Forum Weltkirche - Zeitschrift für Kirche und Gesellschaft mit weltweitem Blick

Nordostindien

Freiheit, Macht und Gewalt

Nordostindien: Eine Region sucht ihre Zukunft

von Stanislaus Chinliankhup

Aus dem Englischen übersetzt von Robert Bryce

Den Nordosten Indiens kennt man in der übrigen Welt kaum. Er ist fast vollständig von anderen Ländern umgeben: Tibet und China im Norden, Bhutan im Nordwesten, Nepal im Westen, Bangladesch im Südwesten und Myanmar im Osten. Die ethnische Vielfalt ist groß. In jüngster Zeit gibt es gewaltsame Ausschreitungen in der Region. Freiheitsbewegungen lösen Gewalt aus und hemmen die Entwicklung. Um die Herausforderungen Nordostindiens zu verstehen, muss man seine Bewohner, ihre Kultur und ihre Geschichte kennen. Auch die Kirche muss die Dynamik im soziopolitischen Bereich verstehen, um in der Gesellschaft eine konstruktive Rolle spielen zu können.

Autor

Stanislaus Chinliankhup
Dr., Diözesanpriester, Lehrbeauftragter am Oriens Theological College Sillong

Der Nordosten Indiens ist der Außenwelt kaum bekannt. Dabei gab es dort seit Urzeiten viele Königreiche. Das berühmte Reich der Ahom in Assam überdauerte 600 Jahre. Nicht einmal den großen Mogul- Kaisern gelang es, die dortigen Königreiche zu unterwerfen. Erst die Briten eroberten sie im 19. Jahrhundert, um ihre Interessen in Myanmar zu schützen. Heute besteht der Nordosten Indiens aus sieben Bundesstaaten: Arunachal Pradesh, Assam, Manipur, Meghalaya, Mizoram, Nagaland und Tripura – häufig auch die »sieben Schwestern« genannt. Seit dem Beitritt von Sikkim macht die Region immerhin acht Prozent der Landfläche Indiens aus. Die genannten Bundesstaaten sind mit dem übrigen Indien nur über einen zwanzig Kilometer breiten Landstreifen, den »Shiliguri-Korridor«, verbunden. Lediglich ein Prozent seiner Außengrenzen teilt es mit dem Rest Indiens. Das macht die Bundesstaaten im Nordosten anfällig für den Einfluss fremder Mächte. Sollte die Region unter die Kontrolle anderer Staaten fallen, würde das jedoch auch die Sicherheit der übrigen Landesteile Indiens gefährden. Aus diesem Grund blickt die Zentralregierung mit Sorge auf die sozialpolitische Lage in diesen Bundesstaaten. Gleichzeitig ist feindlich gesinnten Nachbarstaaten Indiens daran gelegen, durch Unterstützung staatsfeindlicher Aktivitäten auf indirektem Weg Einfluss in der Region auszuüben. Das führt zur Destabilisierung der Region – mit Folgen für das Leben der Menschen. Und auch für die Arbeit der Kirche bringt es große Herausforderungen mit sich.

Historischer und kultureller Hintergrund

Historisch gesehen hat die Nordostregion stärkere Bindungen zu Südostasien als zu Indien selbst. Die Ahom von Assam kamen im frühen 13. Jahrhundert eigentlich aus Thailand, und das Volk der Meitei von Manipur pflegte in der Vergangenheit einen regen Austausch mit Südostasien. Migration und wechselseitiger Austausch mit China, Myanmar, Laos und Thailand prägen die Geschichte der Region. Während der Tang-Dynastie gab es eine Straße, die den Nordosten mit Südwestchina verband. Die Menschen sind aus ethnischer Sicht indomongolischer Herkunft. Die Indo-Mongolen bestehen aus den Ahomvon Assam und den Meitei von Manipur, die durch den Hinduismus sanskritiert wurden. Dabei änderten die niederen Kasten oder Stämme ihre Gebräuche und Rituale, ihre Weltanschauung und ihre Lebensart, um in der sozialen Hierarchie der Hindu- Gesellschaft aufzusteigen. Die im Tiefland lebenden Menschen sind meist Hindus, während die in den Bergen lebenden Menschen als Angehörige der Stammesvölker gelten und früher Animisten waren. Die meisten haben sich inzwischen jedoch dem Christentum zugewandt. Weil die Region zu 80 Prozent Bergland ist, gehören die Einwohner der meisten Bundesstaaten mehrheitlich der Stammesbevölkerung an. Zwischen den verschiedenen Volksgruppen herrscht zwar eine gewisse Homogenität, dennoch hat jeder Stamm seine unverwechselbare Kultur und sein eigenes Brauchtum. Bei den Khasi, den Jaintia und den Garo von Meghalaya herrscht das seltene matrilineale System vor.

Das Christentum im Nordosten

Die christliche Missionsarbeit im Nordosten Indiens begann Ende des 19. Jahrhunderts mit der Ankunft protestantischer Missionare. 1829 gründete die Baptistische Mission in Guwahati ein Missionszentrum in Assam. Die Missionare errichteten Schulen, druckten Lehrbücher und übersetzten das Neue Testament in die lokalen Sprachen. Die Geschichte des katholischen Glaubens in der Region reicht zurück bis ins frühe 17. Jahrhundert, als im September 1626 zwei portugiesische Jesuitenmissionare auf ihrem Weg nach Tibet und China durch Hajo und Guwahati reisten. Als Assam im Jahr 1826 in das britische Empire eingegliedert wurde, brachte man katholische Einwanderer aus Bihar und Bengalen zur Arbeit auf den Teeplantagen in die Region. 1850 fiel Assam in die Zuständigkeit des Vikariats von Lhasa (Tibet), das von den Missionaren der Pariser Mission betreut wurde. 1870 wurde Assam in die Apostolische Präfektur von Krishnagar in Bengalen eingegliedert. Im Jahr 1889 wurde die Apostolische Präfektur von Assam mit Shillong als Hauptsitz gegründet. Man gab sie in die Hände der deutschen Salvatorianer, die durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs jedoch gezwungen waren, das Land zu verlassen. Danach wurde die Präfektur Assam von den Jesuiten von Kalkutta betreut, bis man sie im Jahr 1921 dann den Salesianern von Don Bosco anvertraute. Heute ist das Christentum die Mehrheitsreligion in Bundesstaaten wie Mizoram (94 Prozent), Nagaland (84 Prozent), Meghalaya (81 Prozent) und Arunachal Pradesh (70 Prozent). In Assam, wo 68 Prozent der Gesamtbevölkerung der Region leben, liegt der Bevölkerungsanteil der Christen hingegen nur bei 3,74 Prozent. Die christlichen Kirchen sind sehr aktiv in den Bereichen Bildung, Sozialarbeit, Gesundheitswesen, Seelsorge und Evangelisierung. Darüber hinaus üben sie einen positiven soziopolitischen Einfluss aus. Das Engagement der Kirchen könnte zu einer gewichtigen Kraft des sozialen Wandels werden.

Freiheitsbewegungen

Die politischen Freiheitsbewegungen haben ihre Ursprünge in der Zeit vor der Gründung des Staates Indien. Im 19. Jahrhundert regte sich in allen Teilen des Landes Widerstand gegen die britische Herrschaft. Mit der russischen Oktoberrevolution von 1917 verbreitete sich die Idee vom Sozialismus auch in Indien – einschließlich der Bundesstaaten im Nordosten. Nach der indischen Unabhängigkeit gab es in den nordöstlichen Staaten gemischte Reaktionen, was die Beziehung zu Indien angeht. Manche sprachen sich für die Gründung einer »North East Frontier Province« aus, andere wollten die vollständige Unabhängigkeit und wieder andere waren für den Zusammenschluss mit Indien. Die politischen Entwicklungen nach der Unabhängigkeit Indiens im Jahr 1947 mündeten letztlich in der Eingliederung der nordöstlichen Bundesstaaten in die Indische Union. Dagegen formierte sich jedoch Widerstand und separatistische Bewegungen entstanden. Ab den 1950er Jahren forderte die Naga Insurgency-Bewegung in Nagaland die Abspaltung von der Indischen Union. Diese Forderung übernahmen auch die von Naga bewohnten Gegenden des Bundesstaates Manipur. Von 1960 bis 1967 erstarkten die separatistischen Bewegungen der Naga und der Mizo und trugen viel Unruhe in die Bergregionen von Manipur, Nagaland, Mizoram und Myanmar. Nach einem Führungswechsel in den 1980er Jahren forcierte die Naga Insurgency-Bewegung ihren Kampf im gesamten Nordosten. 1979 wurde die United Liberation Front of Assam gegründet und sorgte ab den 1980er Jahren für viel Unruhe in Assam. Im selben Jahrzehnt formierte sich unter den Meitei von Manipur eine separatistische Bewegung. Ab den 1990er Jahren gründeten auch die Kuki von Manipur mehrere Organisationen, deren Ziel die Abspaltung von Indien war. Dies forderten auch die Khasi, die Garo, die Bodo und die Karbi. Praktisch jede Volksgruppe gründete einen eigenen bewaffneten Arm, um die Forderung nach einem eigenen Staat durchzusetzen. Das Aufkommen der bewaffneten Freiheitsbewegungen unter den Stämmen im Nordosten war im Wesentlichen eine Strategie zum Schutz des eigenen Landes und zur Durchsetzung der Autonomie. Auch die wirtschaftliche Rückständigkeit und die mangelnde Effizienz des Staates bei der Bewältigung der sozioökonomischen Krise ließen die revolutionären Bewegungen in der Region eskalieren. An der Spitze dieser Bewegungen stehen vor allem arbeitslose Jugendliche. Die hehren revolutionären Ideale üben eine große Anziehungskraft auf die frustrierte Jugend aus, deren Sinnsuche sich in der Revolte gegen ein System Bahn bricht, das ihre Bedürfnisse und Forderungen nicht erfüllen kann. Ab Ende der 1990er Jahre gelang es der indischen Regierung jedoch zum Glück, eine Waffenruhe mit den verschiedenen revolutionären Gruppen zu vereinbaren. Das dämmte zwar die Gewalt ein, die revolutionären Ideologien leben jedoch weiter und es lässt sich nicht vorhersagen, ob es früher oder später wieder zu Gewaltausbrüchen kommt.

Unheilige Allianz

Dass es Verbindungen zwischen der Politik und revolutionären Gruppen gibt, gilt als offenes Geheimnis. In vielen Teilen Nordostindiens sind Anwärter auf ein politisches Amt ohne die stillschweigende Billigung durch revolutionäre Gruppen chancenlos. Mitunter stellen diese Gruppen auch offen ihre eigenen Kandidaten auf. So gewinnen sie politischen Einfluss und diktieren in bestimmten Gegenden die Bedingungen. Zweck dieser Verbindung ist es, sich Macht und wirtschaftliche Vorteile zu sichern. Die breite Masse der Bevölkerung leidet darunter, weil das Geld für Entwicklungsprojekte oft in den Taschen der revolutionären Gruppen landet und sich Arbeiten der öffentlichen Hand verzögern. Weil die Region wirtschaftlich rückständig ist und revolutionären Gruppen keine anderen Geldquellen bietet, werden sich diese wohl auch künftig bei staatlichen Entwicklungsprojekten bedienen. Diese unheilige Allianz ist ein Hemmnis für Entwicklung und Fortschritt. Die Kirche muss Lösungsansätze für dieses Problem finden und entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Dass es die Freiheitsbewegungen in Nordostindien gibt, hat soziale, politische, kulturelle und ethnische Ursachen. Im Kern sind dafür jedoch wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Die anderen genannten Ursachen für die Rechtfertigung revolutionärer Bewegungen sind vorgeschoben, um den wirtschaftlichen Faktor zu verschleiern. Die bittere Realität ist, dass die Wirtschaft der Bundesstaaten im Nordosten von Außenstehenden beherrscht wird: 1. Der Markt wird von Geschäftsleuten aus anderen Teilen Indiens kontrolliert. 2. Es gibt kaum Industrie in der Region, die für Einkommen sorgen und die Wirtschaft tragen könnte. 3. Das von der Zentralregierung kommende Geld fließt in den Kauf essenzieller Waren und Produkte aus anderen Landesteilen. 4. Die Regierung ist nicht in der Lage, alle Menschen, vor allem die Jugend, in ihr System zu integrieren. Daher ist die Region wirtschaftlich abhängig, und revolutionäre Gruppen versuchen, mit Waffengewalt die Kontrolle über die Wirtschaft zu erzwingen. Die Freiheitsideologie dient lediglich als Deckmantel für die realen wirtschaftlichen Probleme und Ängste.

Die Angst vor Einwanderung

Die wirtschaftlichen Ängste werden verschärft durch die Angst vor Einwanderung. Während der britischen Herrschaft kam die Nordostregion unter dieselbe Verwaltung wie der Rest Indiens. Das setzte sich nach der Unabhängigkeit Indiens fort. Seit der Unabhängigkeit gab es einen stetigen Zuzug von Menschen aus anderen Teilen Indiens und Nachbarländern in die Nordostregion. Nach der Gründung von Bangladesch im Jahr 1971 stieg die Zahl der Einwanderer enorm, was die Bevölkerungsstruktur stark veränderte. Die Bemühungen um die Steuerung der Zuwanderung mündeten in der Unterzeichnung des Assam Accord von 1985. Dieser sah vor, die nach dem 24. März 1971 nach Assam eingewanderten Menschen wieder abzuschieben. Das dämmte die illegale Einwanderung jedoch nicht ein und das schnelle Anwachsen der Bevölkerungszahl von 23 Millionen im Jahr 1981 auf 32 Millionen im Jahr 1991 wurde zum großen Teil der Einwanderung aus Bangladesch zugeschrieben. Der angestammten Bevölkerung bereitete dies Sorge. Sie fürchtete, im eigenen Land zu einer Minderheit zu werden. 2016 wurde im Parlament die Citizenship Amendment Bill vorgestellt. Dieses Gesetz sieht vor, Nichtmuslimen aus Bangladesch, Afghanistan und Pakistan die indische Staatsbürgerschaft anzubieten. Am 8. Januar 2019 verabschiedete das indische Parlament, die Lok Sabha, das umstrittene Gesetz, was in den Bundesstaaten des Nordostens für große Entrüstung sorgte. Man fürchtet eine Situation wie in Tripura, wo der Anteil der indigenen Bevölkerung mittlerweile nur noch 30 Prozent beträgt. Das ist ein äußerst heikles pastorales Thema.

Die Antwort der Theologie

Treibende Kraft hinter den Freiheitsbewegungen in Nordostindien ist der Kampf um Macht – mit dem Ziel der Kontrolle der Wirtschaft, der kulturellen Identität und der Zukunft. Dieser Machtkampf brachte Konflikte, Gewalt und andere Übel mit sich. In der Theologie beruft man sich als Rechtfertigung für Freiheitskämpfe dieser Art häufig auf den göttlichen Akt der Befreiung der Israeliten aus Ägypten. Aufgrund seiner Gottebenbildlichkeit ist der Mensch mit Freiheit ausgestattet: Als Einzelner und als Gruppe hat er die Freiheit, sein beziehungsweise ihr Schicksal selbst zu bestimmen. In diesem Sinne lassen sich die Freiheitsbewegungen unter den Volksgruppen in Nordostindien theologisch begründen. Die ethnische Vielfalt, die ungleiche geografische Verteilung der Gruppen und die zwischen ihnen ausgetragenen Auseinandersetzungen um Land machen die politische Unabhängigkeit jeder Volksgruppe in der Praxis jedoch nicht realisierbar. Aus Gründen der nationalen Sicherheit wird die Zentralregierung der Region wahrscheinlich auch nicht die Unabhängigkeit gewähren. Abgesehen davon wäre bei politischer Unabhängigkeit die Gefahr hoch, dass die Region von mächtigen Nachbarn wie China geschluckt wird. Deshalb darf sich Freiheit nicht auf die politische Befreiung beschränken. Politische Befreiung ohne wirtschaftliche Unabhängigkeit würde nur in anderen Formen der Unterdrückung münden. Deshalb sollte die wirtschaftliche Unabhängigkeit in den nordöstlichen Bundesstaaten Priorität haben. Und die Zentralregierung sollte diese Bundesstaaten dabei unterstützen, wirtschaftlich unabhängig zu werden, damit sie im Gegenzug einen Beitrag zum Wohlstand des Landes leisten können. Die Kirche ist dem sozialen Wohlergehen verpflichtet und kann eine aktive Rolle bei der Förderung der wirtschaftlichen Unabhängigkeit der Menschen spielen.

In jeder Diözese und Pfarrgemeinde muss es dafür einen eigenen pastoralen Rahmen geben. Ein Rahmen dieser Art ist »kontextspezifisch«; einen auf alle Kontexte, das heißt auf alle Diözesen, anwendbaren »universellen Rahmen« kann es nicht geben. Eines muss diesen pastoralen Rahmen jedoch gemein sein: Sie müssen auf den Grundsätzen der Gerechtigkeit, Subsidiarität, Achtung der Menschenrechte und Liebe gründen. Gerechtigkeit heißt Gleichheit und dass jeder bekommt, was ihm rechtmäßig zusteht. Ohne Gerechtigkeit kann keine Gesellschaft lange existieren. Ungerechtigkeit schafft Unzufriedenheit und bricht sich Bahn in Wut, Konflikten und Gewalt. Laut Bibel heißt Gerechtigkeit auch, den Unterdrückten zu helfen, den Waisen Recht zu verschaffen und sich um die Witwen zu kümmern (Jesaja 1,17, Sprüche 29,7). Das Subsidiaritätsprinzip fordert die Menschen auf, sich an Entwicklungsprogrammen zu beteiligen, statt passive Empfänger wirtschaftlicher Fördermaßnahmen zu sein. Die Grundrechte des Menschen – wie das Recht auf Gleichbehandlung, Diskriminierungsfreiheit, Leben und Sicherheit, Freiheit von Sklaverei und Folter – müssen gestärkt werden. Aufgrund unserer in der Gottebenbildlichkeit wurzelnden Würde sind wir angehalten, die Menschenrechte zu respektieren. Und der christliche Wert der Liebe mahnt uns, das Wohlergehen anderer über unser eigenes zu stellen. Diese Grundsätze sind keine bloßen konzeptuellen Ideale, sie ermöglichen die Interaktion und gegenseitige Bereicherung der Menschen und fördern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Schlussbemerkung

Die Freiheitsbewegungen im Nordosten Indiens zielen hauptsächlich auf die Aneignung von Macht ab. Sie sind getrieben vom expliziten Streben nach politischer Macht und dem impliziten Ziel, wirtschaftliche Kontrolle zu erlangen. Dieses Streben schürte Gewalt, hemmte den Fortschritt und forderte viele unschuldige Opfer. Die Kirche tut alles für den Erhalt des Friedens – durch Sozialarbeit, durch Aufklärung über Friedensarbeit und Konfliktbewältigung an Schulen, über Organisationen wie »Peace Channel«, durch ökumenisches Engagement, etwa im Rahmen des Joint Peace Mission Team, und durch die Zusammenarbeit mit Friedensorganisationen der Zivilgesellschaft (siehe dazu den Beitrag von Anne Knörzer in diesem Heft, S. 31–33). Auch als Minderheit versucht die Kirche alles, um Salz und Licht in der Gesellschaft zu sein, indem sie sich für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Subsidiarität und Liebe einsetzt. In ihrem Kampf für Gerechtigkeit und Verteidigung der unter Ungerechtigkeit leidenden Menschen findet die Kirche Unterstützer. Zudem erfährt sie in ihrem Einsatz für die Menschenrechte breite Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. Die Menschen durch Subsidiarität in die Lage zu versetzen, aktiv die eigene Entwicklung voranzutreiben, ist einer der sichersten Wege, das Gerechtigkeitsgefüge zu stärken. Und auch die selbstaufopfernde christliche Liebe wird in der Gesellschaft immer gebraucht, geschätzt und ihre Wirkung entfalten. Indem sie sich für Gerechtigkeit, Menschenrechte, Subsidiarität und Liebe einsetzt, bietet die Kirche Freiheit in Form wirtschaftlicher Unabhängigkeit und repräsentiert Macht in Form der Macht, einander zu dienen, damit Wohlstand und Harmonie in der Gesellschaft Einzug halten.

Foto: Annika Reisch
Bis heute sind die Stammesvölker im Nordosten Indiens fest in ihren alten Traditionen verwurzelt. Die Trommler und Tänzer bitten mit dem »Wangala«-Tanz um eine reiche Ernte. Wangala ist das Erntefest, das der Garo-Stamm zwischen September und Dezember feiert.
Foto: Annika Reisch
Vor der Kathedrale in Shillong erinnert ein Denkmal an Pater Otto Hopfenmüller. Der deutsche Salvatorianer leitete die Mission in Assam und verfasste unter anderem einen Katechismus sowie Darstellungen über das Leben Jesu in der Khasi-Sprache.
Foto: Hartmut Schwarzbach
Harte Arbeit bei der Kohleförderung. Wirtschaftlich ist der Nordosten lange vernachlässigt worden – auch ein Grund für die Unzufriedenheit und den Zulauf der Jugend zu den Freiheitsbewegungen.

Nordostindien auf einen Blick

Fläche: 255.000 km2

Einwohner: 46,92 Millionen

Sprachen: Englisch, Hindi, Assamesisch, Bengalisch, Manipuri, Nepalesisch, viele Stammessprachen

Religionen: Christen ca. 7,8 Millionen (zwischen 90 %in Nagaland und 4 % in Assam)

Größte Volksgruppen: Khasi, Naga, Mizo, Tripuri, Meitei, Kuki, Assamese People, Bodo

Wirtschaft: Exportgüter Tee, Gummi, Kaffee; Gartenbau, Blumenzucht, Bodenschätze Erdöl und Kohle

Mehr Informationen: https://www.missio-hilft.de/mitmachen/weltmissionssonntag-2019/