Forum Weltkirche - Zeitschrift für Kirche und Gesellschaft mit weltweitem Blick

ALGERIEN

Besorgnis über die Lage der Menschenrechte

Im Blick auf die Religionsfreiheit gibt es deutliche Rückschritte

Im neuen »Länderbericht Religionsfreiheit: Algerien« von missio Aachen zeigen sich christliche Menschenrechtler von der politischen Entwicklung des nordafrikanischen Landes enttäuscht. Algerien erhält wegen großer Erdgasvorkommen als potenzieller Energielieferant neue Bedeutung. Nach dem durch eine breite Protestbewegung erzwungenen Rücktritt des Präsidenten Bouteflika 2019 habe es keinen »radikalen Bruch mit der bisherigen Politik und kein entschiedenes Eintreten gegen Klientelismus und Korruption« gegeben, schreiben die im Land lebenden Autor:innen, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollen. Vielmehr sei etwa die neue algerische Verfassung von 2021 mit Blick auf das Thema Religionsfreiheit als ein deutlicher Rückschritt zu bezeichnen, heißt es weiter: »So wurden etwa der Schutz der Gewissensfreiheit und weitere Bezüge zur religiösen Freiheit gestrichen.« Auch die Präsidentschaftswahlen 2019 und die Parlamentswahlen 2021 hätten keinen Neubeginn gebracht. Nichtmuslimische Bürger:innen werden laut Bericht vor allem im Familien- und Erbrecht benachteiligt. Dies gelte etwa für Mütter oder Ehefrauen nichtmuslimischer Herkunft, die beim Tod ihres Ehemannes keinen Anspruch auf Erbe, Wohnung, Zugang zu Konten oder das Sorgerecht hätten. Daneben beobachten die Autor:innen auch einen wachsenden Druck auf säkulare Bewegungen und Bürger:innen mit atheistischen Ansichten, die in Algerien immer präsenter würden. Zugleich machen die Autor:innen deutlich, dass sich trotz der politischen Schwierigkeiten die algerische Gesellschaft und die Religionsgemeinschaften vor Ort für ein friedliches Zusammenleben in Freiheit einsetzen. Dies eröffne neue Dialogchancen zwischen den Angehörigen verschiedener Religionen und lokaler Initiativen. Laut dem Bericht leben in Algerien rund 12.000 katholische Christ:innen in vier Bistümern. Die katholische Kirche werde von den Behörden korrekt behandelt. So habe sich der Staat an der Restaurierung von Gebetsstätten finanziell beteiligt und katholische Veranstaltungen logistisch unterstützt.

Den neu erschienenen »Länderbericht Religionsfreiheit: Algerien« finden Sie unter: https://www.missio-hilft.de/in formieren/wofuer-wir-uns-einsetzen/ religionsfreiheit-menschenrechte/laen derberichte-religionsfreiheit/.

FOTO: KATJA VOGES
In der Basilika Unserer Lieben Frau von Afrika in Algier wenden sich Christen und Muslime an Maria und legen Blumen nieder.