat Franz Magnis-Suseno auch an der Universitas Indonesia und der katholischen Universität in Bandung unterrichtet. Das Verzeichnis seiner wissenschaftlichen literarischen Tätigkeit umfasst bis heute 34 Bücher und über 500 Artikel zu Fragen der Philosophie, der Ethik, der javanischen Kultur, des interreligiösen Dialogs und zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen, die zum größten Teil in indonesischer Sprache erschienen sind.

Konsequente Entscheidung

Diese Biographie liest sich zunächst sehr konventionell. Aber das Leben von Franz Magnis-Suseno ist ganz und gar nicht das eines Stubengelehrten geworden. Der deutsche Jesuit Graf Franz von Magnis hat seine Berufung, Missionar und Lehrer in Indonesien zu sein, von Anfang an so verstanden, dass er seine Wahlheimat Indonesien zu seiner eigenen Heimat machen müsse, wenn er die Menschen, mit denen er zu leben und arbeiten hatte, verstehen und von ihnen verstanden und angenommen werden wollte. Seine Beherrschung des Javanischen und das tiefe Eindringen in die Welt- und Menschenvorstellung der Javaner hat ihm diesen Zugang ermöglicht. In Deutschland ist Franz Magnis-Suseno mit Veröffentlichungen zur javanischen Weisheit und Ethik sowie zu Problemen der indonesischen Gesellschaft, wie der Spannung zwischen Tradition und Moderne, bekannt geworden. Sein Buch »Javanische Weisheit und Ethik« (München 1971) ist zwar zunächst auf Deutsch erschienen, wurde aber danach von ihm auch auf Indonesisch veröffentlicht und dann auch von Javanern als eine überzeugende Darstellung ihrer Tradition anerkannt, die man einem »Ausländer« eigentlich nicht zugetraut hätte. Dass er 1977 seine deutsche Staatsangehörigkeit, samt Grafentitel aufgab und die indonesische Staatsangehörigkeit mit dem neuen Namen »Franz Magnis-Suseno« annahm, war daher nur konsequent. Magnis-Suseno hat sich intensiv mit javanischer Ethik befasst und gilt als einer ihrer besten Kenner. Javanische Ethik ist gekennzeichnet durch ihre Konzentration auf die jeweiligen konkreten Situationen und das Bestreben, bei Konflikten einvernehmliche Antworten zu finden, die zu Bewahrung oder Wiederherstellung der Harmonie dienlich sein können. Wenn jeder bereit ist, sich seiner Stellung im gesellschaftlichen und kosmischen Ganzen entsprechend zu verhalten, dann kann das Ziel allgemeiner Harmonie erreicht werden.

Eine Auswahl von Publikationen

Auf Deutsch erschienen:

  • Die »Allah«-Kontroverse in Malaysia; in: Stimmen der Zeit, 135 (2010), H. 7, S. 489 –491
  • Islam und Demokratie – ein Gegensatz? in: Weltweit, (2010), H. Sommer, S. 16 –19
  • National und tolerant / Mitarb.: Franz Magnis-Suseno, in: Publik-Forum, (2010), H. 22, 19.11.2010, S. 44 –45
  • »Religionsfreiheit ist die Akzeptanz anderer« / Mitarb.: Franz Magnis-Suseno, in: missiothek, (2010), H. 158, S. 10–11
  • »Wir sollten das Angebot annehmen!«: Eine (nicht nur) indonesische Perspektive; in: Forum Weltkirche, 127 (2008), H. 2, S. 19–22
  • Spannungsfeld Religion, Kultur und Entwicklung. Fallbeispiel Indonesien; in: Interreligiöse Solidarität im Einsatz für die Armen: Beiträge zu einer Fachkonferenz zur interreligiösen Entwicklungszusammenarbeit der Wissenschaftlichen Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben der Deutschen Bischofskonferenz am 27./28. März 2006 / Hrsg.: Johannes Müller und Michael Reder. – Berlin [u. a.]: Lit-Verlag, 2007 (Deutsche Bischofskonferenz / Wissenschaftliche Arbeitsgruppe für weltkirchliche Aufgaben: Projekte; 17), S. 64– 81
  • Es braucht die Kommunikation«: Ein Gespräch über Christen und Muslime mit Franz Magnis-Suseno SJ / Mitarb.: Franz Magnis-Suseno, in: Herder Korrespondenz, 60 (2006), H. 8, S. 394 –398
  • Ein Kampf um die Seele des indonesischen Islams: Hintergründe, Fragestellungen und Entwicklungen; in: Forum Weltkirche, 125 (2006), H. 4, S. 15–19
  • Missionar in Indonesien: Erfahrungen, Reflexionen, Ausblicke; in: Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, 90 (2006), H. 3/4, S. 262–274

Auf Englisch erschienen:

  • A Common Word and what it could mean; in: We have justice in common: Christian und Muslim voices from Asia and Africa / ed. by Christian W. Troll, Helmut Reifeld and C. T. R. Hewer. – Sankt Augustin; Berlin: Konrad-Adenauer-Stiftung, 2010, S. 25–51.
  • Timor Leste, Indonesia and moral complexities. The Jakarta Post (online), 03.05.2007.
  • ›Debate over reason and faith will remain‹ / collab. by Franz Magnis-Suseno, The Jakarta Post (online), 27.09.2006 
  • ›Decree on houses of worship violates Constitution‹ / collab. by Franz Magnis-Suseno, The Jakarta Post (online), 06.04.2006
  • Obsession with pornography. The Jakarta Post (online), 10.03.2006
  • Corruption, lawlessness: The root of all problems / collab. by Franz Magnis-Suseno, The Jakarta P. (online), 18.11.2002

Auf Französisch erschienen:

  • Une nouvelle démocratie en Indonésie. in: Etudes, (2006) 404 –405, H. 4044, S. 441–451

Vertrauen bewahren

Franz Magnis-Suseno ist ein aufmerksamer Beobachter der Entwicklungen in der indonesischen Gesellschaft und vor allem des Zusammenlebens der Muslime als Mehrheitsreligion mit den religiösen Minderheiten der Christen, Hindus und Buddhisten im Lande. Über die Jahre haben sich hier Verschiebungen ergeben und das einmal viel gepriesene indonesische Modell eines harmonischen interreligiösen Zusammenlebens hat viele Kratzer bekommen. Aber trotz mancher Rückschläge ist im nationalen Bewusstsein die Verpflichtung, »Einheit in Vielfalt« – so das nationale Logo – zu bewahren, immer noch sehr stark verankert. Franz Magnis-Suseno ist auch weiterhin grundsätzlich optimistisch, dass durch intensive Kommunikation unter allen Schichten der indonesischen Gesellschaft, zwischen den Intellektuellen und den religiösen Führern, den Politikern sowie den einfachen Bürgern, Vertrauen bewahrt und wieder aufgebaut werden kann. Die auf den Gründervater Indonesiens Sukarno zurückgehende Verfassung Indonesiens enthält mit den fünf Prinzipien (Pancasila) – Glaube an Gott, Achtung vor dem Menschen in Gerechtigkeit, Einheit des Staates, Demokratie und soziale Gerechtigkeit – wesentliche Inhalte einer politischen Ethik, die Harmonie und Friede in einem säkularen indonesischen Nationalstaat ohne religiöse Diskriminierungen auch heute noch sicherstellen können. In den letzten Jahren hat sich die innenpolitische Situation in Indonesien durch den wachsenden Einfluss des Islams in der Gesellschaft und Politik zwar stark verändert, aber bei politischenWahlen haben die radikalen muslimischen Parteien bisher keine Mehrheiten erringen können.

Gründung des »Forum Demokratie«

Franz Magnis-Suseno hat sich neben seinen Aufgaben als Philosophieprofessor immer sehr intensiv mit den gesellschaftlichen, politischen und ideologischen Auseinandersetzungen in Indonesien befasst. Unter Präsident Suharto (1966–1998) war die kommunistische Partei verboten und Anhänger des Marxismus wurden verfolgt. Das von Suharto angestoßene Projekt einer »Neuen Ordnung« wurde durch die Gewalt und die Grausamkeiten, mit der Suharto gegen tatsächliche und angebliche Kommunisten vorging, von Anfang an diskreditiert. Franz Magnis-Suseno gehörte zu den Intellektuellen, die je länger das Regime von Suharto an der Macht war und das Land ausbeutete, sich für demokratische Reformen einsetzten und 1991 das »Forum Demokratie« gründeten. Bei diesen Aktivitäten ging es ihm weniger um tagespolitische Probleme, sondern um die Grundfragen des politischen und gesellschaftlichen Zusammenlebens. So hat er seine Kenntnisse des Marxismus genutzt, um in den 1970er Jahren mit muslimischen Studenten im Untergrund über die Ideen von Marx und Lenin kritisch zu diskutieren. Als Mitte der 1990er Jahre Angehörige der »Demokratischen Volkspartei « als Marxisten und Kommunisten angeklagt wurden, wurde Franz Magnis-Suseno, der ja in seiner Dissertation sich mit Karl Marx beschäftig hatte, als »Experte« zur Gerichtsverhandlung eingeladen. Seine objektiven Einlassungen zum Marxismus wurden dann allerdings als seine persönliche Überzeugung missverstanden und er als Sympathisant verleumdet. Dieses Missverständnis führte auch dazu, dass 2001 einige seiner Bücher von antikommunistischen Agitatoren, die Buchläden auf der Suche nach kommunistischen Schriften stürmten, mit verbrannt wurden. Franz Magnis-Suseno gelang es, mit den Bücherverbrennern in ein Gespräch zu kommen, wobei diese einräumen mussten, keines seiner Bücher je gelesen zu haben. Das Ganze endete mit der Bekundung gegenseitiger Hochachtung und des Geschenks einiger von Franz Magnis- Suseno signierter Exemplare der ursprünglich inkriminierten Bücher an die Agitatoren.

Das interreligiöse Friedensforum

Als Weihnachten 2000 mehrere Anschläge auf katholische Kirchen in Indonesien verübt wurden, bei denen 17 Menschen ihr Leben verloren, wurde ein interreligiöses Friedensforum gegründet, zu dessen Mitgliedern auch Franz Magnis-Suseno gehörte. Sein Beitrag in diesem Gremium bestand vornehmlich darin, dass er das Wachstum religiös und sozial bedingter Gewalt innerhalb der indonesischen Gesellschaft nicht nur beklagte, sondern auch nach den Ursachen forschte. Etwas resigniert stellte er fest: »Es scheint, dass alle traditionellen Mechanismen der Konfliktregelung nach 40 Jahren Herrschaft eines autoritären Regimes zusammengebrochen sind, da sie im Volk das Vertrauen in die Rechtsordnung untergraben haben. So nehmen die Menschen das Recht in die eigenen Hände. Und dies bedeutet Gewalt.« Die Hauptursache der zunehmenden Spannungen unter den Volksgruppen sah er darin, dass unter Suharto die traditionellen Strukturen gesellschaftlichen Zusammenlebens (Adat) bewusst abgebaut wurden. Die Folge ist, dass die junge Generation ohne Kenntnis dieser Traditionen sich neue Loyalitäten geschaffen hat, die ihre Eigeninteressen mit Gewalt und gegen die Gemeinschaft verteidigen.

Ein geschätzter Intellektueller Indonesiens

Über die Jahre hat sein Einsatz für soziale Gerechtigkeit, für Solidarität mit den Armen und zur Verständigung auf dem Gebiet des interreligiösen Dialogs Franz Magnis-Suseno zu einem der bekanntesten und anerkanntesten Intellektuellen des Landes gemacht. Wie er selber im Rückblick auf das Jahr 2011 feststellt, hat er zwar keinerlei offizielle Funktion innerhalb der katholischen Kirche Indonesiens inne, wird aber immer von katholischen und protestantischen Gruppen, aber auch von Muslimen und von Intellektuellen eingeladen, wenn man etwas zu religiösen oder nationalen Fragen von einem Katholiken hören möchte. Sehr präsent ist er auch im Fernsehen, wo er zu Themen wie religiöser Pluralismus, die Staatsphilosophie der ›Pancasila‹, die Zukunft der indonesischen Demokratie, zum religiösen Extremismus und anderen gesellschaftlichen Problemen ein geschätzter Gesprächspartner ist. Seine Präsenz in den Medien ist ihm manchmal lästig, zeugt aber doch von der großen Hochachtung, die ihm entgegengebracht wird und ihm bei der Erledigung von Pass- und Visaformalitäten, die mit der indonesischen Staatsangehörigkeit verbunden sind, hilft.

Dem interreligiösen Dialog verpflichtet

Franz Magnis-Suseno hat sich über die Jahre im interreligiösen Dialog in Indonesien eingesetzt und viele Kontakte in der islamischen Welt aufgebaut. Mit Abdurrahman Wahid, dem ehemaligen Vorsitzenden der Nahdlatul Ulama, der größten islamischen Organisation des Landes, der auch zwischen 1999–2001 Präsident Indonesiens war, verband ihn bis zu dessen Tod im Jahr 2009 eine tiefe Freundschaft. Franz Magnis- Suseno gilt als einer der besten Kenner des Gedankenguts und geistlichen Nachlasses von Abdurrahman Wahid und wird immer wieder als Experte bemüht, das Erbe dieses in Indonesien immer noch hoch angesehenen geistlichen Führers zu bewahren und zu erklären. Für das gute Verhältnis zwischen der katholischen Kirche und der führenden islamischen Organisation der Nahdlatul Ulama sind diese Beziehungen von großer Bedeutung. Auch weniger für den Dialog offene muslimische Politiker und Funktionäre akzeptieren Franz Magnis-Suseno als ehrlichen Makler und offenen Gesprächspartner, wenn es um gesellschaftliche Probleme und Krisengebiete wie Aceh geht. So gehört er zu einer informellen Gruppe religiöser Führer, zu denen der Erzbischof von Jakarta, die Führer der großen islamischen Vereinigungen, ein buddhistischer Abt, ein Hindumönch aus Bali und ein konfuzianischer Gelehrter zählen. Diese interreligiöse Gruppe hat kürzlich die Religionspolitik des Präsidenten Susilo Bambang Yudhyono kritisiert, dem sie vorwarfen, dass er zu wenig gegen die islamistischen Gruppen im Lande tue und ihnen nicht entschieden genug entgegenträte. Die daraus resultierende Verstimmung mit dem Präsidenten, der sich gegen diese Vorwürfe wehrte, wurden nicht zuletzt durch die Klarstellung und Intervention von Franz Magnis-Suseno ausgeräumt. Eine kurz danach erfolgte Einladung, an der Hochzeitsfeier eines der Söhne des Präsidenten teilzunehmen und die freundliche Begrüßung, die Präsident Susilo Bambang Yudhyono dem Jesuitenpater erwies, zeugte von Hochschätzung und Achtung.

Emeritiert und doch nicht »arbeitslos«

Immer wieder ist Franz Magnis-Suseno auch in Deutschland gewesen und hat in zahlreichen Vorlesungen und Vorträgen über Indonesien dazu beigetragen, seine Wahlheimat in seiner ursprünglichen Heimat bekannt zu machen. Im Februar 2012 wird Franz Magnis-Suseno offiziell als Professor der philosophischen Hochschule Driyarkara in Jakarta emeritiert. Wie er selber aber voraussieht, wird er auch weiterhin einige Vorlesungen halten und die zahlreichen Promotions-, Magister- und Bakkalaureatsarbeiten betreuen, die noch fertig gestellt werden müssen. Die Leitung der Hochschulstiftung und die Fertigstellung einer Reihe von Baumaßnahmen – eine Bibliothek und Wohnblocks für Postgraduierte und Angestellte –, gehören zu den verbleibenden Aufgaben. Ein wichtiges Anliegen ist auch der Aufbau einer Krankenversicherung für die Angestellten der Hochschule. Diese Aufgaben möchte Franz Magnis-Suseno erledigen, um die Hochschule, die sein Lebenswerk geworden ist, institutionell abzusichern. Darüber hinaus möchte er noch einige Bücher fertig stellen, deren Konzept er schon des längeren im Kopf hat, die zu schreiben ihm bei seinen vielen Verpflichtungen aber immer wieder die Zeit fehlte.

Auszeichnungen für sein Lebenswerk

Wie bei Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – zu ihnen zählt Franz Magnis-Suseno ohne Frage – üblich, wurde sein Lebenswerk mit zahlreichen Anerkennungen gewürdigt. 1999 wurde er zum Mitglied der Indonesischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 2001 erhielt er das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Dass der gelernte Philosoph Franz Magnis-Suseno auch auf dem Gebiet der Theologie wichtige Beiträge geleistet hat, belegt das Ehrendoktorat der Theologie, das ihm 2002 von der theologischen Fakultät der Universität Luzern überreicht wurde. In Indonesien wurde er 2010 mit dem Sonderpreis des Habibie-Award ausgezeichnet. Dieser Preis ist nach dem ehemaligen indonesischen Präsidenten Bacharuddin Jusuf Habibie (1998–1999) benannt, der auch ein persönlicher Freund von Franz Magnis-Suseno geworden ist und mit dem er sich regelmäßig zu einer Art »Stammtisch« trifft. Die große Kenntnis und die offensichtliche Sympathie für die javanischen Traditionen, die ohne Zweifel die weitaus größte Mehrheit des indonesischen Volkes repräsentieren, haben Magnis-Suseno den Vorwurf eingetragen, dass er einseitig nur die javanischen Traditionen im Auge habe, die starken islamischen und vor allem die Traditionen der anderen Ethnien im großen indonesischen Archipel nicht hinreichend berücksichtige. Dieser Vorwurf trifft ihn persönlich wohl weniger, sondern spricht ein generelles Problem innerhalb der indonesischen Gesellschaft an, in der das javanische Element sicher einseitig dominierend ist. Für die Entwicklung einer gemeinschaftlichen »indonesischen « Identität wird die Berücksichtigung der anderen ethnischen Traditionen daher sicher wichtig sein. Diesem Anliegen wird sich Franz Magnis-Suseno nicht verschließen, auch wenn sein eigener Beitrag und sein Lebenswerk sich der javanischen Tradition in erster Linie verpflichtet weiß.

GEORG EVERS
Missionswissenschaftler