Länderbericht: Thailand

Nationale Identität auf drei Säulen

Thailand: Nicht alle teilen die Thai-Ideologie

von Manfred Hutter

Ethnische und sprachliche Diversität kennzeichnen das Königreich Thailand. Obwohl offiziell die Religionsfreiheit durch den Staat anerkannt wird, gilt der Begriff »Thai« mit seinem Fokus auf den Thai- Buddhismus als identitätsstiftendes Merkmal. Dies führt mitunter auch zu sozialen und politischen Spannungen mit Blick auf all diejenigen Gruppen, die sich religiös oder ethnisch nicht – oder nur höchst eingeschränkt – mit diesem aus dem Thai-Buddhismus entwickelten nationalen Selbstverständnis identifizieren. Diese Konsequenzen bekommen unter anderem auch sozial-caritativ wirksame christliche Kirchen zu spüren. Aus der Sicht des traditionellen Thai- Buddhismus, in dem Mönche eine wesentliche Rolle spielen, wird außerdem die Lebensform buddhistischer Frauen als Theravada-Nonnen gesetzlich nicht anerkannt.

Autor

Manfred Hutter

Prof. Dr. phil. Dr. theol., ist Professor für Vergleichende Religionswissenschaft am Institut für Orient- und Asienwissenschaften der Universität Bonn. Zu seinen Forschungsbereichen gehört der Theravada- Buddhismus auf dem südostasiatischen Festland in Wechselwirkung mit religiösen Minderheiten.

 

Das Königreich Thailand hat eine Fläche von 513.115 km² und derzeit etwa 69,3 Millionen Einwohner. Die heutigen Staatsgrenzen sind im Wesentlichen am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch Vereinbarungen zwischen dem damaligen Königreich Siam und den europäischen Kolonialmächten Frankreich und England festgelegt worden, indem die Grenzziehung zu Laos (als französisches Kolonialgebiet) über weite Strecken entlang des Mekong erfolgte. Dadurch wurde die »laotische« Bevölkerung des heutigen Isaan (Nordosten Thailands) in das Königreich einbezogen. Im Süden wurden malaiischsprachige und von Muslimen bewohnte Provinzen vertraglich von den Engländern an das buddhistisch dominierte Königreich abgetreten. Im so entstandenen Staatsgebiet leben damit unterschiedliche ethnischkulturelle Gruppen: Die Zentral-Thai in der Hauptstadt Bangkok und in der zentralthailändischen Schwemmebene entlang des Flusses Chao Phraya bilden die Bevölkerungsmehrheit und die Laoten des Isaan wurden im nationalistischen Diskurs des 20. Jahrhunderts an die Thai-Identität assimiliert. Wenig erfolgreich – bis in die Gegenwart – blieben solche Assimilierungsversuche hingegen bei den verschiedenen kleinen ethnischen Minderheiten im Bergland des Nordens und Nordwestens, aber auch bei chinesischen und vietnamesischen Migranten, die – beginnend im späten 19. Jahrhundert – in das Königreich einwanderten, sowie bei den malaiischen Muslimen im Süden des Landes. Diese ethnischen beziehungsweise sprachlichen Gruppen stehen dadurch bis heute oft am Rand der Thai-Gesellschaft – sowohl kulturell und religiös als auch wirtschaftlich.

Die politische Geschichte auf dem Gebiet des heutigen Thailand bis zum frühen 2. Jahrtausend war nicht durch die Thai geprägt, denn deren ursprüngliche Siedlungsgebiete lagen in Yunnan im Südwesten der heutigen Volksrepublik China, wo sie eine naturverbundene Religion mit dem Glauben an Geister (phi) praktizierten. Während des 1. Jahrtausends dominierte die Volksgruppe der Mon weitgehend das Gebiet des heutigen Zentralthailand sowie Teile des heutigen Myanmar. Vom 8. Jahrhundert bis zum frühen 13. Jahrhundert konnten aber auch die Khmer von ihren Zentren im heutigen Kambodscha ausgehend ihren politischen Einfluss westwärts ausdehnen. Während die Mon der Oberschicht einen Theravada- Buddhismus praktizierten, waren unter den Khmer der Mahayana-Buddhismus und zeitweilig auch der Hinduismus die dominierenden Religionen.

Zur Einwanderung in das Gebiet des heutigen Thailand führten Verschiebungen der politischen Machtverhältnisse in China und Südostasien. Durch die Invasion der Mongolen in China in der Mitte des 13. Jahrhunderts gerieten die Thai in Yunnan unter Druck, dem sie durch eine vermehrte Abwanderung in südliche Richtung entgehen konnten, die bereits in Khmer einen Niedergang erfuhr, und auch die lokalen Mon auf dem Boden Thailands nicht imstande waren, aus diesem Vakuum politischen Vorteil zu ziehen. So konnten die Thai um 1240 ihre von den ehemaligen Machtblöcken unabhängige Königsherrschaft in Sukhothai errichten. König Ram Khamhaeng gelang es in den beiden letzten Jahrzehnten des Jahrhunderts, seinen Herrschaftsbereich bis ins Gebiet des heutigen Laos, im Westen in Teile Myanmars und im Süden auf die malaiische Halbinsel auszubreiten und so eine erste überregionale kulturelle Thai-Tradition zu etablieren. Diese war (und ist) durch den Theravada-Buddhismus geprägt, den die Thai in Sukhothai von den Mon übernommen hatten. Die politische Herrschaft von Sukhothai wurde jedoch nach rund einem Jahrhundert durch den Aufstieg einer lokalen Dynastie in Ayutthaya (rund 85 Kilometer nördlich von Bangkok) beendet. Das Herrscherhaus in Ayutthaya stärkte nicht nur die buddhistisch inspirierte Königsideologie, der zufolge der Herrscher theoretisch die Führung der gesamten buddhistischen Welt beansprucht; aufgrund der Machtentfaltung über die Khmer in Kambodscha wurde auch die Rolle von hinduistischen »Hofbrahmanen «, die im Khmer-Königtum eine wichtige Rolle spielten, in Thailand rezipiert – und das bis in die Gegenwart. Unter König Narai, der 1656 bis 1688 regierte, kam es zu ersten Kontakten zwischen der Thai-Oberschicht mit Muslimen und europäischen Christen. Narais Regierungszeit war der Höhepunkt des Königtums in Ayutthaya. Im 17. Jahrhundert wurde dieses Königreich durch eine fortwährende birmanische Expansion nach Nord- und Zentralthailand geschwächt, die Stadt Ayutthaya wurde 1767 zerstört.

General Thaksin konnte kurz danach die Birmanen aus Thailand vertreiben und verlagerte das politische Zentrum weiter nach Süden. In Thonburi errichtete er seine neue Hauptstadt, verlor aber die politische Herrschaft im Jahr 1782 an General Chao Phraya Chakri, den Begründer der bis heute regierenden Königsdynastie. Unter seinem Thronnamen Rama I. gründete dieser die neue Hauptstadt Bangkok. Die nachfolgenden Herrscher förderten den Buddhismus und festigten das Königtum durch eine absolute Monarchie, wobei es den Herrschern gelang, sich durch Verträge gegen eine formelle Kolonisierung durch Franzosen beziehungsweise Engländer zu behaupten. Zur Abwehr von Fremdeinflüssen setzte während der Regierungszeit von Rama VI. Wachirawut (1910–1925) die Entwicklung des Thai-Nationalismus in Verbindung mit der Stärkung des Thai-Buddhismus als Identitätsfaktor ein.
Der Begriff »Thai« wird dabei zu einem Identitätsmerkmal, was sich 1932 auch in der Umbenennung des Königreichs Siam in »Thailand« widerspiegelt. In diesem Zusammenhang wurde die absolute Monarchie in eine konstitutionelle umgewandelt. Die dadurch geschaffene nationale Identität beruht auf drei Säulen:

  • Chat: Identifikation mit einem unteilbaren Staat.
  • Sasana: Religion, aber de facto ist Buddhismus gemeint.
  • Phra maha kasat: uneingeschränkte Hingabe an die Monarchie.

Alle drei Elemente bilden bis heute die Grundlagen jeden Diskurses über die nationale Ideologie, die jedoch nicht von allen Bewohnern des Königreichs akzeptiert wird. Denn diese »Thai-Identität« ist zwar für die Zentral- Thai, die Lao-Thai in Isaan sowie die Yuan-Thai im Norden des Landes stimmig, für außerhalb des »Thai-Spektrums« stehende Bevölkerungsteile enthält die Identifikation mit dem unteilbaren Staat jedoch politisches und zivilgesellschaftliches Spannungspotenzial. Zu diesen Gruppen gehören in erster Linie die malaiischen Muslime im Süden des Landes, (meist urbane) Chinesen sowie die verschiedenen Bergstämme (chao khao), zu denen zum Beispiel die Karen, Hmong, Lahu, Lisu, Akha und Yao gehören. Diese Bevölkerungsgruppen werden – durch die Staatsideologie – aus dem Prozess der Staatsbildung zwar nicht ausgeschlossen, jedoch verhindert diese Ideologie, dass sie in diesen Prozess vollkommen eingeschlossen werden. Ein weiterer Problembereich hängt mit der uneingeschränkten Akzeptanz der Monarchie zusammen: Jede Kritik am Königshaus ist untersagt. Diese implizite Einschränkung von Meinungsfreiheit kann bis zur gerichtlichen Verurteilung von Kritikern des Königtums unter dem Vorwurf der »Majestätsbeleidigung« führen.

Der Nationalismus prägt(e) im 20. und 21. Jahrhundert die Innenpolitik des Landes, was zur Beschränkung demokratischer Bürgerrechte durch restriktive Ministerpräsidenten oder durch die zeitweilige Machtergreifung durch das Militär führte. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts konnte Thaksin Shinawatra mit seiner Thai-Rak-Thai-Partei (»Thai lieben Thai«) einen überragenden Wahlsieg feiern, allerdings formierte sich gegen seine Regierung bald eine Opposition, die unter dem Sammelbegriff »Gelbhemden« ab 2005 zu Protesten gegen Thaksins Machtmissbrauch aufrief. Die Auseinandersetzung zwischen den »Gelbhemden « und den als »Rothemden« bezeichneten Anhängern Thaksins erreichten zeitweilig beinahe die Ausmaße eines Bürgerkriegs. Erneutes Eingreifen des Militärs und Thaksins Flucht ins Ausland im Jahr 2006, die andauernden Spannungen zwischen Rothemden und Gelbhemden, der Wahlerfolg von Yingluck Shinawatra im Jahr 2011 und ihr Sturz durch das Militär am 22. Mai 2014 sind zentrale Ereignisse einer spannungsreichen Politik des Landes in der jüngsten Zeit. Seit dem letzten Militärputsch 2014 regiert der ehemalige Oberbefehlshaber Prayut Chan-o-Cha als Ministerpräsident das Land.
Durch die Umwandlung des Königreiches Siam in die konstitutionelle Monarchie Thailand im Jahr 1932 ist der thailändische König in seiner aktiven politischen Macht beschränkt und übt mehr die Funktion der symbolischen Führung des Landes und des Garanten der nationalistisch und buddhistisch-religiös geprägten Staatsideologie aus. Der mehr als sieben Jahrzehnte regierende König Rama IX. Bhumipol (gestorben am 13. Oktober 2016) hatte zu den meisten Ministerpräsidenten ein gutes Verhältnis. Nach dem Tod von Rama IX. wurde sein Sohn am 1. Dezember 2016 als Rama X.Maha Wachiralongkon zum neuen König proklamiert und in den Krönungsfeierlichkeiten vom Mai 2019 durch das brahmanische Hofzeremoniell und buddhistische Krönungsrituale als neuer Herrscher inthronisiert.

Situation des Christentums

Fünf christliche Kirchen sind offiziell in Thailand registriert: die römischkatholische Kirche, die Church of Christ of Thailand, die Baptisten, die Siebenten-Tags-Adventisten und die Evangelische Gemeinschaft Thailands. Andere kleinere Kirchen müssen sich entweder einer der vier genannten protestantischen Kirchen zuordnen oder sie bleiben außerhalb der staatlichen Anerkennung und können daher damit verbundene Vorteile nicht beanspruchen.

Die Anfänge des Christentums in Thailand datieren aus dem Jahr 1567, als die katholischen Portugiesen Jeronimo da Cruz und Sebastiao da Conto aus Malakka (engl. Malacca) im heutigen Malaysia ins Land kamen, blieben jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. Unter König Narai konnten Mitglieder der Missions Étrangeres de Paris (MEP) Missionsaktivitäten in der Hauptstadt Ayutthaya beginnen, so dass bereits 1662 erstmals ein Apostolisches Vikariat errichtet wurde. Im 19. Jahrhundert zeigte sich König Rama IV. Mongkut zwar offen gegenüber dem Christentum, allerdings konvertierten kaum Thai aus der Oberschicht. Die geringen Missionserfolge beschränkten sich meist auf Personen, die am Rande der gesellschaftlich und wirtschaftlich erfolgreichen Bevölkerungsgruppen standen. Die protestantische Mission begann 1828 durch Karl F. Gützlaff und Jacob Tomlin von der London Missionary Society, 1840 kamen auch amerikanische presbyterianische Missionare ins Land. Erwähnenswert in organisatorischer Hinsicht ist die Teilung des Apostolischen Vikariats in zwei eigenständige Vikariate 1841. Im Jahr 1843 wurde die erste Übersetzung des Neuen Testaments auf Thailändisch gedruckt. Ein Unterschied zwischen katholischen und protestantischen Missionaren ab dem 19. Jahrhundert besteht in der Zielgruppe: Während die katholische Kirche sich stärker an Chinesen und Vietnamesen sowie ethnische Gruppen im Norden Thailands wendete, fokussierten protestantische Missionare ihre Arbeit auf Thai im Norden und Nordosten des Königreichs, missionierten jedoch nicht in Zentralthailand und in der Hauptstadt Bangkok – eine Vorgehensweise, die sich tendenziell bis in die Gegenwart auf die Demografie der Christen Thailands auswirkt. 1919 wurde die Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gegründet und 1934 schlossen sich 424 verschiedene Richtungen zur Church of Christ in Thailand zusammen, wodurch die bis zur Gegenwart größte protestantische Denomination im Land entstand.

In den 1960er-Jahren nahm die Zahl der Christen vor allem im Norden Thailands deutlich zu, teilweise als Resultat der Ausweisung westlicher Missionare aus dem benachbarten Birma (heute Myanmar), teilweise durch die Konversion ethnischer Gruppen, die in der Annahme des Christentums die Chance sahen, ihre eigene ethnische und kulturelle Identität gegenüber dem sogenannten Thammacarik-Programm zu bewahren. Mit Thammacarik (wörtlich: »wandernde [buddhistische] Lehre«) wird eine vom Innenministerium und den buddhistischen Orden initiierte Missionstätigkeit bezeichnet, die das Ziel verfolgte, ethnische Nicht- Thai-Gruppen durch die Konversion zum Buddhismus an die Thai-Kultur zu assimilieren. Die Ablehnung der buddhistischen Konversion und die Hinwendung verschiedener ethnischer Gruppen zum Christentum brachte für Letzteres administrative Veränderungen mit sich: Bangkok wurde – wegen der Zunahme der Zahl der Christen – im Jahr 1965 zum Erzbistum erhoben und es entstanden weitere Diözesen (gegenwärtig zehn). Auch verschiedene protestantische Denominationen organisierten sich in neuer Form, so 1969 die Evangelische Gemeinschaft Thailands. In den 1980er- Jahren entstand als unabhängige protestantische Kirche die Thai Ezra Kirche, die vor allem im Nordosten des Landes verbreitet ist. Zugleich ist seit den 1980er-Jahren zu beobachten, dass charismatische und pfingstlerische Kirchen – zum Teil mit amerikanischen und südkoreanischen Missionaren – größeren Zuspruch erhalten als die »älteren« und etablierten protestantischen Denominationen beziehungsweise die römischkatholische Kirche. Dadurch ist die Zahl der Protestanten in Thailand etwas höher als die der Katholiken.

Bezüglich der Stellung der Katholiken und Protestanten in der Gesellschaft Thailands gibt es graduelle Unterschiede. Als Gemeinsamkeit ist zu erwähnen, dass politische Führer dem Christentum eine ambivalente Einstellung entgegenbringen. Einerseits weiß man die sozialen Leistungen der Kirchen im Erziehungs-, Gesundheits- und karitativen Bereich zu würdigen, andererseits fürchtet man, dass durch die guten Netzwerke der Christen zu viel »christlich-westliches« Fremdgut in die Thai-Gesellschaft eindringen und den Thai-Nationalismus und die Thai-Identität untergraben könnten. Daher versuchen Katholiken – stärker als Protestanten –, im Rahmen sozialer Aktivitäten den religiösen Aspekt in den Hintergrund zu rücken, während vor allem charismatische und/oder evangelikale protestantische (Teil-) Kirchen die Gewinnung von Gläubigen als primäres Missionsziel nennen, weitgehend unter Missachtung der Thai-Kultur. Dies erweckt bei vielen Thai weiterhin den Eindruck, dass das Christentum eine fremde »ausländische « Religion sei.

 

Gegen buddhistische Nonnen-Ordination

Zur Religionsfreiheit gehört die Möglichkeit, Religion auch in Gemeinschaft ausüben zu dürfen beziehungsweise gemeinschaftliche Lebensformen für die religiöse Praxis zu wählen. Anders als die anerkannte Lebensform als buddhistischer Mönch werden Frauen, die als ordinierte Theravada-Nonnen (bhikkhuni) ihre Religion praktizieren wollen, in Thailand bislang nicht anerkannt. Dieses Beispiel unterstreicht die Wichtigkeit des übergeordneten Themas des vorliegenden Heftes. So legt die Verhinderung der Ordination von Frauen in eine von ihnen angestrebte Lebensform, wenn auch keinen sexuellen, so doch einen geistigen und mitunter psychischen Missbrauch durch bestimmte Machtstrukturen offen. Die Bhikkhuni-Bewegung hat beispielsweise ihre Anfänge in den 1920er-Jahren, allerdings hat der oberste Patriarch des Ordens bereits 1928 die Frauenordination verboten. Dieses Verbot ist nicht nur bis heute gültig, sondern wurde 2001 und 2004 erneut bekräftigt, wodurch das Recht auf religiöse Selbstbestimmung buddhistischer Frauen institutionell durch den Mönchsorden verhindert wird. Thai-Nonnen, die entweder in Sri Lanka oder in Taiwan ordiniert wurden, weil dies in der thailändischen Ordenshierarchie nicht möglich ist, sind gegen diese Einschränkungen vorgegangen: Im Februar 2017 sowie erneut 2018 haben sie bei der Nationalen Kommission für Menschenrechte eine Petition eingebracht. Sie fordern eine gesetzliche Möglichkeit zur Anerkennung als Nonnen. Da der institutionalisierte Orden und der oberste Patriarch gegen eine solche Gesetzesregelung opponieren, hatten diese Petitionen bislang keinen Erfolg. Weil Nonnen gesetzlich nicht anerkannt sind, werden die Frauenklöster auch nicht durch die vom Nationalen Buddhismus-Büro verwalteten staatlichen Geldmittel unterstützt, was einer Gleichbehandlung von Frauen und Männern widerspricht.

FOTO: MANFRED HUTTER
Seit der Gründung der Hauptstadt Sukhothai im 13. Jahrhundert prägt die buddhistische Lehre Kultur, Gesellschaft und Politik des Königreiches Thailand. Die archäologische Stätte dieser frühen Hauptstadt ist noch immer ein touristischer, aber auch religiöser Anziehungspunkt zur Erinnerung an die Anfänge der Religion im Königreich.
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Traditionell lassen sich Jungen und junge Männer für kurze Zeit als Mönche ordinieren. Zwar nimmt diese Praxis heute ab, aber sie zeigt gut die noch immer vorhandene Einbindung des Theravada-Buddhismus in die Thai-Kultur.
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Die Verehrung Buddhas in der Volksfrömmigkeit hat viele Ausdrucksmöglichkeiten – Gläubige bringen Blumen, spenden Geld oder entzünden Öllampen vor Buddhastatuen. Das erinnert sie in praktischer Weise an die buddhistische Lehre.
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Die Assumption Cathedral (Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale) nahe dem Oriental Pier am Chao Phraya Fluss in Bangkoks Bangrak Distrikt wurde zwischen 1809 –1821 auf Betreiben französischer Missionare unter der Regentschaft von König Rama II. erbaut. Die römisch-katholische Kathedrale ist der Bischofssitz der Erzdiözese der thailändischen Hauptstadt.
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Buddhistische Theravada-Nonnen in Thailand werden – im Gegensatz zu ihren männlichen Pendants – noch immer nicht anerkannt. Daran zeigt sich ein anhaltender institutioneller Machtmissbrauch.

Thailand auf einen Blick

Fläche: 513.115 km2

Einwohner: etwa 69,3 Millionen; 75 % ethnische Thai; 14 % Chinesen; Malaien; Bergvölker

Hauptstadt: Bangkok, etwa 12 Millionen Einwohner; 2016 meistbesuchte Stadt der Welt

Staatsform: Konstitutionelle Monarchie

Religionen: Buddhismus (95 %), Islam (4 %), Christentum, Hinduismus, Animismus

Offizielle Landessprache: Thai

Quelle: Auswärtiges Amt; The World Factbook

Info und Literaturempfehlung

 

INFO:

Der neue Länderbericht Religionsfreiheit zu Thailand erscheint im Januar 2020. Dieser kann über Katja Nikles, Referentin für Menschenrechte und Religionsfreiheit bei missio Aachen, angefordert werden: katja.nikles@missio-hilft.de

 

LITERATUREMPFEHLUNG:

Hutter, Manfred, Religionsfreiheit: Thailand, hrsg. vom Internationalen Katholischen Missionswerk missio e.V. (Länderberichte Religionsfreiheit 46), Aachen 2019.