Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Welche Anfragen ergeben sich aus den postkolonialen und dekolonialen Fragestellungen für die Theologie? Wir stellen Ihnen eine Auswahl vor: Im Länderbericht zeichnet Henning Melber die Spuren des deutschen Kolonialismus in Namibia nach und erörtert, warum eine unabhängige Entwicklung des Landes weiterhin schwierig bleibt. Den Schwerpunktteil eröffnet Josef Estermann, indem er die Entstehungskontexte postkolonialer und dekolonialer Theorien aufführt und anhand dieser die grundlegenden Begrifflichkeiten beider Traditionsstränge abgrenzt. Daran anknüpfend stellt Stefan Silber postkoloniale und dekoloniale Theologien vor und analysiert deren Potenzial, die dominierenden westlich-eurozentrischen Lesarten zu dekonstruieren und ihnen alternative Perspektiven gegenüberzustellen. Aus asiatischer Perspektive führt Kwok Pui-Lan in die Ansätze der postkolonialen (feministischen) Bibelexegese ein und zeigt auf, inwieweit sich in biblischen Texten Othering-Prozesse finden, durch die Personengruppen zu einem oppositionellen »Anderen« konstruiert werden. Anthony Egan berichtet von den Protesten, die 2015 an den Universitäten Südafrikas ausgebrochen sind und mit denen Studierende die Dekolonialisierung von Bildung und Wissen gefordert haben. Chammah J. Kaunda entfaltet anhand des Zulu-Begrüßungswortes Sawubona eine dekoloniale Spiritualität. Nachfolgend berichtet Thomas Hohenschue von einer Podiumsdiskussion, die die Aachener Hilfswerke mit der Bischöflichen Akademie Aachen zum Thema »Zwischen Unterdrückung und Widerstand. Debatte über Kirche, Kolonialismus und Rassismus« in Aachen ausgerichtet haben. Zum Abschluss stellt ein Studierendenkollektiv des Fachbereichs Theologie in Hamburg seine Arbeitsgruppe Decolonize Theology samt zugehörigem Instagram-Projekt vor.
Wir hoffen, dass wir Ihnen in diesem anhaltenden Suchprozess neue Perspektiven vorstellen können.
Ihre
Marita Wagner