Religion und Gewalt

Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Der Vorwurf, dass Religion Gewalt hervorbringt, steht nicht erst im Raum, seit Nachrichten über islamistischen Terror beinahe an der Tagesordnung sind. Biblisch gesprochen hängen Religion und Gewalt seit den Tagen von Kain und Abel zusammen. Was wohl eher überrascht: In einer Zeit, da die Bedeutung der Religion in westlichen Gesellschaften abzunehmen scheint, nimmt Gewalt im Namen der Religion zu. Das lässt aufgeklärte Zeitgenossen ratlos zurück – und lässt zugleich nach den Gründen fragen. Nicht selten wird man dabei feststellen, dass Gewaltakte nur vordergründig religiös motiviert sind, weitere und wirkliche Gründe jedoch in gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Spannungen zu suchen sind. Schnellen und vorschnellen Zuschreibungen sollten gerade gläubige Menschen mit Skepsis begegnen und genauer hinschauen.

Die Kirche wird in unseren Tagen in unterschiedlicher Weise mit Gewalt konfrontiert. In vielen Ländern werden Christen wegen ihres Glaubens bedrängt und verfolgt, beispielsweise in Indien. Andernorts ist die Kirche als stabilisierender und beruhigender Faktor in Situationen gefragt, die von Gewalt und ihren Folgen geprägt sind, sei es langfristig wie in Kolumbien, sei es spontan wie in Côte d’Ivoire. Schließlich muss sich die Kirche mit Gewalt in ihrem Innern, mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder, auseinandersetzen; dazu leistet das »Centre for Child Protection« in Rom einen unverzichtbaren Beitrag. Und schließlich sind die Christen herausgefordert, immer wieder die Botschaft Jesu als Widerstand gegen Gewalt zu lesen und zu leben, damit der Vorwurf, Religion bringe Gewalt hervor, sich wandelt und Religionen zuallererst mit Frieden in Verbindung gebracht werden.

Stefan Voges

Beiträge aus Heft 2/2017

Frieden in Kolumbien

Von Monika Lauer Perez

Länderbericht Kolumbien: Ein Weg zwischen großer Hoffnung und tiefen Zweifeln I Das Jahr 2016 wird als ein besonderes in die Geschichte Kolumbiens eingehen, denn der Friedensvertrag zwischen der Regierung des demokratisch gewählten Präsidenten und... weiterlesen »

Zwischen Hindu-Ideologie und säkularer Verfassung

Von Sebastian M. Michael

Die wachsende Gewalt gegen Christen in Indien I Im heutigen Indien definiert sich die indische Identität durch die gemeinsame Verfassung. Sie garantiert allen Bürgern Rechte in Bezug auf Ethnie, Sprache, Kultur und Religion. Heute wird der fragile Zusammenhalt der indischen Gesellschaft jedoch gefährdet durch Bestrebungen, eine Hindu-Nation zu etablieren. Hinter der Gewalt gegen Volksgruppen im Namen der Religion stecken politische und ökonomische Interessen. Dieser Zusammenhang zwischen Kultur, Religion, Identität sowie politischen und ökonomischen Interessen ist entscheidend für das Verständnis der Gewalt gegen Christen in Indien. In der Druckausgabe lesen    

Offenheit und Gastfreundschaft

Von Bischof Raymond Ahoua

Die pastorale Reaktion auf einen Terroranschlag in Côte d’Ivoire I Am 13. März 2016 wurden bei einem Terroranschlag in der Hafenstadt Grand Bassam in Côte d’Ivoire 19 Menschen getötet. Sechs bewaffnete Männer schossen auf Badegäste am Strand und griffen anschließend drei Hotels an. Zu dem Anschlag bekannte sich Al-Qaida im islamischen Maghreb. Raymond Ahoua, der zur Ordensgemeinschaft »Söhne der göttlichen Vorsehung« gehört, ist seit 2010 Bischof von Grand Bassam. In seinem Text, den er im September 2016 in Nairobi auf einer Konferenz zum Thema »Religion und Gewalt « vorgetragen hat, beschreibt Ahoua, wie er die Ereignisse im März 2016 erlebte. Vor dem Hintergrund biblischer Positionen reflektiert er die pastorale Reaktion der Kirche. In der Druckausgabe lesen    

Kinderschutz in der katholischen Kirche

Von Hans Zollner

Reflexionen aus Theorie und weltweiter Praxis I In Deutschland taucht das Thema sexueller Missbrauch von Minderjährigen durch Kleriker nur noch selten in den Nachrichten auf. Aber es steht außer Frage, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt ein Thema bleibt. Der weltweite Einsatz der Kirche für Prävention von sexuellem Missbrauch trifft dabei auf ganz unterschiedliche kulturelle Voraussetzungen. In der Druckausgabe lesen