Moderne Sklaverei

Anton Wilhelm Amo

 

Vom Sklaven zum afrikanischen Aufklärungsphilosophen in Deutschland

von Jacob Emmanuel Mabe

Anton Wilhelm Amo ist der bislang einzige bekannte Aufklärungsphilosoph afrikanischer Herkunft, der in Deutschland wirkte, wenn auch in Latein schrieb und lehrte. Außer Deutsch und Latein beherrschte er auch Griechisch, Holländisch und Französisch. Lange Zeit blieb seine Geschichte völlig unbekannt, bis er in den 1960er-Jahren durch die Universität Halle wiederentdeckt wurde.¹ Heute erfreut er sich aufgrund der zunehmenden Bedeutung der Interkulturalität einer wachsenden Popularität. Amo identifizierte sich mit den humanistisch-aufklärerischen Werten, lehnte jede Form von Vorurteil und Diskriminierung, insbesondere gegenüber den damaligen afrikanischen Minderheiten in Europa, ab. Darüber hinaus setzte er sich mit verschiedenen philosophischen Konzepten systematisch und intensiv auseinander.

Autor

Jacob Emmanuel Mabe

Dr. mult. habil., geboren 1959 in Kamerun, studierte Politikwissenschaft, Philosophie und Volkswirtschaftslehre in München. Nach Doppelpromotion in Politikwissenschaft 1992 in Augsburg und in Philosophie (München) habilitierte er sich 2004 in Philosophie in Berlin. Nach jahrelanger Lehrtätigkeit lebt er heute als freier Professor und Publizist in Berlin. Er ist Gründungspräsident der Anton-Wilhelm-Amo-Gesellschaft.

Das Leben Anton Wilhelm Amos bleibt ein unlösbares Rätsel. Denn es gibt kein überliefertes Dokument, welches zuverlässige Informationen über seine ethnische Zugehörigkeit sowie sein Geburts- und Todesjahr enthält. Man kann daher nur vermuten, dass Amo um circa 1700 geboren und minderjährig war, als er von der Niederländischen Westindien-Kompanie Sklavenhaltergesellschaft an der Golfküste (heue Ghana) gefangen, nach Rotterdam gebracht und wahrscheinlich von dort aus an Herzog Anton Ulrich (1633–1714) von Wolfenbüttel-Braunschweig verkauft wurde. Die Amo-Forschung ist nicht nur aufgrund dessen komplizierter Biographie schwierig. Auch die Bezeichnung »Amo« lässt sich weder genealogisch noch genetisch mit einer ethnischen Gruppe Afrikas verbinden. Sicher ist aber, dass »Amo« keine heimische Benennung in Westafrika war, wie oft behauptet. Vielmehr leitet sich dieses Wort etymologisch eher vom lateinischen Verbum amare (»lieben«) her. Der Name »Amo« wäre dann auf das Lateinische amo, »ich liebe« zurückzuführen. Vieles spricht meines Erachtens dafür, dass er diesen künstlichen Namen im Holländischen Fort bei Axim erhielt.

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FOTO: JACOB MABE
Auch in Deutschland wächst das Bewusstsein für eine historische Aufarbeitung des Kolonialismus. In diesem Zuge wurden die Person Anton Wilhelm Amo und seine philosophischen Schriften wiederentdeckt.

Anmerkungen

¹Jacob Emmanuel Mabe, Anton Wilhelm Amo interkulturell gelesen, Nordhausen 2007; Ders., Anton Wilhelm Amo. The intercultural background of his philosophy,  Nordhausen 2014; Ottmar Ette, Anton Wilhem Amo. Philosophieren ohne festen Wohnsitz. Eine Philosophie der Aufklärung zwischen Europa und Afrika, Berlin 2014.

² Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Hrsg.), Anton Wilhelm Amo, Die Apatheia der menschlichen Seele oder über das Fehlen der Empfindung und der Fähigkeit des Empfindens in der menschlichen Seele und das Vorhandensein von beiden in unserem organischen lebenden Körper, Halle (Saale) 1968 (Original von 1734).

³ Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Hrsg.), Anton Wilhelm Amo, Traktat über die Kunst, nüchtern und sorgfältig zu philosophieren, Halle (Saale) 1965.

4 Jacob Emmanuel Mabe, »Anton Wilhelm Amo. Ein Wegbereiter der modernen deutschen Philosophie?«, in: Ders., Warum lernt und lehrt man Deutsch in Afrika? Autobiographische Ansichten und didaktische Erfahrungen. Festschrift zu Ehren von Anton Wilhelm Amo, Nordhausen 2014, S. 11–28.