Spiritualität der Schöpfung

»Wer Frieden predigt, lebt gefährlich!«

Eine Rede über den Kongo, Konfliktmineralien und Migration

von François-Xavier Maroy Rusengo

Wer Frieden predigt, lebt gefährlich in der Demokratischen Republik Kongo. Erzbischof François-Xavier Maroy Rusengo von Bukavu hat mehr als einen Attentatsversuch überlebt. Er kritisiert weiter die Kriegstreiber und prangert die Verstrickungen zwischen Rebellen und Handyherstellern an. Für seine Friedensmission wurde er 2012 mit dem Weimarer Menschenrechtspreis geehrt. Am 30. Mai 2017 hat er in Brüssel vor EU-Politikern eine vielbeachtete Rede gehalten.

Autor

François-Xavier Maroy Rusengo
Erzbischof von Bukavu

 

 

Ich habe etwas aus dem Kongo mitgebracht. Auf den ersten Blick erkennen Sie ein Kreuz. Und ein Kreuz verbindet man sicherlich auch mit einem Erzbischof. Auf den zweiten Blick erkennen Sie, woraus dieses christliche Symbol hergestellt worden ist: aus einer Patronenhülse. Sie stammt aus meiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo. Wir wissen nicht, ob diese Kugel jemanden getötet hat. Diese Hülsen findet man millionenfach im Kongo. Denn bei uns wütet der blutigste Konflikt seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Millionen Menschen sind in den letzten 20 Jahren ums Leben gekommen. Eine solche Kugel schoss durch die Fensterscheibe meines Arbeitszimmers. Auf mich wurde gezielt. Rebellen wollten mich treffen. Doch glücklicherweise hat der liebe Gott mich nicht so groß werden lassen, so dass das Projektil über mir in der Wand meines Zimmers einschlug. Wer Frieden predigt, lebt gefährlich bei uns.

Die Menschen im Kongo versuchen, vor der Gewalt zu fliehen. Weltweit sind 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Besonders präsent in der öffentlichen Wahrnehmung sind Flüchtlinge in dem Konflikt in Syrien. Wenn wir uns aber die Zahl der neuen Binnenflüchtlinge ansehen, dann nimmt die DR Kongo aktuell einen traurigen ersten Platz ein – wie in diesen Tagen die Statistiken für das Jahr 2016 des Internal Displacement Monitoring Center (IDMC) des Norwegischen Flüchtlingsrats belegen.

Heute ist es nicht mehr nur der Ostkongo, der von schlimmen Massakern betroffen ist, sondern es sind auch die Kasaï-Provinzen im südlichen Zentrum des Landes. Dort wurde Gewalt von seltener Grausamkeit geübt. Viele Menschen sind dabei ums Leben gekommen; die öffentlichen und kirchlichen Infrastrukturen wurden zerstört. Laut OCHA (Office for the Coordination of Humanitarian Affairs / Amt der UN für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten) gibt es mehr als 1,7 Millionen Menschen, die vom Krieg betroffen sind. Die Nationale Bischofskonferenz (Conférence Épiscopale Nationale du Congo, CENCO) hat die grauenhaften und hinterhältigen Taten in den Kasaï-Provinzen auf das Schärfste verurteilt und die dringende Notwendigkeit einer unabhängigen und objektiven Untersuchung betont, um die Verantwortlichen zu ermitteln. Im Jahr 2016 wurden 900.000 Menschen zu Flüchtlingen in ihrer eigenen Heimat. In diesem Jahr wurden bis heute, Ende Mai, 837.000 neue Vertriebene gemeldet – fast so viele wie im gesamten Vorjahr! Zu den insgesamt rund 3,7 Millionen Binnenvertriebenen kommen mehr als eine halbe Million Flüchtlinge, die über die Landesgrenze flohen, und die Opfer von Massakern wie zum Beispiel in den Kasaï-Provinzen. Ich bitte Sie, sich diese Zahlen und die Schicksale dahinter für einen Moment vor Augen zu führen. Doch weshalb spricht die internationale Gemeinschaft so wenig davon? Weil diese Menschen unsichtbar sind, weil es im Kongo keine großen Lager für Vertriebene gibt. Darauf möchte ich später noch zurückkommen.

Eine chaotische Situation

Die Tragödie des Kongo ist auf die massive illegale Ausbeutung von Bodenschätzen, den Machtmissbrauch sowie Besatzungs- und womöglich Balkanisierungsmanöver zurückzuführen. Viele politische Akteure betrachten die Organisation der Wahlen, diese grundlegende demokratische Forderung, als eine Bedrohung. Wer aber ist es, der Angst vor einem vereinten, demokratischen und wohlhabenden Kongo hat? Und vor allem: Wem nutzt die jetzige Beeinträchtigung des demokratischen Prozesses und die Erhaltung des Staates in einem chaotischen, quasi rechtlosen Zustand? Diese Fragen zu beantworten, ist der erste wichtige Schritt, um eine humanitär und sozial lebenswerte Lage im Kongo herzustellen und damit unmittelbar auch die Migrationsbewegungen ins Ausland, besonders nach Europa, zu bekämpfen. Lassen Sie mich bitte drei ausgewählte Fluchtursachen ein wenig erläutern:

1. Konfliktmineralien
Wenn vom Kongo die Rede ist, denkt man an ein sehr großes und üppiges, rohstoffreiches Land. Statt ein Segen für seine Bevölkerung zu sein, sind seine Reichtümer jedoch zu einem Fluch geworden – sie nähren einen Kreislauf von Gier, Gewalt und Armut. Die Minen sind der zentrale Streitpunkt der Konflikte, die man gegenwärtig aufgrund einer verzerrten Wahrnehmung als ›ethnische Kriege‹ bezeichnet. In Wirklichkeit haben wir es eher mit wirtschaftlichen und politischen Interessen zu tun als mit ethnischen Konflikten. Letztere werden vielmehr konstruiert und instrumentalisiert, um das Land instabil zu halten und Gewalt zu rechtfertigen. Denn die Ausbeutung der natürlichen Bodenschätze dient zur Finanzierung der Konfliktparteien. Rebellen machen Geschäfte mit Gold und Coltan, jenen Konfliktmineralien, die für die Produktion von elektronischen Geräten, unter anderem unseren Handys, benötigt werden. Aber wir wollen nicht, dass unsere Smartphones den Krieg im Kongo finanzieren und die Gewalt weiterverbreiten. Aus diesem Grunde haben wir gemeinsam mit 140 Bischöfen in einer internationalen Allianz katholischer Entwicklungsorganisationen im Jahre 2014 diesen Appell an die EU gerichtet: »Unternehmen verkaufen Produkte aus Rohstoffen, mit denen Gewalt und Leiden geschürt werden. Wir, die Verantwortlichen der Kirchen weltweit, rufen die EU auf, diesem Zustand ein Ende zu setzen.«

2. Politische Sackgasse
Wie überall ist die freie Wahl der neuen Amtsträger eine lebenswichtige, grundlegende und unverzichtbare Forderung für den Kongo. Sie ist ein Hoffnungszeichen für alle, das heißt, nicht nur für die Bevölkerung des Kongo, sondern aufgrund der Bedeutung des Landes auch für die Bevölkerungen der neun Nachbarländer, des gesamten afrikanischen Kontinents und letztlich der ganzen Welt. Der fehlende politische Wille hat das Land in eine Sackgasse geführt, und jede Unterdrückung verschärft die bestehenden Spannungen, statt sie zu beseitigen. Ein Volk seines Rechtes auf gerechte und sichere Wahlen zu berauben, ist ein Irrweg, ein schlimmes Verbrechen. Ebenso ist es ein Irrweg, wenn die Regierenden den Bürgern jeden Freiraum versperren. Und hier liegt eine weitere Hauptursache für die Flucht vieler Menschen ins Ausland, besonders nach Europa. Die einen fliehen, weil sie verfolgt werden, und die anderen, weil sie verzweifelt sind. Uns allen muss klar sein, dass Demokratie und eine verantwortungsvolle Regierungsführung wichtige Elemente zur Bekämpfung der Migrationsbewegungen bilden. Hier ist auch Ihre Verantwortung gefragt.

Ich war Mitglied der Delegation der Bischöfe, die mit der Regierung über demokratische Wahlen im Kongo verhandelt hat. Diese Verhandlungen mussten wir abbrechen, da die politischen Akteure sich nicht an das entscheidende Abkommen von Silvester 2016 gehalten haben. Sie wollten die Interessen und die miserablen Lebensverhältnisse der Bevölkerung nicht in den Blick nehmen. Die CENCO begrüßt den neuen UN-Beschluss 2348, dem zufolge eine vollständige und unverzügliche Umsetzung des Abkommens vom 31. Dezember 2016 zur Legitimierung der politischen Übergangsinstitutionen unumgänglich ist. Diesen Beschluss durchzusetzen, ist nun eine dringende und notwendige Aufgabe, bei der wir Ihre Solidarität und Ihren vollen Einsatz brauchen. Dies ist die Basis dafür, dass die kongolesische Jugend gern im Land bleibt.

Wir haben die politischen und sozialen Akteure im Kongo aufgefordert, für die Leiden des kongolesischen Volkes empfänglicher zu sein. Das Volk ist es nämlich, das die wirtschaftliche Krise ertragen muss, die beispielsweise durch die besorgniserregende Entwertung der kongolesischen Währung (Francs congolais) und den zunehmenden Kaufkraftrückgang der Bevölkerung gekennzeichnet ist. Aber dieser Appell ist auch an Sie gerichtet, denn wo die Bevölkerung leidet, in ständiger Angst lebt und schließlich die Hoffnung verliert, sucht sie neue Hoffnung woanders – im Ausland.

3. Rolle der Nachbarländer
Um die Fluchtursachen im Kongo zu erläutern, ist als dritter Punkt die Rolle der Nachbarländer zu erwähnen und damit die Frage nach der Balkanisierung des Kongo zu stellen. Zu den kriminellen Gruppen, die ständig Menschen überfallen und für die zunehmende Unsicherheit verantwortlich sind, zählen viele ausländische Gruppen. Sie profitieren von den Defiziten der Staatsgewalt, nicht nur, indem sie selbst ungestört Gewalt ausüben, sondern auch, indem sie mit dem illegalen Mineralienhandel große Gewinne einfahren. Alle diese Mineralien werden über die Nachbarländer des Kongo exportiert. Diese Nachbarländer haben also ein Interesse daran, die Kongo-Krise anzuheizen. Dies ist eine Ursache dafür, dass der illegale Handel und die unfassbare Gewalt andauern; dass die Einheimischen, deren Dörfer geplündert und sogar niedergebrannt wurden, zum Weggehen gezwungen werden; dass die Demütigung und Zerstörung der Familien durch die Vergewaltigung der Frauen andauert. Bedenkt man, dass das Defizit der Staatsgewalt im Kongo so stark ist, dass selbst dort, wo die Armee und die Polizei präsent sind, Gewalttaten begangen werden, gibt es offenbar gute Gründe, besorgt zu sein und sich besorgt zu zeigen. Der drohende Zusammenbruch des kongolesischen Staates erfüllt alle Voraussetzungen der Balkani- sierung. Man würde die Kongo-Krise nicht effizient lösen, setzte man die Verantwortung der Nachbarländer nicht ins rechte Licht. Man muss sie ansprechen und an sie appellieren, ihre eigenen Krisen zu lösen, statt sie in den Kongo zu verschieben. Im Kongo leben mehr als 400 Volksstämme seit langem friedlich neben- und miteinander. Es gibt keinen Grund, die einen gegen die anderen auszuspielen. Die Einheit des Kongo muss erhalten werden. Dies ist der Traum eines jeden Kongolesen, egal, woher er stammt; und wir danken Belgien, uns ein großes Land hinterlassen zu haben, ein »vom Schicksal und in der Anstrengung für die Unabhängigkeit vereintes Land«. Es ist wichtig, dem Kongo zu helfen, dass er durch das Gelingen seines derzeit leider beeinträchtigten demokratischen Prozesses wieder auf die Beine kommt.

Flucht bleibt unsichtbar

Auf die Frage, wo die unsichtbaren – da nie gezählten – Flüchtlinge Hilfe erhalten, lautet die Antwort: Es gibt vor allem Solidarität innerhalb der Bevölkerung. Aufgrund der aktuellen Unruhen gibt es derzeit drei bis vier Millionen Vertriebene im Kongo. Ausländische Beobachter tun sich schwer, diese Situation auch nur wahrzunehmen. Denn die Vertriebenen suchen keine Zuflucht in Lagern und verschweigen Gewaltakte aus Angst vor Rache. Es spielt sich sozusagen eine stille und unsichtbare Tragödie ab. Dies können wir am Beispiel von Bukavu erklären: Die Zahl der Einwohner ist innerhalb von zehn Jahren von 500.000 auf mehr als eine Million angewachsen. Und trotzdem existieren keine Flüchtlingscamps. Die Vertriebenen bauen, nachdem sie bei Familienangehörigen, Verwandten, Freunden oder Bekannten Aufnahme gefunden haben, ein Zimmer neben dem anderen. Irgendwo bauen sie sich ein kleines Häuschen, sogar an Orten, die fürs Bauen eigentlich nicht geeignet sind. Denn sie sind gezwungen, sich irgendwo niederzulassen. Ihre Kinder sind gezwungen, den Schulbesuch abzubrechen. Sozusagen im Verborgenen geschieht die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Menschen teilen das Wenige, aber dadurch reicht es eigentlich für alle nicht. Die Mangelernährung ist hoch, rund 1,9 Millionen Kinder sind akut mangelernährt. Aber die Weltgemeinschaft sieht es nicht, denn die Menschen teilen das Wenige, das sie haben, stillschweigend. Die Commission Justice et Paix (Büro für Gerechtigkeit und Frieden) stellt sich den Vertriebenen zur Seite, um sie mit dem Notwendigsten zu versorgen.

Diese Tragödie der Flüchtlinge verdeutlicht noch stärker den Zusammenbruch und die Widersprüche des kongolesischen Staats. Der Staat, der nicht in der Lage ist, seine Bürger zu schützen und für sie Sozial-, Gesundheits- und Bildungswerke einzurichten oder zumindest die wenigen bestehenden zu unterhalten, verlangt erstaunlicherweise dennoch von ihnen exorbitante Steuern und Abgaben. Auf diese Weise wird die Bevölkerung von inländischen Regierenden und von ausländischen Akteuren massiv ausgeraubt und von beiden Seiten gedemütigt.

Allerdings kann uns die ›Schuldzuweisung‹ an die Politik nicht von dem Gebot der Hilfeleistung und Fürsorge befreien. Die Verantwortungslosigkeit des Staates zwingt die Kirche, deren Einrichtungen ohnehin schon überbelastet sind, immer mehr zu leisten, um die sich selbst ausgelieferte Bevölkerung zu trösten und zu stärken. Die Rolle der Kirche ist dabei vielfältig. Sie leistet Hilfe zum Beispiel durch ihre verschiedenen Kommissionen. Die Kommission »Gerechtigkeit und Frieden« etwa fördert den interkonfessionellen Dialog und die Ökumene in der Diözese und unterstützt die bürgerlichen Strukturen im Kampf um Good governance. Sie hilft den Schwerst-Traumatisierten durch den Unterhalt von 16 Traumazentren im Ostkongo, von denen einige mit Unterstützung von missio Aachen finanziert werden. Die Kommission »Caritas und Entwicklung « fördert Initiativen und Projekte junger Menschen beziehungsweise ihrer lokalen Organisationen in Bereichen der Landwirtschaft, Tierzucht und Fischerei. Die Bildungskommission unterstützt den Bau und die Ausrüstung der Berufsschulen, die Betreuung begabter junger Menschen sowie den dreijährigen Plan der CENCO für die Jugend. Zusehends gilt der Kongo leider als das weltweite Zentrum sexueller Gewalt. Pro Jahr erhalten 600 Menschen dort Hilfe, die vergewaltigt und verschleppt wurden, die schlimmste Gewalt miterlebt haben oder die Angehörige verloren haben. Sie können nicht in ihr soziales Umfeld zurückkehren, da sie, obwohl sie doch Opfer sind, von ihren Familien und ihrer Dorfgemeinschaft stigmatisiert werden. In den Traumazentren (Centres d’écoutes) erhalten sie seelsorgerische und medizinische Hilfe, eine Traumatherapie und juristische Beratung.

Den vielfältigen Erfahrungen der Kirche im Dienst des Menschen in Not lässt sich entnehmen, dass wir die Idee einer solidarischen und friedlichen Welt realisieren, wenn wir zu den Wurzeln der Fluchtproblematik vordringen; wenn wir die Unterdrückung und Gewalt, die Ungerechtigkeit und Ausbeutung, Armut und Korruption – sie alle verhindern auch die Kapitalinvestition – vor Augen führen und tatsächlich bekämpfen. Dies gilt sowohl für die kongolesische Bevölkerung als auch für andere Bevölkerungsgruppen in Afrika, die Opfer von Ungerechtigkeit, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen sind. Das Heimatland zu verlassen, um ein besseres Leben im Ausland zu suchen, wird vor dem Hintergrund einer solchen Situation zu einer Notwendigkeit oder zumindest einem unwiderstehlich attraktiven Abenteuer. Der Migrationsstrom ist vom Streben nach einem besseren Leben und nach sozialem Wohlstand motiviert. Wo es Arbeit gibt, gibt es auch wenig Motivation und Lust auf Migration.

Perspektiven schaffen

Uns stellt sich die Aufgabe, den jungen Menschen Vertrauen in ihr Schicksal und ihre Arbeitsstellen zu geben, damit Afrika seine jungen Arbeitskräfte nicht verliert. Das Wachstum und die Dynamik der afrikanischen Bevölkerung können auf eine bessere Zukunft für Afrika hoffen lassen, wenn wir den Menschen einen sicheren und gerechten soziopolitischen Raum bieten. Daher reicht die milde Gabe nicht. Sie ist zwar nützlich, aber auf lange Sicht unzureichend. Sie wird sogar unangenehm, wenn sie von der Forderung nach einem tätigen Engagement entbindet. Daher rufe ich zum Handeln auf. Für den Frieden in Afrika und besonders im Kongo empfiehlt sich eine enge Zusammenarbeit mit Ihren Ländern, um unserer Stimme Gehör zu verschaffen. Wir bedanken uns bei allen, die uns bei der Begleitung und Betreuung der Opfer der Ungerechtigkeit unterstützen. Ihnen sei herzlich gedankt!

In seiner Ansprache bei der internationalen Friedenskonferenz in Ägypten im April 2017 betonte Papst Franziskus:

Das Schicksal der Welt und der Völker stellt uns vielfältige Aufgaben. Es stellt uns auf die Probe. Gemeinsames Schicksal bedeutet gegenseitige Unterstützung. Lassen Sie mich schließen mit einem Dank, einer Bitte und einer Vision:

1. Ich danke der Europäischen Union für den Einsatz für ein Gesetz zu einer Sorgfaltspflicht für die Lieferketten von Konfliktmineralien, um damit die Finanzierung von Bürgerkriegen zu beenden. Aber es besteht immer noch Handlungsbedarf: Jeder Tag bedeutet tausendfache Flucht, Vertreibung, Gewalt. Sie können das verhindern, indem Sie beispielsweise schnell zur Umsetzung zertifizierter Lieferketten von Konfliktmineralien und zum Stopp des Waffenhandels beitragen, damit der Kongo und andere Konfliktländer nicht mehr der große Markt für die Waffenexporteure aus aller Welt sind.
2. An die Vertreter der Politik und der Hilfsorganisationen: Ich bitte Sie, die Nothilfe vor Ort, zum Beispiel medizinische Versorgung, Bildung für junge Menschen, Nahrungsmittelhilfe für Kinder, zu verstärken. Momentan sind mehr als 20 Millionen Menschen in Afrika vom Hungertod bedroht. Lassen Sie dabei auch die unsichtbaren Flüchtlinge und Vertriebenen nicht im Stich! Das langfristig Wichtigste aber bleibt die Schaffung von friedlichen, gerechten und transparenten Bedingungen für das öffentliche Leben.
3. Und meine Vision: Helfen Sie Afrika, die Fluchtursachen zu bekämpfen! Davon werden alle profitieren. Hilfe zur Selbsthilfe bedeutet auch, dem Bedürfnis der Bevölkerungen nach Demokratie nachzukommen. Helfen Sie daher der kongolesischen Bevölkerung, ihren ersten demokratischen Machtwechsel bis Ende dieses Jahres zu bewältigen, damit sie selbst ihren eigenen Flüchtlingsstrom bändigen kann. Solidarität bewährt sich im Handeln. Und dies ist der einzige erlaubte Extremismus, sagte Papst Franziskus in Ägypten.

Wir haben damit auf die große Frage der Zukunft des Kongo, der Migrationsströme und der unerlaubten Ausbeutung der Bodenschätze in Afrika geantwortet. Im Name des kongolesischen Volkes möchte ich Ihnen meinen herzlichen Dank aussprechen.

FOTO: BETTINA FLITNER/MISSIO
Traumatisierter Klient mit der Sozialarbeiterin Leocadie Kabujaja Masika im Traumazentrum in Mulo.
FOTO: BETTINA FLITNER/MISSIO
Eine Mutter und ihre Kinder, die von einem Traumazentrum betreut werden, in ihrem Haus in Bukavu.
FOTO: JÖRG NOWAK
Erzbischof François-Xavier Maroy Rusengo aus der Demokratischen Republik Kongo bei seiner Rede vor EU-Politikern in Brüssel am 30. Mail 2017.
FOTO: BETTINA FLITNER/MISSIO
Erzbischof Maroy Rusengo besucht eine Pfarrei in seinem Bistum.