Papstkritiker Kardinal Zen will schweigen

Vatikan-China-Abkommen ein »unglaublicher Verrat«

Heft 2/2019 I Der vehementeste Kritiker der vatikanischen Verhandlungen mit China will künftig schweigen. »Ich kann nicht gegen den Papst kämpfen«, sagte Kardinal Joseph Zen Ze-kiun der französischen Zeitung »La Croix«. Er werde sich in ein Kloster zurückziehen und künftig nicht mehr mit Journalisten reden. Bis zuletzt hatte der 86-jährige frühere Bischof von Hongkong versucht, eine Übereinkunft Roms mit dem kommunistischen Regime in Peking zu verhindern. Der Vatikan und China hatten im September 2018 ein »vorläufiges Abkommen« zur Ernennung von Bischöfen geschlossen. Papst Franziskus erkannte acht regierungstreue Bischöfe an, die ohne päpstliche Zustimmung geweiht worden waren. Damit stehen erstmals seit über 60 Jahren alle katholischen Bischöfe Chinas in Gemeinschaft mit Rom. Die Ernennung katholischer Bischöfe und die Anerkennung bereits amtierender regierungstreuer, aber ohne Zustimmung Roms geweihter Oberhirten waren entscheidende Hindernisse in der Annäherung beider Länder. Deren diplomatische Beziehungen sind seit 1951 unterbrochen. Derzeit ist der Großteil der geschätzt 13 Millionen Katholiken in China in der staatlich zugelassenen »Patriotischen Vereinigung « organisiert. Daneben besteht eine sogenannte papsttreue Untergrundkirche. Kardinal Zen warf dem Vatikan Naivität vor und warnte vor einem »Ausverkauf« der Kirche in China. Nach der Verkündigung der Vereinbarung sprach er von einem »unglaublichen Verrat«.

 

FOTO: KNA-BILD
Hongkongs emeritierter Kardinal Joseph Zen Ze-kiun zieht sich aus Enttäuschung über das neue China-Abkommen des Vatikans in ein Kloster zurück.