Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Es ist ein einzigartiges Experiment, das in Aachen gewagt wird: In Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Katholische Theologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) in Aachen und den kirchlichen Hilfswerken missio und Misereor wird ein Masterstudiengang »Theologie und Globale Entwicklung« angeboten, der Studierenden Kompetenzen vermittelt, um interkulturelle und interreligiöse Dynamiken sowie internationale Entwicklungsprozesse zu verstehen und zu gestalten. Dozentinnen und Dozenten des Studiengangs stellen in diesem Heft den Studiengang vor. Im ersten Beitrag beschreibt Katja Nikles den interdisziplinären Studiengang und verweist auf die Praxisanbindung durch das Engagement der Hilfswerke und auf die Option, dass Studierende im Rahmen von Praktika einen vertieften Einblick in die weltkirchliche Arbeit der Kirche gewinnen. Markus Büker plädiert in seinem Artikel »Entwicklung neu denken« für eine Dekonstruktion des herrschenden Diskurses beziehungsweise Denkens über »Entwicklung« als eine Daueraufgabe der »Entwicklungs«-Zusammenarbeit. In seinem Beitrag »Entwicklung, Religion und Werte zusammen denken« zeigt Klaus Vellguth auf, dass der Faktor Religion von der internationalen Politik gegenwärtig neu entdeckt wird und welche Bedeutung dem Verständnis multikultureller globaler
Realitäten zukommt. Daran knüpft der Beitrag von Guido Meyer und Steffen Jöris an, der auf Säkularisierung und Religiosität als Faktoren der ntwicklungszusammenarbeit eingeht. Der katholische Theologe Simone Paganini und Idris Malik, Vorstandsmitglied der Aachener Bilal- Moschee, diskutieren in ihrem religionsverbindenden Gespräch »Ohne Dialog dominieren Vorurteile « Perspektiven für einen interreligiösen Dialog und die theologische Herausforderung für eine multikulturelle Gesellschaft. Der neue Studiengang stellt Fragen rund um die Entwicklungszusammenarbeit und ermöglicht jungenMenschen einen ersten Einblick in die Weite der Weltkirche. Gerne stelle ich Ihnen den Studiengang in diesem Heft von Forum Weltkirche vor.
Verbunden mit guten Wünschen für das Jahr 2019 wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre.
Miriam Leidinger
Von Markus Büker
Abschied von alten Denkmustern I »Studieren, um globale Zusammenhänge zu verstehen« – mit diesem Leitsatz wirbt der Masterstudiengang »Theologie und Globale Entwicklung«. Die Studierenden werden an Reichtümer und Grenzen bestehender Haltungen und Konzepte geführt und lernen neue Koordinaten kennen. Der »unterentwickelte« Süden kann und will nicht länger durch den »entwickelten« Norden entwickelt werden....
Von Klaus Vellguth
Die internationale Politik entdeckt die Religion I Das Auswärtige Amt lädt seit drei Jahren Vertreter der Weltreligionen nach Berlin ein, um mit ihnen über die Rolle der Religionen für Versöhnung und Friedensprozesse weltweit zu sprechen. Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit veröffentlichte jüngst ein Buch, in dem er auf die Bedeutung der Religion für wirtschaftliche Entwicklungszusammenarbeit eingeht. Erstmals wurde im vergangenen Jahr ein Beauftragter der Bundesregierung für Fragen der Religionsfreiheit weltweit ernannt. Die deutsche Politik entdeckt die Relevanz der Religionen für die globale Entwicklung.
Von Guido Meyer und Steffen Jöris
Faktoren der Entwicklungszusammenarbeit? I Welchen Beitrag kann eine Auseinandersetzung mit Religion und Theologie im engen Fächerkanon der Entwicklungszusammenarbeit leisten? Es gilt zu zeigen, warum die Kombination von Theologie und Entwicklungszusammenarbeit gerade mit Blick auf die heutige säkularisierte Gesellschaft notwendiger ist denn je.
Von Patrick Becker
Interreligiöser Dialog als theologische Herausforderung für eine multikulturelle Gesellschaft I Die wissenschaftliche Reflexion über Religion in einer globalen Perspektive kann nicht von einem interkulturellen und interreligiösen Diskurs absehen. Deshalb spielt der interreligiöse Aspekt im Masterstudiengang »Theologie und Globale Entwicklung« eine wichtige Rolle. Dialog geschieht dabei nicht nur auf einer wissenschaftlichen Ebene, sondern häufig im Alltag zwischen Student/-innen und Dozent/-innen mit unterschiedlichen religiösen Hintergründen.
Patrick Becker, Koordinator des Studiengangs »Theologie und Globale Entwicklung«: Islamophobie einerseits und Verdachtsmomente gegenüber einer christlich geprägten Gesellschaft andererseits sind Aspekte, die in der gegenwärtigen Diskussion zum Tragen kommen. Wenn man sich die heiligen Schriften von Islam und Christentum anschaut, bekommt man ein anderes Bild der Beziehungen, die zwischen religiösen Gemeinschaften und Zivilgesellschaft entstehen sollten. Wie schätzen Sie die Lage ein?